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Stürmisch verliebt auf Mallorca

Stürmisch verliebt auf Mallorca

Titel: Stürmisch verliebt auf Mallorca
Autoren: Jane Waters
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musste sofort mit Sancho sprechen.
    Als er die Lobby betrat, kam ihm dieser schon entgegen. Der Mexikaner war so etwas wie seine rechte Hand und leistete ihm stets wertvolle Hilfe.
    „ Buenos días , Ramiro!“, begrüßte Sancho ihn herzlich. „Ist etwas passiert? Warum hast du es denn so eilig?“
    „Guten Morgen“, erwiderte Ramiro gefasst. „Hast du nicht die Typen da vorn am Eingang gesehen?“
    „Nein …“ Sancho blickte ihn fragend an, und Ramiro nahm zum ersten Mal wahr, dass der dichte Schnauzbart seines Angestellten langsam grau wurde. Wie lange arbeitete Sancho eigentlich schon für seine Familie? Jedenfalls war er längst unentbehrlich geworden.
    „Hör zu“, sagte er, „ich möchte, dass du die Konkurrenz vom Platz verweist. Sie versuchen, direkt vor der Tür unsere Gäste abzuwerben und das mit einem fragwürdigen Angebot. Könntest du da bitte sofort etwas unternehmen?“
    „Natürlich, Ramiro, kein Problem.“
    „Gut … liegt heute sonst noch etwas Wichtiges an?“
    „Du musst gleich die neue Reisegruppe begrüßen“, erwiderte Sancho, „hast du das schon vergessen?“
    Ramiro stöhnte insgeheim. Natürlich! Es kam ja wieder ein ganzer Schwung von Gästen, diesmal aus England. Heute würden es überwiegend Rentner sein. Er hatte vor Kurzem eine neue Aktion gestartet, um andere Zielgruppen für sein grünes Konzept zu begeistern. Klappern gehörte eben genauso zum Handwerk wie der leidige Kampf in der Branche, sich zu behaupten.
    All dies bereitete ihm aber neuerdings weniger Sorgen als die Tatsache, dass im Sommer sein viel beschworener 35. Geburtstag vor der Tür stand – und immer noch war er Single. Stets war er davon ausgegangen, dass ihm die richtige Frau einfach über den Weg laufen würde, doch so war es bisher nicht gewesen. Keine der Bekanntschaften aus den letzten Jahren hatte ihn wirklich gefesselt. Gut, bisher hatte auch immer sein Beruf an erster Stelle gestanden, und er hatte kaum Zeit in amouröse Beziehungen investiert. Wenn er allerdings noch lange so weitermachte, würde auch dieses Jahr ungenutzt verstreichen. Und das durfte auf keinen Fall passieren.
    „Da kommen sie schon!“, rief Sancho und zeigte zur Einfahrt.
    Ramiro drehte sich um. Es war der blaue Reisebus, hinter dem er vorhin eine halbe Ewigkeit hergeschlichen war. Plötzlich durchpulste ihn eine Welle von Energie, und in seiner Brust wurde es warm. Eine Sekunde lang schien seine Umgebung in helleres Licht getaucht, dann war der ganze Spuk vorbei.
    Ramiro stutzte. Wie lange schon hatte er so etwas nicht mehr erlebt! Er kannte solche Empfindungen, sie traten auf, wenn sich Geschehnisse anbahnten, die großen Einfluss auf sein Leben haben sollten. Er hatte merkwürdigerweise eine ungewöhnliche Intuition geerbt, die sich oft in einer gesteigerten Wahrnehmung äußerte.
    Doch von dieser Gabe, die in seiner Familie nichts Ungewöhnliches und auf die er früher so stolz gewesen war, wollte er eigentlich nicht mehr viel wissen. Sie hatte ihn nicht nur im wichtigsten Moment seines bisherigen Lebens im Stich gelassen, sondern ihm auch eine fast untilgbare Schuld aufgebürdet.
    Die Erinnerung daran war so schmerzlich, dass er jetzt unwillkürlich in sich zusammensank. Dann jedoch straffte er sich. Was war denn heute mit ihm los? Und wieso hatte er das Gefühl, dass die Ankunft eines Reisebusses voller Rentner irgendein großartiges Ereignis darstellte? Irgendwie war er wohl nicht so gut in Form.
    Ich sollte wohl besser noch schnell in der Lobby einen Kaffee trinken und dann zur Tagesordnung übergehen, dachte er.
    Doch während er rasch nach draußen lief, um den Wagen zu seinem Privatparkplatz zu fahren, wuchs sein Unbehagen, und plötzlich hatte er das Gefühl, dass diese Saison mehr als nur eine große Herausforderung werden würde. Das aber hatte anscheinend nicht nur mit seinem Beruf zu tun.
    Sie hatten den mit Palmen gesäumten Zufahrtsweg erreicht, und der Bus fuhr durch eine weitläufige Gartenanlage. Lilian konnte es nicht glauben. Hier also durfte sie nun zehn unbeschwerte Tage verbringen? Sie hatte erwartet, in einem der großen Paläste untergebracht zu werden, deren Abbildungen so oft die gängigen Prospekte zierten, und selbst das wäre ihr wie ein unerhörter Luxus vorgekommen. Schließlich hatte sie noch nie im Süden – ganz zu schweigen in einem Vier-Sterne-Hotel – Urlaub gemacht.
    Doch das hier übertraf all ihre Erwartungen. In einen Park eingebettet, der sehr ursprünglich wirkte, lagen
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