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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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Gürtel, und sein Gesicht war oft rot angelaufen, weil er zu hohen Blutdruck hatte, aber wegen seiner aufrechten Haltung, sei es im Sitzen oder im Stehen, wirkte er weitaus gesünder, als er tatsächlich war.
    »Ich habe grade mit der Sheriff-Dienststelle von East Baton Rouge telefoniert«, sagte er und blickte auf einen gelben Notizblock neben seinem Ellbogen. »Die sagen, letzte Nacht wären zwei schwarze Taugenichtse im Osten der Stadt vom Dach eines Hauses geworfen worden.«
    »Aha?«
    »Einer von ihnen hat einen gebrochenen Arm, der andere eine Gehirnerschütterung. Sie sind nur deshalb noch am Leben, weil sie durch die Krone einer Eiche gestürzt sind.«
    Ich nickte, als wüsste ich nicht genau, worauf er hinaus wollte.
    »Die zwei Taugenichtse sagen, ein gewisser Clete Purcel wäre derjenige gewesen, der sie durch die Luft geschmissen hat. Wissen Sie irgendwas davon?«, sagte der Sheriff.
    »Clete geht manchmal ein bisschen grob vor.«
    »Das Interessanteste dabei ist, dass sich einer von ihnen die Nummer Ihres Lasters gemerkt hat.« Der Sheriff warf einen Blick auf seinen Notizblock. »Schaun wir mal, ich hab mir hier aufgeschrieben, wie sich der Sheriff von East Baton Rouge ausgedrückt hat. ›Wer hat Ihrem Mordermittler erlaubt, mit einem Vieh wie Clete Purcel in meinem Bezirk aufzukreuzen und mit einem Baseballschläger rumzuhantieren?‹ Ich wusste nicht recht, was ich ihm darauf antworten sollte.«
    »Können Sie sich an meine Mutter erinnern?«, fragte ich.
    »Sicher«, erwiderte er, doch seine Augen wurden ausdruckslos, und er wich meinem Blick aus.
    »Ein Zuhälter namens Zipper Clum war auf diesem Dach. Er hat mir erzählt, dass er gesehen hätte, wie meine Mutter umgebracht wurde. Sechsundsechzig oder siebenundsechzig. Er wusste nicht mehr genau, in welchem Jahr. Für ihn war das nicht weiter wichtig.«
    Der Sheriff lehnte sich zurück, senkte die Augen und rieb sich mit zwei Fingern die Spalte an seinem Kinn.
    »Meiner Meinung nach sollten Sie mir so weit vertrauen, dass Sie mir das von vornherein erzählen«, sagte er.
    »Leute wie Zipper Clum lügen wie gedruckt. Er behauptet, zwei Polizisten hätten sie in einem Schlammloch ertränkt. Sie hätten jemanden erschossen und dem Toten eine Waffe in die Hand gedrückt. Meine Mutter hätte das gesehen. Das behauptet jedenfalls Zipper Clum.«
    Er riss das oberste Blatt von seinem Notizblock ab, knüllte es bedächtig zusammen und warf es in den Papierkorb.
    »Wollen Sie dabei ein bisschen Unterstützung haben?«, fragte er.
    »Ich weiß nicht genau.«
    »Ernest Hemingway hat gesagt, der Vergangenheit hinterher zu jagen sei eine beschissene Art zu leben.«
    »Er hat auch gesagt, er hätte sich nie an seine eigenen Ratschläge gehalten.«
    Der Sheriff stand von seinem Drehstuhl auf und goss mit einem von Hand bemalten Wasserkessel seine Pflanzen. Ich zog leise die Tür hinter mir zu.
    Am Freitag nahm ich einen Tag Urlaub und fuhr wieder nach New Orleans, parkte meinen Pick-up am Rande des French Quarter und lief über der Jackson Square und durch die Pirates Alley, an den sattgrünen, schattigen Gärten hinter der St. Louis Cathedral vorbei und dann die St. Ann Street hinunter zu Clete Purcels Büro.
    Das Haus war braun verputzt und besaß ein gewölbtes Foyer und einen mit Steinfliesen ausgelegten und mit Bananenstauden bepflanzten Innenhof. »Bin zur Mittagspause« stand auf dem Schild, das am Fenster im Erdgeschoss hing. Ich ging durchs Foyer und stieg die Treppe in den ersten Stock hinauf, wo Clete in einer Zweizimmerwohnung mit einem Balkon zur Straße wohnte. Das schmiedeeiserne Balkongeländer war mit Bougainvilleen überwuchert, und abends zog Clete eine weite, knielange blaue Boxerhose an und stemmte unter einer Zimmerpalme seine Hanteln wie ein freundlicher Elefant.
    »Willst du wirklich diesen Sittenpolizisten wegen Little Face Dautrieve zur Rede stellen?«, fragte er. Er hatte zwei mit frittierten Austern belegte Poorboy-Sandwiches ausgewickelt und legte sie neben zwei auf dem Tisch stehende Pappbehälter mit ungeschältem Reis.
    »Nein, ich will rausfinden, warum sie sich so sehr mit Letty Labiche beschäftigt.«
    Er setzte sich an den Tisch und steckte sich eine Serviette in den Hemdkragen, sodass sie wie ein Latz über seine Brust hing. Er musterte mein Gesicht.
    »Hör auf, mich so anzuschauen«, sagte ich.
    »Ich hör dein Räderwerk rattern, Großer. Wenn’s nicht so läuft, wie du willst, suchst du dir den schlimmsten Typ im Karree
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