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Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6
Autoren: Liza Marklund
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bleiben konnte, um sich noch einmal interviewen zu lassen. Annika atmete auf.
    »Sie werden mir nichts über meinen Job beibringen«, sagte Bertil Strand.
    »Wie gut«, erwiderte Annika. »Und was wäre gewesen, wenn sie die Leiche rausgetragen hätten, während Sie unterwegs waren, um für die Konkurrenz Eis zu kaufen?«
    Bertil Strand sah sie voller Verachtung an.
    »Draußen im Feld sind wir keine Konkurrenten, hier sind wir Kollegen.«
    »Ich glaube, da täuschen Sie sich«, sagte Annika. »Journalisten jagen nicht in Rudeln. Wir sollten uns mehr auf unsere Seite konzentrieren.«
    »Das bringt keinem was.«
    »Doch, den Lesern und der Glaubwürdigkeit.«
    Bertil Strand schulterte seine Kameras.
    »Wie gut, dass Sie mir das erklären. Ich arbeite ja erst fünfzehn Jahre bei dieser Zeitung.«
    Verdammte Scheiße, dachte Annika, als der Fotograf zu seinen »Kollegen« zurückging, dass ich aber auch nie die Klappe halten kann! Plötzlich war ihr schwindelig, und sie fühlte sich kraftlos. Ich muss schnell etwas trinken, dachte sie. Zu ihrer großen Freude sah sie Berit aus der Hantverkargatan hinaufkommen.
    »Wo warst du?«, rief Annika und ging auf sie zu.
    Berit stöhnte.
    »Ich habe im Auto gesessen und telefoniert, die Zeitungsausschnitte von dem anderen Mord aus dem Archiv bestellt und mit ein paar Polizeikontakten geredet.«
    Sie versuchte vergeblich, sich abzukühlen, indem sie mit der einen Hand wedelte.
    »Ist was passiert?«
    »Ich habe nur mit einer Frau aus dem Viertel geredet.«
    »Hast du was getrunken? Ich finde, du siehst etwas blass aus.«
    Annika wischte sich den Schweiß von der Stirn, und plötzlich war ihr zum Weinen zu Mute.
    »Ich habe gerade ein paar ziemlich blöde Sachen zu Bertil Strand gesagt«, sagte sie gedämpft. »Dass man am Ort des Geschehens nicht mit den Konkurrenten rummachen sollte und so.«
    »Ganz meine Meinung. Aber Bertil Strand ist da anderer Ansicht, das weiß ich«, sagte Berit. »Es ist manchmal etwas schwer, mit ihm zurechtzukommen, aber er ist ein ziemlich guter Fotograf. Geh und kauf dir was zu trinken.
    Ich halte die Stellung.«
    Dankbar verließ Annika die Kronobergsgatan und ging den Drottningholmsvägen hinunter. Sie stand gerade in der Schlange am Kiosk am Fridhemsplan, um sich ein Mineralwasser zu kaufen, als sie den Leichenwagen nach links in Richtung Kronobergspark abbiegen sah. »Um Himmels willen«, rief sie, rannte einfach über die Straße – ein Taxi machte eine Vollbremsung – und lief quer über die Sankt-Eriksgatan zurück zum Park. Als sie wieder oben war, wurde sie fast ohnmächtig.
    Der Leichenwagen war in der Sankt-Göransgatan stehen geblieben, und ein Mann und eine Frau stiegen aus.
    »Warum bist du so außer Atem?«, fragte Berit.
    »Das Auto, die Leiche«, keuchte Annika und stützte die Hände auf die Knie.
    Berit beruhigte sie:
    »Der Leichenwagen wird hier eine ganze Weile stehen.
    Die Leiche verschwindet nirgendwohin. Du musst nicht so nervös sein, wir verpassen schon nichts.«
    Annika stellte ihre Tasche auf den Bürgersteig und richtete sich auf. »Entschuldigung«, sagte sie.
    Berit lächelte.
    »Geh und setz dich in den Schatten. Ich hole dir jetzt was zu trinken.«
    Annika verzog sich in den Schatten. Sie kam sich vor wie ein Idiot.
    »Das wusste ich nicht«, murmelte sie, »ich habe keine Ahnung.«
    Sie setzte sich auf den Bürgersteig und lehnte sich wieder gegen die Hauswand. Der Boden brannte durch den dünnen Rock heiß auf ihrem Hintern.
    Der Mann und die Frau aus dem Leichenwagen standen vor den Absperrungen, direkt am Eingang, und warteten.
    Drei Männer hielten sich immer noch innerhalb der Umzäunung auf, wahrscheinlich waren zwei von ihnen Kriminaltechniker und einer ein Fotograf. Sie bewegten sich vorsichtig, bückten sich, hoben etwas vom Boden auf.
    Richteten sich wieder auf. Die Entfernung war zu groß, um zu erkennen, was sie da eigentlich machten. Ist es immer so langweilig am Tatort?, fragte sie sich.
    Berit kam nach ein paar Minuten zurück und hatte eine große, eiskalte Cola dabei.
    »Hier, da ist Zucker drin und ein paar Sorten Salz, genau das, was du jetzt brauchst.«
    Annika schraubte den Deckel ab und trank so schnell, dass die Kohlensäure im Hals aufstieg und durch die Nase herauskam. Sie hustete, schnaufte und verschüttete etwas Cola auf ihren Rock. Berit setzte sich neben sie und nahm eine eigene Flasche aus der Tasche.
    »Was machen die da jetzt eigentlich?«, fragte Annika.
    »Sie sichern Spuren«,
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