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Sturm ueber den Highlands

Titel: Sturm ueber den Highlands
Autoren: Suzanne Barclay
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reisen?“ fragte er sanft.
    Sie zuckte zusammen. „Nein. Ich ... Ich ... Kinduin ist jetzt mein Zuhause. Ich möchte nicht von hier fort ... niemals.“
    „Gut so“, sagte Lucais und wusste, dass es nicht stimmte, dass sie log. Sie vermisste ihre Familie, besonders den Vater, der ihr immer ein Vorbild gewesen war. Doch durch Raeberts gewissenloses Handeln könnte sie ihr Schuldgefühl vielleicht für immer den Carmichaels entfremden. Außer, es geschah etwas. Etwas Einschneidendes. Er hoffte nur, dass sein Vorhaben nicht so drastisch war, dass sie sich von ihm abwandte. „Ich liebe dich, Beth. Denke daran, was immer auch geschehen mag.“
    Er führte etwas im Schilde. Besorgnis ergriff Elspeth. „Was meinst du damit?“ fragte sie, doch er lächelte nur sanft, nahm ihre Hand in die seine und führte sie aus dem Gemach. Als sie die Treppe hinabschritten, dachte sie an seine geheimnisvollen Worte. Hatte er die Wahrheit über Gillies Herkunft erraten?
    Nein. Sie hatte dafür gesorgt, dass das Kind Lucais fernblieb, obwohl es ihr wehtat, den Schmerz und die Enttäuschung auf seinem und Gillies Gesicht zu sehen, jedes Mal, wenn sie zwischen die beiden trat. Lucais wollte dem Kind ein Vater sein, und Gillie brauchte ihn.
    „Unser Laird und seine Gemahlin“, rief eine Stimme, als sie die Halle betraten. Sogleich waren sie von lärmenden, ausgelassenen Sutherlands umgeben. Die meisten Männer trugen wie Lucais safrangelbe Tuniken und halbhohe Stiefel. Die Frauen waren in einen bunten Farbenreigen gekleidet, in leuchtendem Rot und Blau, manche trugen eine goldene Schmucknadel, die sich glitzernd vom wollenen Stoff der Kleider abhob.
    Unter ihrem eigenen Kleid, nahe ihrem Herzen, fühlte Elspeth die seltsame Wärme des Bernsteinamuletts. Manches Mal war dies schon geschehen. Eine Erinnerung an Daibidh, fragte sie sich, der nicht mehr unter ihnen weilte, doch nicht vergessen war.
    „Alles ist bereit“, sagte Cathal zu Lucais. Der Blick des älteren Mannes schweifte zu Elspeth, und er grüßte sie mit einer Ehrerbietung, die sie noch mehr als das Amulett mit Wärme erfüllte. Die anderen begrüßten sie mit großem Überschwang. Sie umringten sie, umarmten sie und lobten sie über alle Maßen. Ja, sie gehörte hierher. Sie gehörte zu Kinduin, wo das Leben eine ständige Herausforderung war.
    „Ich bin sehr stolz auf dich, Liebste“, flüsterte ihr Lucais ins Ohr.
    „Das sollst du auch sein.“
    „Ich beweise es dir, indem ich dir jeden Preis widme, den ich heute gewinnen werde“, sagte Lucais ernst und in dem Bewusstsein, dass der schwerste Kampf jener war, von dem sie noch nichts ahnte. Helfe Gott, dass mein Plan nicht fehlschlägt, dachte er, als er sie den Weg vom Turm hinwegführte.
    Unter der Begleitung von kläffenden Hunden, freudeschreienden Kindern und schrillen Dudelsackklängen zogen die Leute des Sutherland-Clans über den Burghof und die Zugbrücke zu dem grasbewachsenen Hügel unterhalb der Burg. Man hatte für die
    Spiele ein Areal, etwa doppelt so groß wie die Halle von Kinduin, mit Seilen abgesperrt. Während sich die Zuschauer entlang der Seile aufstellten, ging Lucais mit Elspeth an der Hand geradewegs zur Mitte des Feldes.
    „Als ich den Tag für diesen Sippentag festsetzte, sagte ich euch, dass er sich von den Treffen der vergangenen Jahre unterscheiden würde“, begann Lucais zu sprechen. „Das ist keine Waffenschau, kein Wettstreit in Waffenkünsten und Kampfgeschick, wie wir es gegen die Munros gebraucht hatten. Wir haben mit unseren Feinden Frieden geschlossen.“ Aus einigen Ecken ertönte gemurmelter Widerspruch.
    Lucais unterbrach ihn mit gehobener Hand. „Ich verstehe eure Vorsicht... ich teile sie sogar“, fügte er hinzu und ließ den Blick über die ganze Runde schweifen. „Doch Alain Munro ist nun ihr Anführer, und er ist kein habgieriger Teufel. Ich wäre heute nicht hier, wenn er es wäre. Alain hat sein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt, um meines zu retten, hat den Schwertstreich genommen, den Seamus auf mein Herz gezielt hatte.“
    „Sollen wir alle Sutherlands vergessen, die von den Munros getötet worden sind, und alle Gehöfte, die die Munros in Brand gesteckt haben?“ rief eine heisere Stimme.
    Überraschenderweise war es Cathal, der antwortete: „Nein. Wir werden das niemals vergessen, doch das Blut wurde auf beiden Seiten vergossen ... für Seamus’ Habgier. Er ist tot ebenso wie sein teuflischer Sohn, Raebert. Ich sage, danken wir Gott dafür, dass diese
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