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Striptease: Roman (German Edition)

Striptease: Roman (German Edition)

Titel: Striptease: Roman (German Edition)
Autoren: Carl Hiaasen
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fünfhundertfünfunddreißig Mitglieder des Repräsentantenhauses zu merken, gehörte nicht dazu. Überdies hätten nicht einmal Dilbecks engste Freunde und Kollegen ihn in seiner jetzigen Aufmachung auf Anhieb erkannt. Die Augen waren gerötet, er hatte eine halbe Erektion, und sein Markenzeichen, die silbergraue Mähne, war schmutzig und zerzaust. Der Lichtstrahl eines Agenten ruhte auf der schlimmen Bißwunde des Kongreßabgeordneten, die auf seiner Brust klaffte. So wie er dastand, ähnelte Dilbeck überhaupt nicht der distinguierten Persönlichkeit auf seinen Wahlplakaten. Für die Agenten sah er viel eher aus wie ein Allerweltsperverser, der während einer Vergewaltigung erwischt worden war.
    »Gott sei Dank, daß Sie da sind«, sagte der Kongreßabgeordnete erfreut. War es nicht der Job des FBI, Leute zu retten?
    Ein Agent informierte ihn über sein Recht zu schweigen. »Jesus, Maria und Josef«, zischte Dilbeck. »Wissen Sie denn nicht, wer ich bin?« Er erklärte es ihnen und wiederholte es lautstark, während sie ihm Handschellen anlegten.
    Die Männer des FBI blieben höflich und unnachgiebig, sogar, als Dilbeck sie als junge Nazi-Braunhemden beschimpfte.
    »Sir, gehört der Ihnen?« Einer der Agenten hatte den schwarzen Cowboyhut gefunden und setzte ihn Dilbeck auf den Kopf.
    »Das ist verkehrt herum«, knurrte der Kongreßabgeordnete.
    »Nee«, sagte der Agent. »Es sieht gut aus. Wen wollen Sie denn darstellen – George Strait? Dwight Yoakam?«
    »Niemanden!« bellte Dilbeck. »Verdammt noch mal!«
    Die FBI-Männer verbanden seine blutende Wunde, gaben ihm vier Aspirintabletten gegen die Schmerzen und verfrachteten ihn in einen der Wagen. Zutiefst verwirrt blickte Dilbeck aus dem Fenster und mußte blinzeln. Die Versammlung draußen wuchs um weitere FBI-Agenten, seinen Fahrer Pierre, eine dunkelhaarige Frau, ein kleines Mädchen im Pyjama, das auf den Schultern eines massigen Cromagnonmenschen saß. Irgendwann bückte ein grimmig aussehender Kubaner sich zu seinem Fenster hinunter und grinste ihn an. Blauer Zigarrenrauch kräuselte sich zwischen seinen Zähnen hervor.
    Was für ein gottverdammter Zirkus! dachte der Kongreßabgeordnete. Er brauchte dringend ein Telefon, damit er Moldy anrufen konnte. Der würde dieses verdammte Durcheinander schon wieder in Ordnung bringen.
     
    Al García gab seiner Frau einen Kuß. »Schön, daß ich dich hier treffe.«
    »Sie wollten Angie abholen«, erklärte Donna. »Aber ich wollte sie nicht alleine mitfahren lassen – Al, was geht hier vor?«
    García wußte, daß seine Frau den Agenten die Hölle heiß gemacht und weiß der Teufel wen angerufen hatte, um sich die Echtheit ihrer Ausweise bestätigen zu lassen. Junge, Junge, so etwas gefiel den Leuten vom FBI überhaupt nicht. Er erkundigte sich bei Donna nach Andy und Lynne.
    »Sie sind bei deiner Mutter, und wechsle ja nicht das Thema. Erzähl mir, was hier draußen vor sich geht.«
    »Das reinste Chaos, soweit ich es beurteilen kann.« García machte seine Frau mit Shad bekannt, der mit Angie, die jubelnd auf seinen Schultern saß, durch das Zuckerrohr galoppiert war.
    »Wo ist Mami?« wollte das Mädchen wissen.
    »Sie ist gleich hier«, versprach García und hoffte, daß es der Wahrheit entsprach. Die FBI-Burschen sagten wie immer nichts. Sie betrachteten die Dienstmarke des Sergeants ebenso mißtrauisch wie den angeschossenen Caprice. Dabei signalisierten sie ein Minimum an Neugier und null Verständnis.
    Shad störte ihr überhebliches Auftreten. »Warum hat sie ausgerechnet die gerufen?« Er redete so leise wie möglich. »Was können die denn, was Sie nicht können?«
    »Sie sind zuständig«, sagte García. Indem sie das FBI rief, hatte Erin ihm mindestens eine Tonne Papierkrieg erspart.
    Shad stellte Angie auf den Erdboden, damit sie ihre Puppen wieder holen konnte. Dann schlenderte er zu einem der grauen Fords hinüber und studierte das Gesicht hinter dem Fenster: ein alter geiler Bock mit einem verkehrt herum sitzenden Cowboyhut auf dem Kopf. David Dilbeck hatte den aufgeregten Blick eines streunenden Hundes, der in den Zwinger gebracht werden sollte.
    »Unser Perverser«, murmelte Shad.
    »Zeigen Sie ein wenig Respekt.« García war neben ihn getreten. »Der Mann ist ein Kongreßabgeordneter der Vereinigten Staaten.«
    »Unglaublich«, sagte Shad. Vielleicht wurde es wirklich Zeit, sich einen Wahlausweis zu besorgen.
     
    Sie standen nebeneinander im Zuckerrohr. Agent Cleary, der nervös und ein
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