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Stürmische Verlobung

Stürmische Verlobung

Titel: Stürmische Verlobung
Autoren: Kathryn Caskie
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hektisch nach dem Bord, um sich Halt zu verschaffen, doch stattdessen bekam er nur drei übergroße Bücher zu fassen. Mit entsetzt aufgerissenen Augen fiel er rücklings von der Leiter und landete mit einem dumpfen Aufprall auf dem Teppich. Zwei hoch aufgetürmte Bücherstapel begannen zu schwanken und stürzten über ihm ein.
    »Edgar!« Viola eilte so schnell es ihr Gehstock erlaubte zu ihm. »Haben Sie sich wehgetan?«
    Der Butler verzog schmerzhaft das Gesicht, schüttelte aber den Kopf.
    »Du musst vorsichtiger sein, Letitia«, rügte Viola. Sie nahm einen dicken scharlachroten Band von Edgars Brust und reichte ihn ihrer Schwester. »Du hättest ihn verletzen können.«
    Doch Letitia schenkte ihr keine Beachtung. Etwas an dem Buch schien ihre Aufmerksamkeit zu fesseln. Sie setzte sich ihre dicke Brille auf, dann drehte sie das Buch in ihrer Hand um. Ihre wässrigen Augen begannen zu strahlen. »Viola, ich glaube, Edgar ist fündig geworden.«

    Letitia schubste einen Stapel Bücher vom Foliantentisch und legte das Buch auf die polierte Tischplatte. Ihre dicken Finger sausten über die ersten beiden Seiten. Sie sah Viola an. »Ja! Er hat Papas Regelbuch gefunden.«
    Während Edgar sich unter dem Bücherberg hervorrappelte und sich an das mühsame Unterfangen machte, die Bände wieder ins Regal zu stellen, gesellte Viola sich auf ihren Stock gestützt zu ihrer Schwester.
    Ihre Hand zitterte vor Aufregung, als sie ihre Lorgnette aus der Schublade holte und vor ihre Augen hielt. Sie neigte den Kopf und spähte angestrengt, bis ihre schlechten Augen die fette Überschrift auf der Titelseite ausmachen konnten.
    »Oh, du hast recht, Schwester. Das ist es!« Sie schaute mit einem glücklichen Lächeln zu Letitia auf. »Wir sollten gleich heute Abend beginnen, findest du nicht auch?«
    »Unbedingt. Sofort sogar, wenn du mich fragst.« Letitia wirbelte herum. »Edgar, holen Sie bitte unsere Großnichten in den Salon - auf der Stelle .«
     
    Eliza und Grace saßen erwartungsvoll im Salon, als das Klacken von Gehstöcken im Flur ihre Tanten ankündigte.
    Tante Letitia und Tante Viola bauten sich mit feierlichen Mienen vor dem zierlichen Pembroke-Tisch auf, als hätten sie eine Erklärung von großer Bedeutung abzugeben.
    Tante Viola räusperte sich und begann. »Vor vielen Jahren standen Letitia und ich kurz vor unserem Debüt und unserer ersten Ballsaison, als unsere Mutter starb. Selbst noch etliche Jahre nach der Trauerzeit nahmen wir aus Achtung vor der tiefen Verzweiflung unseres Vaters an keinen Festlichkeiten der Ballsaison teil. Wir hatten keine Verehrer. Wir erhielten keine Heiratsanträge, der angesehenen gesellschaftlichen Stellung des Generals zum Trotz.« Ein wehmütiges Seufzen entrang sich ihrer Brust. Dann begannen Tante Violas Lider urplötzlich
zu flattern, und sie hauchte eine eilige Warnung. » Es überkommt mich …«
    Violas Kinn sank auf ihre Brust, und sie schwankte hin und her, während sich ihre Lider schlossen.
    Ohne den Hauch von Besorgnis auf ihrem runden Gesicht half Tante Letitia Viola zu einem Sessel, bevor ihrer Schwester die Beine wegknickten.
    Offenkundig zuversichtlich, dass Viola nicht aus dem Sessel fallen würde, drehte Tante Letitia sich sodann wieder zu Eliza und Grace um.
    »Nun, wo waren wir stehen geblieben?«, fragte sie.
    »E-euch wurden keine Heiratsanträge gemacht«, stammelte Eliza hilfsbereit und warf einen Blick zu Viola, die keine Anstalten machte, aus ihrer Ohnmacht zu erwachen. Die plötzlichen Schlafanfälle waren ein vertrautes Vorkommnis im Haus, und obgleich die Plötzlichkeit Eliza immer von Neuem erschreckte, wusste sie doch, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte. Tante Viola würde schon bald wieder erwachen, frisch und munter wie ein junges Reh.
    »Das stimmt«, erwiderte Tante Letitia. »Als Papa einige Jahre später starb, debütierten wir von Neuem in der Gesellschaft. Doch wir waren jenseits des heiratsfähigen Alters und wir wurden zu alten Jungfern erklärt.« Sie ergriff die Hand ihrer schlafenden Schwester und drückte sie. »Ihr macht euch keine Vorstellung davon, welches Halbleben man als alte Jungfer führt. Man gehört nie wirklich dazu. Man wird nie wirklich geliebt oder geschätzt …«
    »Aber Tantchen«, fiel Eliza ihr ins Wort, »es steht dir frei, deine eigenen Entscheidungen zu treffen. Du bist unabhängig. Niemand sagt dir, was du mit deinem Leben tun oder lassen sollst …«
    »Und niemand teilt nachts das Bett mit mir. Es gibt
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