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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren
Autoren: L. E. Modesitt
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murmelt Alyet. »Wir sind da.«
    Die Frau und Lorn führen den Händler drei Stufen hinauf zu einem dunklen Eingang auf der linken Seite. Sie sucht einen glänzenden Messingschlüssel aus Alyets Gürteltasche und schließt die Tür auf.
    Gemeinsam durchqueren sie das kleine Wohnzimmer, in dem nur ein winziger Tisch mit zwei Stühlen steht und ein niedriges Sofa unter dem hohen Fenster. Das Schlafzimmer, gerade groß genug für ein Bett und eine Kommode, befindet sich hinter einem schmalen Durchgang.
    Sie helfen Alyet aufs Bett, auf dem eine dunkelblaue Tagesdecke ausgebreitet liegt.
    »Seid Ihr sicher, dass ihm nichts fehlt?«, fragt die Frau.
    »Er hat einige böse Schrammen und eine Beule auf dem Kopf, aber es ist nichts gebrochen, glaube ich«, stellt Lorn fest, »nur der Kopf wird ihm die nächsten Tage wehtun.«
    »Ryalth … seid vorsichtig … es tut mir Leid … ich glaube nicht, dass ich Euch nach Hause bringen kann«, entschuldigt sich Alyet.
    »Ich werde mich schon um Eure Dame kümmern«, verspricht Lorn. »Macht Euch keine Sorgen.«
    Ryalth hebt die fein geschwungenen, schmalen Augenbrauen. Sie hat nichts dagegen einzuwenden, denn sie verlassen gemeinsam Alyets Wohnung.
    Zurück auf der Straße des Fortwährenden Lichts unter dem Gewölbe aus weißem Stein – es handelt sich nur um Alabaster, nicht um Sonnenstein –, wendet sich Lorn an Ryalth: »Wir sollten uns überlegen, was wir heute Nacht noch unternehmen wollen.«
    Sie zieht die Augenbrauen ein zweites Mal hoch. »Ich kenne Euch nicht, Ser, und Ihr scheint mir ein Schüler zu sein.«
    »So ist es, und gerade deshalb müsst Ihr Euch keine Gedanken machen. Außerdem solltet Ihr den Abend nicht mit einer solch verstörenden Begebenheit ausklingen lassen.« Lorn nimmt die Hand der jungen Frau und lächelt gewinnend.

 
V
     
    D as kalte Licht der Wintersonne fällt durch die hohen Fenster auf die durch die Jahre und das Chaos weiß gewordenen Granitwände hoch über den Köpfen der fünf Gestalten im Klassenzimmer und taucht den Raum in ein seltsam kraftvolles Licht. Vier Magi’i-Schüler sitzen auf den unbequemen Stühlen mit dem Gesicht zum Lektor, der vor ihnen in seiner schimmernden weißen Kleidung steht: weiße Tunika und Hose, weißer Gürtel und weiße Stiefel.
    Lorn fragt sich – und das nicht zum ersten Mal –, ob die Unterwäsche des Lektors wohl auch so schimmert; er weiß, dass die seines Vaters es nicht tut – doch irgendwie wirkt ein Lektor, der die eigenen Studien überwacht, abschreckender.
    Ciesrt’elth rutscht auf seinem Stuhl hin und her, worauf dieser knarrt. Lektor Abram’elth übergeht das Geräusch und blickt die Vierergruppe mit golden funkelnden Augen an; die meisten der hochrangigen Magi’i haben golden glänzende Augen. »Die Zeit ist gekommen. Noch einmal sollt ihr die Chaos-Türme betrachten, und zwar mit all euren Sinnen, nicht nur mit den Augen. Ihr werdet jeweils zu zweit gehen, ich begleite euch. Ciesrt’elth und Rystel’elth, ihr seid die Ersten. Tyrsal’elth und Lorn’elth gehen danach. Ihr aus der zweiten Gruppe werdet hier warten.«
    Nachdem die Goldeichentür ins Schloss gefallen ist, wirft Tyrsal Lorn einen fragenden Blick zu. »Warum sollte er nun anders aussehen als vorher? Der Turm, meine ich.«
    »Wir haben schon einen gesehen und auch die Zeichnungen davon. Wahrscheinlich sieht er immer noch genauso aus und die Zeichnungen auch, außer vielleicht, dass er vor Chaos glüht. Es ist ein Chaos-Turm. Vielleicht ist es das, was der Lektor wissen möchte: ob wir das Chaos fühlen können.« Lorn lacht leise.
    »Vielleicht sieht er ja, mit den Chaos-Sinnen betrachtet, ganz anders aus. Vielleicht haben wir uns beim ersten Mal nur eingebildet, einen Turm gesehen zu haben.«
    »Warum sollten sie uns täuschen? Das wäre Zeitverschwendung.«
    »Sie sagen, dass keine der Hallen im Palast des Ewigen Lichts wirklich so ist, wie die Leute sie zeichnen«, entgegnet Tyrsal. »Und dass sie sich ständig verändern.«
    »Das ist etwas anderes. Jeder kann um eine Audienz beim Kaiser ersuchen, oder bei seiner Stimme oder seinem Berater. Sie wissen nicht, wer da kommt, und ich glaube, der Kaiser kann es sich nicht erlauben, jemandem zu trauen. Außer der Hand vielleicht, und das nur, weil niemand weiß, wer das ist. Die höchsten und fähigsten Magi’i könnten mit einem Chaos-Glas den ganzen Palast durchleuchten. Deshalb steht hinter jedem Glas im Palast ein Lanzenkämpfer mit Feuerlanze. Wir hier … sind die
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