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Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Titel: Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
Autoren: Bill Bryson
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n e r Straßenecke st e hen. In z w i s c hen hatte sich e i n i ges ge ä ndert. Die L e ute w a ren so schick gek l eidet w ie überall i n E uropa - eher noch ein w e n i g s c hicker, d e nn sie w i d met e n sich ihrer Garderobe m it S tolz und äußerster Sorgfalt. Und w ie s c hön die Frauen w a ren! A lle hat t en sie s c h w arzes Haar, sch o koladenbraune Augen und w underbar w eiße Z ä hne. Es gibt ke i n e n Z w e i fel - in Sofia leben die sch ö nst e n F rauen Europas.
    Fast eine Woche bin i c h du r ch die Straßen der Stadt gelaufen. In Sofia steht m a n a n j eder Ecke vor e i n e m Monum e nt mit e i n e m niederschmette r nd sozialist i schen N a men - d e m Stadion der Volksa r mee, d e m D e nkmal für den ant i fas c h i stis c h e n K ä mpfer od e r dem Nati o nalpalast der Kultur -, aber die m e ist e n dieser St ä tten s i nd umgeben von hübsch e n P a r ks m i t l a ng e n Kast a ni e nal l een, mit Bänk e n, Sch a uke l n und m a n c h m a l sogar m it e i n e m kle i nen See oder mit Blick a uf die grün e n, von Dunst umhüllt e n Berge j enseits der Stadt.
    Ich habe die S e hens w ürd i gkeit e n besi c ht i gt. Ich w ar i m a l ten Königspalast a m P lace 9 S e pt e m vri, der heute die Na t ionalg a lerie beherbergt und i n d e m mir klar w urde, w arum ich k e in e n einz i g e n bulgaris c h e n K ünstler k a nnt e . Dana c h habe i c h mir das Grab von Georgi D i mitr o w a nges e hen, dem N a tiona l helden - zum i n d est w ar er das, bis der Eiserne Vorh a ng fiel. Nun w ar e n si c h die Bu l garen da w o hl ni c ht m e hr so si c her. G raff i ti verunziert e n die Grabs t ätte, w as noch vor w e n i gen M o naten und e nkbar g e w es e n w äre, möchte ich w ett e n. Außerd e m konnte m a n das Mausoleum ni c ht m e hr betreten, um si c h den Lei c hn a m a n z usehen, der in der bevorzugt e n A rt und Weise der Kommunist e n unt e r Glas aufgebahrt lag. A l s Katz und ich 1973 davorstanden, h a tte si c h Katz über den Glaskast e n gebeugt, de m o nstrat i v daran g e schnuppert und mit e t w as z u l a uter St i mme ges a gt: » F ind e st du ni c ht au c h, daß es hier zie m li c h streng riecht ? « , w oraufh i n w ir beinahe verhaftet w orden w är e n. D i mi t r o w w ar praktisch e i n Gott.
    Nun, da der Kommun i smus i ns Wank e n gerat e n ist, w ol l ten ihn die L e ute ni c ht mal mehr s e h e n.
    Au c h das Nati o na l museum für Ges c hichte und die A l e x a nder- N e w ski-Kathedrale und das Nationa l mus e um für A rchäo l ogie und ein, z w ei andere Seh e n s w ürdigkeit e n habe i c h besich t igt, aber meistens bin ich nur durch die Straßen gelauf e n und habe darauf g e w artet, daß es A bend w urde.
    Am A bend ze i gte sich Sofia von e i ner unbes c h w erte r en Seite. Sobald die Läden ges c hloss e n w aren, l ö sten si c h die Warteschlang e n auf, und die Leute bummel t en über die Str a ßen und s a hen vi e l glü c kli c her aus. Man c hmal vers a mmelt e n si c h kleine Gruppen vor D i m itr o w s Grab und diskut i erten die politische L a ge, und es w ar unverk e nnbar, w ie s e hr sie den ung e w o hnten Luxus genossen, off e n mite i n a nder reden zu könn e n. An ein e m A bend st e llte j emand vor dem alt e n K ö nigspalast e ine Reihe v o n Fotos d e s i m E xil lebenden Königs S i meon und se i ner F a m ilie a us, und die Leute strömten i n Scharen herbei, um si c h die Bilder anzuseh e n. Zuerst fand ich das merk w ürdig, aber d a nn stel l te ich mir vor, w ie die Brit e n r eagieren w ürden, w e nn i hre K ö nigsf a milie vor vie r zig Jahren in die Verbannung g e schickt w orden w äre und man d e m V olk alle Info r m a tion e n über sie vorenthalt e n h ä tte. A uf e i nmal konnt e n die Bulgaren s e hen, w a s aus ihren P rinz e ss i nn e n und Herzögen g e w orden w ar. Au c h i c h sah mir die Bilder a n und hoffte, durch sie zu erfahr e n, daß König Si m e o n nun e i ne Filiale v o n Dai r y Que e n in S w ee t w ater, T exas, leiten w ürde. Doch es hatte den A ns c hein, a l s führe er ein Leben i n Saus und Braus in P aris, so daß ich es ablehnte, eine P etition zu unterschreib e n, auf der m an s e ine Wiedereinset z ung forderte.
    Jeden A bend machte i c h mi c h auf die S u c he na c h d e m C l ub Babalu, ein e m Nacht c lub, in d e m Ka t z und ich uns die Nächte um die Ohren ges c hl a gen hatt e n. Er hieß nicht w irklich so; w ir hab e n ihn so gen a nnt, w eil er uns an den
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