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Sturm ueber den Highlands

Titel: Sturm ueber den Highlands
Autoren: Suzanne Barclay
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Doch Alain war schneller.
    Mit einem Sprung überwand er die wenigen Fuß, die ihn von den Kämpfenden trennten. Alain stieß Lucais zur Seite, und der Schwertstreich traf ihn mitten in die Brust. Die stählernen Glieder seiner Rüstung zersprangen und offenbarten eine unheilvolle rote Linie. Alle erstarrten, den Blick auf das Blut gerichtet, das zwischen Alains Fingern tropfte, die er an seine Seite gelegt hatte. „Ich dachte nicht, dass du dazu fähig bist“, flüsterte er und sah Seamus mit wundem Blick an. Dann verdrehte er die Augen und stürzte. Fast wäre er zu Boden gefallen, hätte Lucais ihn nicht auf gefangen und sanft hingelegt.
    „D.. .du hast ihn getötet“, hauchte der Jüngste aus dem Munro-Clan, ein rotbackiger Jüngling, mit erschrockenem Blick.
    „Halt den Mund, John“, schnarrte Seamus und funkelte wild seine bleichen Gefolgsleute an. „Ich tat es nicht mit Absicht. Er hätte es besser wissen sollen, als sich mir in den Weg zu stellen, der Dummkopf. Seht zu, dass Sutherland sich nicht von der Stelle rührt“, befahl er dem nächststehenden Mann. „Die anderen können mir helfen, den Schatz aus dem Schiff zu bergen.“ Er wandte sich seiner Beute zu.
    Seine Worte lösten die anderen aus ihrer Erstarrung. Elspeth trat vor und kniete neben ihrem gefallenen Freund nieder. „Oh, Alain“, flüsterte sie, als sie sein kreideweißes Gesicht sah und das Blut, das aus der Wunde quoll. „Lucais. Wir müssen ihm helfen.“
    Lucais blickte erstaunt auf Alain. „Warum hat er mich gerettet?“
    „Weil er ein guter Mann ist.“ Doch er wäre bald tot, wenn sie nicht die Blutung stillten. „Ich brauche Licht und Tücher, um die Wunde zu verbinden. Ein Hemd, einen Mantel, irgendetwas.“ Verzweifelt blickte sie zu Lucais, gerührt sah sie, wie er rasch unter den wachsamen Blicken von John Munro sein wollenes Wams in Streifen riss. Nur verschwommen nahm sie die vier
    Munros war, die an ihnen vorüber zur Bahre schritten.
    „Muß er sterben?“ fragte Jung John und trat aufgeregt von einem Fuß auf den anderen. Diese Bewegung lenkte Elspeths Aufmerksamkeit auf den Boden. Ein Blick auf seine Schuhe, und Furcht kam zu der Besorgnis hinzu, die Elspeths Herz erfüllte.
    Sie befanden sich alle auf den glatten Steinquadern.
    Elspeth griff nach Lucais’ Arm. „Wir müssen Alain dort hinüber schaffen.“ Sie wies auf die drei Steine mit Zeichnungen, wo die Fackel, die sie früher hatte fallen lassen, flackerte.
    „Ich bringe dir das Licht.“ Lucais wollte sich erheben.
    „Nein.“ Elspeth sprach leise und eindringlich, als sie ihm ihre Vermutung über die Steinzeichnungen erklärte.
    „Ich zweifle, dass die Leute in früheren Zeiten die Werkzeuge hatten, solch ausgeklügelte Fallen zu bauen.“
    „Ich weiß, es klingt weit hergeholt, doch ...“Er hörte ihr nicht zu. Sein Blick war auf Seamus und die Bahre gerichtet. „Lucais. Was hast du vor?“
    Mit angespannten Zügen wandte er sich um. „John. Wenn dir Alains Leben etwas bedeutet, hilf meiner Frau, ihn von hier fortzuschaffen.“
    „Lucais.“ Elspeth griff nach seinem Arm. Er nahm ihre Hand, drückte sie leicht und hob sie für einen kurzen Kuss an die Lippen.
    „Ich liebe dich, Beth. Doch ich kann nicht untätig zusehen, wie Seamus das Erbe meines Volkes raubt.“ Als er aufstand, hatte er Alains Schwert in Händen. Er näherte sich dem Totenschiff, während Seamus sich darüberbeugte und eine Truhe heraushob. Ein entferntes Klicken ertönte, als er die mit Juwelen gefüllte Truhe über die Reling schob. Das Schiff erzitterte in seinem hölzernen Gestell. Nein, der gesamte Raum schien sich wie von unsichtbarer Hand zu bewegen.
    Elspeth sprang auf. „Wir müssen von hier fort... jetzt gleich!“ Donnerhall unterstrich ihre Worte. Doch er kam nicht von draußen, sondern aus dem tiefen Inneren des Broch.
    „Verdammte Hölle! Was ist denn das?“ fragte Seamus.
    Das Geräusch wiederholte sich. Und der Boden schwankte, als ob etwas das Innere des Turms aufwühlte. Das Grollen wurde stärker, wurde zu einem gleichbleibenden Getöse, als Stein an Stein knirschte.
    „Das ist der Fluch!“ schrien die Munros an Seamus’ Seite.
    Sie ließen ihren Anführer im Stich, rannten zum Ausgang, doch nach zwei Schritten wich der Boden vor ihnen, und ein gähnender schwarzer Abgrund tat sich auf. Sie konnten nicht mehr stehen bleiben, stießen aneinander und fielen schließlich kopfüber in die Tiefe. Ihre heiseren Schreie wurden von einem schrecklichen
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