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Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Titel: Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
Autoren: Bill Bryson
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schl e nderte über eine l a nge, schnu r gerade Straße, die Vitösa, an der die m e i sten der größeren Gesch ä fte z u l ieg e n schi e n e n. Sie w a ren ausn a hmslos geschloss e n, doch vor fast j eder Ladentür h a tte si c h bereits eine lange Warteschlange gebildet. Ich w ußte, daß si c h Bu l gari e n in e i ner ver z w eif e lten L a ge bef a nd - d aß die Leute um halb fünf in der Frühe für Mil c h anst e hen mußt e n, daß die P reise einiger Grun d nah r ungsmittel in e i n e m Jahr um 800 P rozent gesti e gen w ar e n, daß das L a nd umgere c hnet 10,8 Milliarden Dollar S c hulden hatte und so w enig Geld besaß, daß die Zent r albank gerade bezahlen konnte, w a s inne r halb v o n sieben M i nut e n i m portiert w urde -, aber n i chts hatte mi c h darauf vorbereitet, an einer e i nz i g e n Straße H underte von Mens c h e n für ein e n Laib Brot oder ein paar Gramm sehn i g e s Fleis c h anst e h e n zu s e h e n.
    A l s die Läden öffn e ten, w urden in den meist e n E ing ä ngen korpulente T ürsteher postiert, die ein e n K unden na c h d e m anderen einließen. S ä mtli c he R e gale w ar e n leer. Die Waren w urden direkt aus einer K i ste neben der Kasse verk a uft. Vermutli c h wurde d e r Laden w ieder ges c hlossen, sobald die Kiste leer w ar. Ich beobachtete, w ie e i ne Fr a u mit e in e m s c h m ä c ht i g e n La i b Brot aus einer Bäckerei k a m, um sich sofort an die S c hlange vor d e m Metzger neben a n an z ustell e n. Und so geht das T ag für T ag. Nichts könn e n sie kauf e n, ohne Schl a nge st e hen zu müss e n. Was für ein Leben.
    1973 sah das noch g a nz and e rs aus. D a mals w ar e n die L ä den voller Waren, aber ni e m a nd s c hi e n das Geld zu haben, um sie kauf e n z u können. N un hatte j eder bünde l w e i se Gelds c he i ne in der H and, aber zu k a ufen gab es ni c h t s.
    Ich g i ng i n ein Ges c häft, vor dessen T ür sich ke i ne geordnete Warteschlange gebildet hatte. Statt dess e n herrs c hte ein ungl a ublich e s Gedrängel, von dem i c h mitger i ss e n w urde, so daß ich den Laden nicht g a nz fre i w i l lig betrat. Drinn e n umringte e i ne Mens c h e n m e nge die einz i ge mit Waren g e füllte Vitr i ne. Die L e ute sch w e nkten G e ldsche i ne i n den Händen und rangelt e n um die Auf m e r ks a mkeit der Verkäufer. Ich z w ä ngte m i c h durch die Menge, um herauszuf i nden, w a s die Ursache für den T umult w a r . Es w ar eine a r msel i ge S a mmlung von Kr i mskr a ms - e i n paar G e w ü r zständer aus P last i k, z w a nzig l a ngsti e lige B ürst e n, kle i ne gläse r ne Asch e nbecher, e i n Sort i ment von Alum i n i umtellern, die m a n i m Westen gratis b e k o mmt, w e nn man e t w as kauft, das i m Ofen aufg e w ä r mt w erden muß.
    Offensi c htli c h w ollt e n die L e ute nich t s Best i mmtes k a ufen, sie w ar e n froh, w e nn sie überh a upt e t w a s e r gatterten. J e des m al w e nn i c h an der Vitösa vor ein e m Sch a uf e nster st e henblieb und in das un d urchdringli c he D unkel i m Inneren des Lad e ns bl i nzel t e, bildete sich h i nter mir e i n kleiner M ens c hen a ufl a uf. Die Leute bl i ckten mir über die Schulter, um z u seh e n, w a s ich in d e m Laden entd e ckt hatte.
    Doch es gab ni c hts z u e ntdecken. Ich k a m a n e i n e m El e kt r ogesch ä ft vorbei, dessen Waren a ngebot aus drei russis c h e n H i -F i -Anl a gen bestand, z w ei Stereogeräte und e i n Mon o gerät ( w a nn haben Sie zuletzt eine Mon o -H i -F i -Anlage ges e h e n ? ). An j ed e m A pparat fehlten d i verse K nöpfe, und keiner sah a us, a l s w ürde er auch nur fünf M i nut e n funktionier e n.
    Ein a nderes Ges c h ä ft verk a ufte ni c hts w eiter als z w ei S o rten v o n Dosen - gelbe Dosen und g r üne Dos e n, die auf m e hreren Regal e n fe i n s ä uberlich z u P y r a miden g e stapelt w ar e n. Es w ar der einz i ge gu t g e füllte Laden, den i c h an dies e m T ag zu s e hen b e k a m . Ich habe keine A hnung, w a s si c h i n den Dos e n bef a nd, ich kann nur ve r mut e n, daß es si c h um e t w as a usg e sprochen Scheußlich e s geh a ndelt haben muß, denn sonst w äre a u c h dies e s Ges c häft l ä ngst ausverk a uft g e w e sen. Ein e n so deprimierenden Vo r m i ttag hatte ich seit Jahren nicht erlebt.
    Ich g i ng zum T SUM und re c hnete m i t d e m Schl i mmsten. Zu Re c ht. Ganze A bte i lungen w aren ausgeräumt, unter a nder e m me i ne geliebte Radio- und
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