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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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hab’s euch doch schon mal gesagt. Little Face ist ’n bisschen abseitig. Ich weiß nicht, warum die so was macht.«
    »Falsche Antwort, du Scheißkerl«, sagte Clete, fasste Zipper mit einer Hand am Gürtel und packte ihn mit der anderen am Nacken.
    Zipper drehte sich mit weit aufgerissenem Mund zu mir um, zeigte mir seine sämtlichen silbernen und goldenen Zahnkronen und blies mich mit seinem Atem an, der nach Angst und fauligen Shrimps roch.
    »Robicheaux, Ihre Mama hat Mae geheißen … Moment, bevor sie geheiratet hat, hieß sie Guillory. So hat sie sich auch genannt … Mae Guillory. Aber sie war Ihre Mama«, sagte er.
    »Was?«, sagte ich.
    Er leckte sich unsicher die Lippen.
    »Sie hat Karten ausgegeben und nebenbei noch ein bisschen angeschafft. Hinter einem Club im Bezirk Lafourche. Das muss etwa neunzehnhundertsechsundsechzig oder siebenundsechzig gewesen sein.«
    Clete hatte die Augen auf mein Gesicht gerichtet. »Du bewegst dich auf gefährlichem Boden, du Stinkstiefel«, sagte er zu Zipper.
    »Sie haben sie in ein Schlammloch gedrückt. Sie haben sie ersäuft«, sagte Zipper.
    »Sie haben meine Mutter … Sag das noch mal«, sagte ich, griff mit der linken Hand nach seinem Hemd und richtete mit der rechten Cletes .38er auf sein Gesicht.
    »Die Cops waren gekauft. Von den Giacanos. Sie hat gesehen, wie sie jemand umgebracht haben. Sie haben sie in den Schlamm gedrückt und sie dann in den Bayou gerollt«, sagte Zipper.
    Dann war Clete zwischen mir und Zipper, stieß mir in die Brust und schlug die Waffe in meiner Hand beiseite, als hinge sie an einer Feder. »Schau mich an, Streak! Lass gut sein! Zwing mich nicht dazu, dir eine überzubraten, mein Bester … Hey, das reicht. Wir reißen uns hier am Riemen, jawoll ja. Die unzertrennlichen Zwei von der Mordkommission kann doch nichts erschüttern.«

3
    M ein Vater war ein hünenhafter, dunkelhaariger Cajun, ein Analphabet, der wegen seiner Kneipenschlägereien gefürchtet war, auch wenn er dabei einen prachtvollen Anblick bot. Er baute sich bei Provost’s, Slick’s oder Mulate’s mit dem Rücken zur Wand auf, nahm sich sämtliche Angreifer vor und drosch mit seinen mächtigen Fäusten auf die Köpfe seiner Widersacher ein, während die Cops und Rausschmeißer ihn mit Billardqueues, Stühlen und Schlagstöcken zu überwältigen versuchten, bevor er die ganze Kneipe zerlegte. Blut quoll aus seiner Kopfhaut und klebte glitzernd in seinem Bart und dem wilden Lockenhaar, doch je mehr seine Gegner auf ihn einschlugen, desto breiter grinste er und winkte die Tapferen und Unvorsichtigen in Reichweite seiner Fäuste.
    Das war der Aldous Robicheaux, wie ihn die Leute in der Öffentlichkeit erlebten – um sich schlagend, die gestreiften Latzhosen vom Oberkörper gerissen, die Hände auf den Rücken gefesselt, während ihn ein halbes Dutzend Polizisten zu einem Streifenwagen abführten. Sie bekamen nie mit, was mein Vater und meine Mutter einander daheim antaten, bevor er in den Saloon ging und sich jemanden stellvertretend für den Feind in seiner Brust suchte, mit dem er nicht fertig wurde.
    Meine Mutter war eine mollige, attraktive Frau, die für dreißig Cent die Stunde in einer Wäscherei arbeitete, in der hauptsächlich Negerinnen beschäftigt waren. Sie zog sich gern schick an, setzte ihren lavendelfarbenen Pillboxhut mit dem steifen weißen Netz auf und ging in Tanzlokale, zu Krebsbuden oder zum Fais-dodo in Breaux Bridge. Während mein Vater im Bezirksgefängnis saß, kamen andere Männer zu uns nach Hause, und zwei von ihnen boten ihr Zugang zu einer Welt, die sie für viel besser hielt als das Leben, das sie mit meinem Vater teilte.
    Hank war ein in Fort Polk stationierter Soldat, ein großer, braun gebrannter Mann mit einer wulstig roten, vom Omaha Beach stammenden Narbe an der Schulter, der meiner Mutter erzählte, er gehörte der Bühnenarbeitergewerkschaft in Hollywood an. Morgens ging er immer ins Badezimmer, wenn meine Mutter bereits drin war, und ich konnte ihr Gelächter durch die Tür hören. Anschließend blieb er lange allein drin, bis der ganze Raum voller Dampf war. Wenn ich hineinging, um vor der Schule zu baden, war kein warmes Wasser mehr im Boiler, und er sagte zu mir, ich sollte mir einen Topf auf dem Küchenherd heiß machen und mich mit einem Lappen an der Spüle waschen.
    »Mama möchte, dass ich ein Vollbad nehme«, sagte ich eines Morgens.
    »Bedien dich, Kleiner. Schrubb die Wanne aus, wenn du fertig bist. Ich sitz nicht gern
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