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Streit Ist Auch Keine Loesung

Streit Ist Auch Keine Loesung

Titel: Streit Ist Auch Keine Loesung
Autoren: Christian Thiel
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erleben wir dagegen stark von äußeren Umständen gesteuert. Zerschlagen wir selbst eine Kaffeetasse, dann erklären wir das zum Beispiel damit: „Ich bin gestern aber wirklich spät ins Bett gekommen.“ Oder mit: „Das Vorstellungsgespräch heute macht mich furchtbar nervös.“ Diesem fundamentalen Erklärungsfehler unterliegen alle Menschen.
    Negative Bewertungen
    Wird das Verhalten des Partners negativ bewertet, dann steigt die Zahl der Konflikte und die Zufriedenheit mit der Partnerschaft sinkt. Wir gehen zum Beispiel davon aus, dass er uns ärgern will, dass er absichtlich zu spät kommt, den Teller absichtlich stehen lässt. Wenn dem Partner für sein Verhalten eine böse Absicht unterstellt wird, verschlechtert sich die Beziehung.
    Das Endergebnis dieser Partnerabwertunglautet: Für negatives Verhalten ist die problematische Persönlichkeit des Partners verantwortlich. Mit dem kann es keiner aushalten.
    Die Frage der Ursachenzuschreibung ist für die Zuspitzung eines Konfliktes sehr wichtig. Denn das Erfolgsrezept glücklicher Paare ist recht einfach. Glückliche Paare bewerten das Verhalten des Partners in einer ganz bestimmten Art und Weise: Verhält er sich positiv, dann ist seine große Zuneigung dafür verantwortlich und die Vielzahl seiner guten Eigenschaften. Verhält er sich aber negativ, dann sind die äußeren Umstände gerade ungünstig. Und das ist im menschlichen Leben bekanntlich ja hin und wieder der Fall.
    StreitbegünstigendeUmstände
    Sind die Belastungen des Alltags gering, streiten sich Paare erheblich seltener. Dann sind sie eher in der Lage, eine drohende Auseinandersetzung zu erkennen und ihr schon im Vorfeld die Spitze zu nehmen – zum Beispiel durch eine humorvolle Bemerkung. Ganz anders aber, wenn uns der Alltagsstressgefangen hält. Dann kann eine Partnerschaft schnell wie zwischen Mühlsteinen zerrieben werden.
    Alltagsstress kann eine Partnerschaft zerreiben.
    Wollen Sie wissen, wie Ines’ Tag verlaufen ist, bevor sie auf Markus traf und auf den unseligen, stehen gelassenen Teller? Zunächst einmal kam sie zu spät zur Arbeit – kein guter Einstieg in den Tag. Es hatte den ersten Frost gegeben. Ines musste die Scheiben frei kratzen. Danach setzte Sie sich in den eiskalten Wagen, drehte den Zündschlüssel und hörte, wie der Anlasser sich mühte und mühte. Doch es half alles nichts. Ihr Auto sprang nicht an und mit dem Bus – ja, da verspätete sie sich eben. Als Ines abgehetzt ins Büro kam, hatte ihr Chef schon nach ihr gefragt, was ihre neue Kollegin Heike ihr süffisant lächelnd erzählte, während sie sich sorgfältig die lackierten Fingernägel polierte. Na super! Ines’ Chef war mürrisch – wie so oft – und konnte die Unterlagen zu einem wichtigen Projekt nicht finden. Ines erledigte das im Handumdrehen, doch er hatte nicht einmal ein Danke für sie übrig. So ging der Tag weiter. Nach dem Mittagessen geriet Ines dann auch noch mit Heike wegen der Urlaubsplanung aneinander. Es war zum Heulen.
    Wie sie jetzt mit ihrem Stress umgeht, hat einen sehr großen Einfluss auf den weiteren Verlauf der Ereignisse. Man kann sich Ines’ Stimmung ausmalen, wenn sie nach Hause kommt. Sie ist schlecht. Und so steigt die Wahrscheinlichkeit ein weiteres Mal, dass sich der Streit zuspitzt. Von Ines’ Reaktion hängt eine Menge für sie ab. Glücklichen Paaren gelingt es, den Stress miteinander zu teilen und dadurch abzubauen. Unglückliche Paare schaffen das nicht. Sie richten den Ärger des Tages gegeneinander – und berauben sich so einer wichtigen Stütze, des Rückhalts durch den Partner oder die Partnerin.
    Streit führt zu keinem sinnvollen Ergebnis.
    Nun heißt dieses Buch „Streit ist auch keine Lösung“, weil ich der Überzeugung bin, dass die allermeisten Streite zu keinem sinnvollen Ergebnis führen, uns Kraft und Energie rauben und uns den Blick auf die wirklich wichtigen Dinge verstellen. Auf Lösungen zum Beispiel. Oder schlicht auf die dringend notwendige Anteilnahme am anderen. Lassen Sie uns also diese Hypothese, diese Grundannahme, am Beispiel von Ines’ und Markus’ Streit untersuchen. Lassen Sie uns einen Moment überlegen, welche Ziele Ines verfolgt und ob sie ihnen mithilfe des Streits näher gekommen ist.
    Ines möchte sich respektiert fühlen und wünscht sich, dass Markus sein Geschirr selbst abräumt. Sie will nicht seine Reinemachefrau sein. Verständlich. Ines möchte sich darüber hinaus nach der Arbeit vom Stress des Tages erholen. Dazu
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