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Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)
Autoren: Lili St. Crow
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weil mein Rücken auseinanderzubrechen drohte. Meine Knie knackten unangenehm. Ich blickte zum Himmel hinauf, der konturlos und bleigrau war. Es sah nicht nach Schnee aus, was mich schon einmal freute. Von Schnee hatte ich für lange Zeit genug.
    Aber es war eisig , und es roch nach frühem Morgen. Wie Metall auf der Zunge oder wie nasse erfrorene Pflanzen. Und die flache weiße Schwere von Nebel. Ich senkte den Kopf, durch den mir die weichen Flügelschläge einer Eule hallten.
    Grans Eule, die Warnung. Ich hätte Dad vor anderthalb Wochen erzählen müssen, dass ich sie gesehen hatte. Vielleicht wäre er dann zu Hause geblieben – und heute noch am Leben.
    Gott, es hatte tatsächlich bloß eine gute Woche gebraucht, dass mein Leben komplett implodierte! Sicher hatte ich damit einen neuen Rekord aufgestellt.
    »Oh Mann!«, sagte ein Junge oben an der Tür leise. »Es ist echt wahr!«
    Ich sah nicht einmal hin. Wir erreichten den Treppenabsatz, und Graves drückte meine Hand, bevor wir auseinandergerissen wurden und ich von drei Jungen weggebracht wurde, die nicht so jung schienen, wie ihre glatten Gesichter es vortäuschen sollten. Sie murmelten irgendwelche unverständlichen Sachen über meinen Kopf hinweg, doch ich achtete sowieso nicht auf sie. Als sie mich durch die Flure führten, standen überall tuschelnde Jugendliche in den Türen zu beiden Seiten. Das Ganze hatte etwas von einem Spießrutenlauf, und ich zog mich ganz in mich zurück, ausschließlich darauf konzentriert, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
    Schließlich stiegen wir eine ewig lange Treppe hinauf und kamen in ein Zimmer mit blauem Teppichboden. »Du siehst ziemlich müde aus«, stellte jemand fest. »Hast du Hunger? Oder Durst? Können wir irgendetwas für dich …«
    Ich sah ein leeres bettförmiges Ding und seufzte. »Nein danke, nein. Ich will nur schlafen.« Ich will mich einfach hinlegen und sterben.
    »Na gut.« Ich sah ihn ganz verschwommen, weil ich so erledigt war, und konnte nicht einmal mehr fragen, wo Graves war. »Dann ruh dich aus. Das Bad ist gleich durch die Tür dort, und …«
    Was er danach sagte, hörte ich nicht mehr. Ich schaffte es bis zum Bett und sank in eine weiche Wolke. Auch die Überdecke war blau, so viel registrierte ich noch. Ich dachte gar nicht daran, die Wände mit Schutzzaubern zu versehen. Gran und Dad hätten mir dafür die Hölle heißgemacht.
    Dieser Gedanke kam einem Kniff in taube Finger gleich. Gran und Dad. Beide tot.
    Ich muss aufstehen und pinkeln, dachte ich, dann verschlang mich auch schon die Dunkelheit.
    Ich träumte von Grans Eule, von Mondlicht, das ihre Federn umrahmte, während sie durch die Finsternis flatterte. Eine diffuse Ahnung von Gefahr machte sich in mir breit, doch ich war viel zu erschöpft, als dass es mich scherte.
    Das also war meine Ankunft in der Schola.

Kapitel 1
    E ine Woche später steckte ich bereits in Schwierigkeiten.
    An einer Schule voller Jungen, die lernten, wie man Blutsauger killt, stellten Prügeleien alltägliche Gruppenveranstaltungen dar. Man musste es sich so wie eine klassische Klopperei an einer normalen Schule vorstellen, nur dass hier die Lehrer nicht eingriffen – oder zumindest hatten sie es bei den vier Prügeleien nicht getan, die ich seit meiner Ankunft gesehen hatte. Erst plazierten sich jede Menge Zuschauer um die Prügelnden, um sie anzufeuern, und mir nichts, dir nichts, wurde daraus eine Massenschlägerei. Aufgehört wurde erst, wenn jemand blutete. Oder schlimmer. Dass ihre Körper sich so leicht selbst heilten, machte sie höchstens noch unvorsichtiger, denn sie hatten gar keine Angst mehr, verletzt zu werden.
    Auf meinen Körper traf das natürlich nicht zu, denn ich war ja noch nicht »erblüht«. So viel dazu, »etwas Besonderes zu sein«. Verglichen mit den anderen in der Schola war ich keinen Deut weniger zerbrechlich als jeder gewöhnliche Zivilist. Aber wenn man einen Großteil seiner Freizeit damit verbracht hatte zu lernen, wie man das Beste aus dem machte, was man gegen Dinger aufbieten konnte, die nachts loswüteten, gab man nicht so schnell auf.
    Ich kam vom Boden, holte gleichzeitig mit der Faust aus, und Irving packte mein Handgelenk. Er nutzte meinen Schwung aus, um mich hinter sich zu schleudern, womit ich allerdings gerechnet hatte. Ich krümmte die Finger meiner anderen Hand und zerkratzte ihm das Gesicht. Dad hätte es »schmutziges Kämpfen« genannt, was er bei einem Mädchen unbedingt guthieß.
    Mal ehrlich, beim
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