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Strandglut 27 Short(s) Stories

Strandglut 27 Short(s) Stories

Titel: Strandglut 27 Short(s) Stories
Autoren: Nika Lubitsch
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sie dann zwei unterschiedliche Schuhe, einen braunen und einen schwarzen?“
    Entsetztes Schweigen im Saal. Hinten fing einer an zu kichern. So unauffällig wie möglich versuchte Blasius auf seine Schuhe zu schielen. Es waren eindeutig zwei schwarze Budapester Schuhe.
    „Finden sie eigentlich ihre Art der Befragung journalistisch relevant“, bellte er. „Im Übrigen versichere ich ihnen, dass mit meinen Schuhen alles in Ordnung ist.“
    Im Saal war ein kleiner Tumult ausgebrochen. Ulrike hatte ihm einen kleinen Zettel zugeschoben auf dem stand: „Sie hat recht!“
    Laut sagte sie: „Meine Damen und Herren, wenn sie weitere Fragen haben, dürfen wir sie jetzt bitten weiterzumachen.“
    Blasius starrte fassungslos auf den Zettel. Das konnte doch gar nicht sein. Er hatte doch eindeutig zwei gleiche Schuhe an. Oder doch?
    ‚Verdammt, immer wenn man Miriam braucht, ist sie nicht da’, dachte er.
    „Ich gehe davon aus, dass jetzt die schlechten Nachrichten kommen, könnten sie die schlechten Nachrichten bitte kurz für uns zusammenfassen“, bat der Mann von der Deutschen Presseagentur grinsend.
    „Es tut mir leid, dass ich ihnen nicht mit schlechten Nachrichten dienen kann, denn für sie sind schlechte Nachrichten ja offensichtlich gute Nachrichten.“
    „Heißt das, dass sie keine Entlassungen geplant haben“, rief der Wirtschaftsredakteur der FAZ von ganz hinten.
    Es trat eine kurze Pause ein. In Blasius’ Kopf schwirrten die Gedanken wie Vögel in einer Volière. Ich habe zwei verschiedene Schuhe an, weil ich farbenblind bin. Bin ich auch betriebsblind? Was, wenn die sich in der Produktion verrechnet haben. Oder bei den Rückstellungen. Oder gar bei der Bewertung der Liegenschaften. Hol sie der Teufel, alle miteinander. Dafür werde ich nicht meinen Kopf hinhalten, sollen sie sich einen anderen Dummen suchen. Und dann stand seine Entscheidung fest.
    „Bis jetzt ist keine definitive Entscheidung über Entlassungen gefällt worden“, sagte Blasius. Die Köpfe auf dem Podium drehten sich erstaunt in seine Richtung. „Wir werden das dritte Quartal abwarten und erst nach genauer Prüfung aller zur Verfügung stehenden Daten für die Zukunft entscheiden. Es ist klar, dass in der jetzigen wirtschaftlichen Gesamtsituation jedes Unternehmen seine menschlichen Ressourcen genau überprüfen und der Marktlage anpassen muss. Fest steht aber auch, dass wir als Konzern nicht nur dem Anleger gegenüber sondern auch den Mitarbeitern und ihren Familien gegenüber in der Pflicht sind. Übereilte Entscheidungen lassen zu viel Platz für Irrtümer. Und wenn es um Menschen geht, dürfen wir uns nicht irren.“
    Blasius blickte in erstaunte Gesichter und konnte sich nicht erklären, warum sie ihn anstarrten wie einen Geist. Die Fragen nach bevorstehenden Fusionen, neuen Produkten und Einschätzung der Weltwirtschaftslage delegierte er an die ziemlich einsilbig antwortenden Vorstände. Blasius hatte sich zurückgelehnt und betrachtete das Treiben wie ein Zuschauer im Fußballstadium. Mal ging der Ball in das Tor des Konzerns mal in das Tor der Journaille. Löwendompteurin Ulrike gab die Unparteiische. Sie wusste, dass ihre Stunden im Konzern gezählt sein würden. Gleich nach der Pressekonferenz würde der Alte sie feuern. Warum hatte sie ihm auch nicht auf die Schuhe geguckt, wo sie sonst wirklich jede blöde Frage bedacht hatte. Sie warf einen Blick in die hintere Ecke, wo der persönliche Assistent von Balsius und Annelie zusammenstanden. Sie sah in ihre blassen Gesichter und ahnte, dass die beiden ähnliche Gedanken hegten.
    Sogar diese Pressekonferenz ging vorüber. Während die schreibende Zunft sich um das kalte Büffet drängelte, drängelten sich die Kollegen mit den Mikrophonen um Blasius.
    „Heute keine Interviews“ sagte er und verschwand durch den Hintereingang.
    Annelie lief hinterher. Als sie die Tür zu seinem Büro zaghaft öffnete, sah sie Blasius am Schreibtisch sitzen und telefonieren. Leise zog sie die Tür wieder zu und kroch hinter ihren Schreibtisch, wohl wissend, dass gleich ein Donnerwetter losgehen würde. Durch die geschlossene Tür hörte sie, wie er mit Miriam sprach und spitzte die Ohren.
    „Liebling, bitte komm zurück. Ich brauche Dich mehr als alles andere auf der Welt. Nein, Mia, das stimmt nicht. Ich gebe ja zu, dass ich eingespannt bin, aber Miriam, ich, also, ich liebe Dich. Ich liebe dich wirklich, Miriam, und ich gelobe Besserung. Hoch und heilig.“
    Annelie hätte fast die Tasse mit
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