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Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Titel: Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
Autoren: Bill Bryson
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e gt m a n i n e i n fr e mdes L a nd, läßt das tr a ute He i m mit a ll sein e m K o mfort h i nter si c h zurück und ve r w endet dann U n m e ngen von Zeit und Geld darauf, e ben diesen K o mfort mehr s c hlecht als recht w iederherzustell e n.
    Seufzend s c hmierte i c h mir ein w enig von d e m br a un e n Wasser ins Gesicht und brach a uf, um m i r Istanbul a n z us e h e n. Ich fuhr m it d e m T axi zum H a f e n, bezahlte den Fahrer und w urde i m nächst e n M o m ent von d e n w o g e nden Mens c h e n m a ss e n i n den g e wund e nen Straßen der A l t stadt aufg e sogen.
    Was für eine S tadt. Noch n i e habe ich e i ne sol c he G e s c häftigkeit erlebt. Überall hastende Mens c hen. M a nche s c hieben K arren vor sich her, balancier e n Kaffeetabletts oder schle p pen sich mit unfö r m i g e n Last e n ab (einmal sah ich e i n e n M a nn, der sich mit ein e m drei Meter lang e n S o fa auf d e m Rü c k e n d e n Weg durch die Menge bahnte). A l le z w ei Meter ve r kauft irg e n d w er i r gen d w a s: Lotterielose, A r m b a nduhren, Z i garetten oder nachg e machte P arfüms. A lle paar Schritte w ird m a n von j e m a nd e m angesproch e n, der ein e m die Schuhe putz e n, P ostkart e n oder Reiseführer verk a ufen w ill, der einen fotogr a fieren oder w i egen oder zum T eppichladen se i nes Bruders führ e n oder ein e n a uf andere Weise da z u b e w eg e n w i l l, e i n bißchen Geld locker zu ma c hen. Ni r gen d w o s o nst a uf dieser Erde kann es eine Stadt geb e n, in der so erbarmungslos an d e n S i nn e n des Besuche r s gezerrt und gerütt e lt w ird, w ie in Ist a nbul. Ein Erlebnis, das glei c he r m a ßen ve r w irrend, zermürbend und selts a m a ufr e gend ist.
    Die Galat a -Brücke w ar von Schar e n v o n F ußg ä nge r n, Bettlern, Straßenve r käufern und L a st e nträgern bevö l kert. A uf i hrer ges a m t e n L ä nge zog e n Angler Fis c he aus der öl i g e n Brühe, den e n m a n auf den ersten Bli c k a ns a h, w ie ve r giftet sie w ar e n. Am E nde der Brücke schl ä ngelt e n si c h z w e i M ä nner m it a ngele i nten Braunbä r en dur c h den stockend e n Verk e hr a m Sirkeci-B a hnhof, ohne die geringste Auf m e r ks a mkeit z u erregen.
    Wirklich unerträglich i n Istanbul ist die türk i sche P opmus i k. Vor ihr gibt e s ke i n E ntrinn e n. Aus j edem R e st a urant, v o n j ed e m L i monad e nst a nd, aus j edem vorbeifahrenden T axi s c hlägt sie ein e m entg e g e n. Zu s a g e n, daß sie einen i r gen d w ie an die Laute erinnert, die ein Mann von si c h gibt, der seinen Kopf i n, sag e n w ir mal, eine Industri e mas c h i ne geste c kt h a t, gibt nur eine ung e f ä hre Vorstellung davon, w ie e ntset z lich unme l odisch sie kl i ngt. Man s a gt, das Gefühl für sie en t w i ckle sich i n e i n e m. Das tun T u m ore auch.
    Den h a lben Na c h m i ttag stre i fte ich durch die Straßen und staunte, daß eine solche Betriebs a m k eit nur e i nen so kl ä gl i ch e n Wohlstand hervorgebracht h a t. Ich g i ng zum S ult a n- A hme t - P latz a uf der Höhe eines ste i l a nste i g e nden Hügels, s c hütt e lte e i n H eer von P ostkartenverk ä ufe r n ab und betrat die A y as o f y a, die Hagia Sofia, dieses g e w alt i ge b y z a nt i n i sche Bau w erk. E s ist e i ne w un d erschöne Kirche, f a st so eh r fur c htgeb i etend w ie der P etersdo m , a b er es w ar die Erleichterung, m i c h plötzlich an e i n e m kühl e n Ort, f e rnab von Lä r m , Hitze und Chaos der Straßen Ist a nbu l s w iederzuf i nden, die mir vor all e m in Er i nne r ung bleiben w ird. Eine S t unde w a ndelte ich durch die w ide r hall e nden G e w ölbe der f a st m e ns c h e nleeren Kir c he und genoß j ede Minute.
    Dann trat ich blinz e lnd i n den S o nn e nsche i n h i n a us und überquerte den P latz in Begleitung einer plappernden Schar von P ostkartenverk ä ufe r n, Fotografen, Vertretern v o n N a chtc l ubs, Straßenfr i seur e n, S c huhputze r n und e i ner Gruppe anderer Leute, die sich off e nbar in meiner G e sel l sch a ft w o h l füh l ten. Ich ging z ur Blauen Mos c hee, die ebenfal l s sehr sch ö n w ar. Sie ist b i s heute e i ne Stätte der Andacht, daher d a rf man sie nur i n Strüm p fen betreten. Die Schuhe muß m a n a m E i ngang steh e nl a ss e n, w as z i e ml i ch lästig ist, denn es kann S t unden dauern, bis m a n sie be i m H inausg e hen unter den H underten v o n anderen P aaren w iederg e funden hat. A llerd
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