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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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auf das allmählich dunkler werdende grüne Land, den goldenen Lichtstreifen, der am Horizont über der Bucht hing, und das Segelboot, das gewendet hatte und den Hafen ankreuzte. Er hob das Glas, als wollte er dem Abend zuprosten.
    In diesem Moment hörte er einen Wagen unter der überdachten Vorfahrt anhalten. Er öffnete die mittlere Schublade seines Schreibtischs, holte einen blau-schwarzen .38er Revolver heraus und hielt ihn locker in der Hand.
    Der Wind fegte durch das Haus, als Cora die Seitentür öffnete.
    »Das riecht ja köstlich. Bringen Sie es in die Küche, ja? Meine Handtasche liegt auf dem Tisch.«
    Jim Gable legte den Revolver in die Schublade zurück, schloss sie und trank sein Glas aus. Der Wind frischte auf und drückte ein rotes, abgerissenes Ahornblatt an das Fenster. Aus irgendeinem Grund geriet er beim Anblick dieses Blattes, das in all seiner ebenmäßigen Schönheit von einem kalten Windstoß dahingerafft wurde, ins Grübeln über die Zukunft, und ein alter Gedanke, den er viele Jahre lang aus seinem Bewusstsein verdrängt hatte, machte ihm zu schaffen. War es nur die eigene Sterblichkeit? Nein, es ging um die Dunkelheit, die dahinter lag, und um all das, was diese Dunkelheit möglicherweise barg.
    Denk nicht über solches Zeug nach. Das ist Weibergewäsch, sagte er sich, wandte sich dem Spiegel über dem Kamin zu und wollte sich die Haare kämmen, bis ihm klar wurde, dass er sie gerade gekämmt hatte.
    Er hörte die Gummipuffer von Coras Stock leise hinter sich über den Boden scharren.
    »Das ist mein Gatte«, sagte sie. »Jim, das ist der junge Mann, der unser Abendessen gebracht hat. Ich kann mein Scheckheft nicht finden. Hast du vielleicht etwas Bargeld zur Hand?«
    Gable schaute in den Spiegel, sah seine erschrockene Miene, den im Glas schwimmenden Kopf des vietnamesischen Soldaten und das Gesicht von Johnny Remeta, als hätten sich drei Freunde zu einem Foto versammelt. Die Mundwinkel des toten Vietnamesen waren verzogen, sodass die Zähne bloß lagen, als versuchte er zu lächeln.

33
    A m darauf folgenden Dienstag stand in der Frühausgabe des Daily Iberian, dass Letty Labiche aus der Haftanstalt St. Gabriel ins Todeshaus in Angola verlegt worden sei. Belmont Pugh hielt auf der Treppe des Capitols die, wie er sagte, »letzte Pressekonferenz in dieser Angelegenheit«. Mit ausdrucksloser Stimme teilte er den Reportern mit, »dass der Hinrichtungsbefehl unterzeichnet ist und morgen um Mitternacht ausgeführt werden wird. Die Sache liegt nicht mehr in meiner Hand. Aber ich werde bis zur letzten Sekunde neben dem Telefon warten«. Er wandte das Gesicht in den Sonnenuntergang und präsentierte der Kamera ein ernstes Profil.
    Helen und ich aßen zusammen zu Mittag und gingen gerade vom Parkplatz zur Dienststelle zurück, als ein Deputy in Uniform an uns vorbeilief.
    »Der Alte sucht dich«, sagte er.
    »Was gibt’s?«
    »Nichts weiter. Euer Freund Purcel versucht bloß St. Martinville auseinander zu nehmen. Kann man Betäubungspfeile auch bei Menschen verwenden?«, erwiderte er.
    Drinnen schaute ich bei meinem Postfach vorbei. Es war voller rosa Nachrichtenzettel. Drei stammten von der Sheriff-Dienststelle des Bezirks St. Martin. Zwei weitere waren von Dana Magelli. Auf einem fünften stand lediglich in Großbuchstaben »RÜCKSPRACHE!«. Darunter befanden sich die Initialen des Sheriffs. Ich ging zu seinem Büro und öffnete die Tür.
    »Was ist denn los?«, fragte ich.
    »Ich weiß nicht recht, wo ich anfangen soll. Wo ist Ihr Pieper?«
    »Wally hat drauf gesessen. Das ist kein Witz.«
    »Dana Magelli hat angerufen. Remeta ist in Jim Gables Haus eingedrungen, hat die Frau in die Garage gesperrt und Gable entführt.«
    »Ein Jammer. Was hat es mit Purcel auf sich?«
    »Ich wusste doch, dass Sie wegen Gable außer sich sein würden.«
    »Kommen Sie schon, Skipper. Was hat Clete gemacht?«
    »Er ist in einer Bar in St. Martinville. Drei Biker liegen bereits im Krankenhaus.« Ich wollte etwas sagen, doch er hob die Hand. »Er hat einen Poolqueue im Gesicht eines Stadtpolizisten zerschlagen. Das ist nicht mehr der übliche Kneipenkoller, Dave. Diesmal könnte es passieren, dass ihm jemand das Licht ausbläst. Jedermann hier in der Gegend, mich eingeschlossen, hat diesen Kerl satt.«
    Helen und ich fuhren die neun Meilen nach St. Martinville in unter zehn Minuten. Der Platz bei der alten französischen Kirche und der Evangeline-Eiche stand voller Einsatzfahrzeuge, und sämtliche Seitenstraßen
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