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Stürmisch verliebt auf Mallorca

Stürmisch verliebt auf Mallorca

Titel: Stürmisch verliebt auf Mallorca
Autoren: Jane Waters
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die unverhoffte Reise nach Mallorca nicht ideal für sie, um die dunkle und schmerzliche Zeit endlich hinter sich zu lassen?
    Unwillkürlich tastete sie nach dem schmalen, silbernen Ring, dem einzigen Schmuckstück, das sie trug und das sie an ihre Herkunft erinnerte.
    „Er soll dein Glücksbringer sein und dich auf einen guten Weg bringen“, hatte ihre Mutter gesagt und sich eine Träne weggewischt. Dabei hatte sie jedoch mit keinem Wort versucht, ihre einzige Tochter Lilian davon abzuhalten, Hals über Kopf die Heimatstadt zu verlassen. Erst in diesem Moment hatte Lilian begriffen, dass nicht einmal ihre Mum daran glaubte, dass sie wirklich unschuldig war.
    Ramiro trommelte ungeduldig mit den Fingern aufs Lenkrad. Schon seit einer Ewigkeit fuhr er im Schneckentempo hinter dem blauen Reisebus her, aber die Streckenführung hatte bisher keine Möglichkeit zum Überholen geboten. Da endlich tat sich eine Lücke auf, und er trat aufs Gas.
    Nach den ruhigen Wintermonaten hatte der Tourismus und der damit verbundene Verkehr jetzt wieder erheblich zugenommen. Aber schließlich lebte er ja von den Besuchern, die Mallorca jedes Jahr zur Mandelblüte in Scharen heimsuchten.
    Wenig später bog er mit seinem im Sonnenlicht glänzenden Cabriolet auf die Zufahrtsstraße zu seiner Ferienanlage ein. „El Paraíso Verde“, das grüne Paradies, lag im Südwesten der Insel, keine Stunde von der Hauptstadt Palma entfernt. Das Meer war hier tiefblau, und kleine Pinien- und Kiefernwäldchen säumten die Küste mit ihren feinsandigen Stränden.
    Da sich die Anlage deutlich von den anderen touristischen Hochburgen mit ihren Betonklötzen abhob, galt der Aufenthalt im „Paraíso Verde“ längst nicht mehr nur als Geheimtipp. Mit viel Erfolg und Enthusiasmus betrieb Ramiro auch sein zweites Resort, „El Cielo Verde“, den grünen Himmel, im Südosten der Insel, wo dem allgemeinen Bauboom durch strenge Auflagen zum Glück von Beginn an Einhalt geboten worden war.
    Dort zeigte sich die Umwelt noch ursprünglich, und die Fischerdörfer hatten ihren alten Charme bewahrt. Mit dem Konzept des grünen und umweltfreundlichen Tourismus rannte er offene Türen ein. Er lag damit voll im Trend. Doch nicht zuletzt ermöglichten ihm die Ferienanlagen auch ein ziemlich komfortables Leben.
    Nun fuhr er langsamer und ließ den Blick durch die blühende Natur schweifen. Da tauchten auch schon die ersten weiß getünchten Gebäude seines Ferienparadieses auf. Harmonisch fügten sie sich in die Landschaft ein, und in dem großen Garten, der fast bis hinunter an die goldgelbe Küste reichte, wuchsen neben einer Vielzahl von Palmen die außergewöhnlichsten Pflanzen der Insel. Wie gern er hierherkam!
    Doch was war das? Wer verteilte denn vor den Toren schon wieder diese verflixten Werbezettel, die dann später überall in der Gegend herumflogen? Waren es die Betreiber eines neuen Restaurants oder die einer Diskothek, die auf diese Weise Gäste anzulocken gedachten?
    Ramiro hielt den Wagen an und ließ die Scheibe hinunter. Ein junger Kerl grinste ihn an und hielt ihm unverblümt einen Flyer entgegen – mit Werbung von der Konkurrenz!
    „… jetzt auch mit einem Café, das durch selbst erzeugten Solarstrom klimatisiert wird und einer Auswahl an biologisch angebauten Produkten …“ , las Ramiro das Gedruckte auf dem Hochglanzpapier. Genauso lautete auch der Text in der Broschüre, mit der er seine eigenen Ferienanlagen bewarb. So eine Frechheit, nicht nur sein Konzept, sondern sogar den Wortlaut zu kopieren!
    Natürlich war es wünschenswert, dass ökologisches Bewusstsein endlich auch bei anderen Anbietern der Tourismusbranche Einzug hielt. Doch hier steckte hundertprozentig der Díaz-Clan dahinter, und die offensive Art, wie dieser ihm die Gäste abspenstig machen wollte, missfiel ihm. Die Familie Díaz – finanzstark und einflussreich – empfand er schon lange als Gefahr für die Natur der Insel, aber auch für sein Geschäft.
    Die Stirn gerunzelt, stellte er fest, dass die auf dem Handzettel aufgelisteten Zimmerpreise deutlich unter seinen lagen. Das war auch kein Kunststück, wenn man die Bettenburgen betrachtete, die die Küste rund um den Flughafen nicht gerade verschönerten. Und nun schmückten seine Konkurrenten sich plötzlich mit Umweltbewusstsein?
    Ramiro ließ den Motor wieder an. So leicht würde er sich nicht in die Enge treiben lassen! Er lenkte seinen Wagen bis vor das Eingangsportal. Normalerweise parkte er hier nicht, doch er
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