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Straße nach überallhin

Straße nach überallhin

Titel: Straße nach überallhin
Autoren: Roger Zelazny
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wurden. Lächelnd spreizte sie die Finger und wandte sich nach links.
    Toba, schwer und schwarz wie die Nacht, lächelte sie an. Seine Brust hob und senkte sich.
    „Ihr Götter!“ stieß sie hervor. „Schläfst du denn niemals?“
    „Nicht neben einer Frau, die Hunderte ihrer Liebhaber erwürgt hat, als sie einschliefen.“
    Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
    „Dann wußtest du es also! Du wußtest es! Du hast mich hintergangen!“
    „Mit Hilfe von Gott und Amphetamin, ja.“
    Sie streckte sich lächelnd.
    „Du kannst dich glücklich schätzen. Normalerweise warte ich nicht, bis sie einschlafen. Ich wähle einen bestimmten Moment, und dann ist es aus. Sie kommen und gehen gleichzeitig – sozusagen. Du solltest jetzt an der Reihe sein, aber die Architektur lenkte mich ab. Wie auch immer …“
    Sie griff nach vorn und manipulierte die Kontrolleinheit. Das Hausboot bewegte sich.
    Sie drehte sich auf die andere Seite.
    „Schau dir das Licht über den Ruinen von Manhattan an! Ich liebe die Ruinen.“ Plötzlich setzte sie sich auf und hob ein Rechteck aus poliertem Holz hoch. Sie sah hindurch, entfernte es dann auf Armeslänge. „Diese Gruppe dort drüben … Ist das nicht eine hübsche Komposition?“
    Toba erhob sich und beugte sich herüber. Sein Kinn berührte ihre linke Schulter.
    „Es ist … äh … interessant.“
    Sie nahm eine kleine Kamera in die linke Hand, blinzelte hinein, durch den Rahmen, beugte sich nach vorn, zurück, drückte einen Knopf.
    „Alles klar.“
    Sie legte Kamera und Rahmen rechts von sich ab.
    „Ich könnte mein Leben lang pittoreske Ruinen betrachten. Eigentlich mache ich das auch. Die meiste Zeit. Vom Wasser aus wirken sie immer am besten. Ist dir das je aufgefallen?“
    „Jetzt, da du es erwähnst …“
    „Du warst einfach zu schön, um wahr zu sein, weißt du das? In Lumpen gekleidet, im Unrat am Flußufer wühlend, ungewaschen und ungehobelt, ein Produkt des Verfalls der Zivilisation – gerade als ich vorbeifuhr. Du hast mich fasziniert. Was bist du? Archäologe?“
    „Nun …“
    „… und du kanntest mich. Halt deinen rechten Arm hoch, so wie ich, und heb den Kopf.“
    Sie rollte sich auf den Bauch, winkelte ihre eigene Rechte an und umklammerte seine Hand damit.
    „Also gut, Mister Toba. Nun kannst du drücken, als ob dein Leben davon abhinge. Vielleicht tut es das sogar.“
    „He, Moment mal, Lady …“
    Sein Arm wurde nach unten gedrückt. Er festigte seinen Griff, kämpfte. Einen Moment konnte er standhalten. Er biß die Zähne zusammen, beugte sich nach links.
    Plötzlich wurde er zurückgeschleudert, sein Arm lag auf dem Deck.
    Sie lächelte auf ihn herab.
    „Willst du es noch mit der Linken versuchen?“
    „Nein, danke. Ich glaube alles, was ich von dir gehört habe. Du hast einen … äh … exotischen Geschmack, und du bist kräftig genug, ihn zu befriedigen. Ich bewundere jeden, der bekommt was er will. Ich konnte die Gelegenheit, dich zu treffen, nicht ungenutzt lassen. Ich biete dir eine Chance, wie man sie nur einmal im Leben bekommt. Das kannst du dir nicht entgehen lassen.“
    „Ist eine gute Ruine dabei?“
    „Das will ich meinen!“ sagte er rasch.
    „… und ein guter Mann?“
    „Einer der besten!“
    Sie nahm seine Hand und zerrte ihn auf die Beine.
    „Rasch! Das Sonnenlicht auf diesem verfallenen Turm!“
    „Hübsch, sehr hübsch.“
    „Wie heißt er?“
    „Dorakeen. Red Dorakeen.“
    „Kommt mir bekannt vor …“
    „Er kommt viel herum.“
    „Ist er stattlich?“
    „Wie kannst du so etwas fragen!“
    „Ich könnte ein neues Hausboot benutzen, mit Einlegearbeiten aus Elfenbein …“
    „Sag nichts mehr. He! Die Sonne hinter der Brückenruine!“
    „Rasch! Die Kamera! Du kannst dich wirklich glücklich schätzen, Toba.“
    „Wußte ich das nicht immer schon?“

 
     
Eins
     
     
     
    Als er den winzigen roten Punkt im Rückspiegel blitzen und funkeln sah, fluchte Red Dorakeen leise.
    „Was ist denn los?“ fragte eine heisere Stimme vom Armaturenbrett her.
    „He! Ich wußte nicht, daß ich dich angelassen hatte.“
    Seine rechte Hand griff zum Kontrollknopf, sank dann aber wieder herab.
    „Hast du auch nicht. Ich habe den Kreis selbst aktiviert.“
    „Wie hast du das gemacht?“
    „Erinnerst du dich noch an die Generalüberholung, die ich letzten Monat beim Kartenspielen von dir gewonnen habe? Ich hatte noch genug Geld, um ein paar zusätzliche Stromkreise einbauen zu lassen. Ich hielt es für an der
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