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Strafzeit

Strafzeit

Titel: Strafzeit
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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für Letzteres.
    »Hören Sie mal«, sagte sie. »Wenn es um die Übernahme von Kosten geht, dann machen Sie sich mal keine Gedanken. Wichtig ist, dass für meinen … Lebensgefährten alles nur Erdenkliche getan wird. Verstehen Sie das?«
    Die forsche Variante schien in diesem Fall nicht die optimale zu sein. Zumindest ließ sich der Mann am anderen Ende keineswegs einschüchtern.
    Im Gegenteil.
    Nun ging er nämlich in einer Weise zum Angriff über, wie es ein echter Vertreter des Sozialdienstes wohl kaum getan hätte. »Aha, Geld spielt also keine Rolle. Haben Sie nach dem Ableben Ihres wirklichen Ehemannes nun genügend davon?«
    Schocktherapie, nannte Riesle im Geiste seine Attacke – um gleich fortzufahren: »Frau Mielke – zwei Männer, mit denen Sie … ähm … intim waren, sind einem Verbrechen zum Opfer gefallen. Wird jetzt bald noch ein weiterer bei uns eingeliefert?«
    Der Überraschungsangriff gelang insofern, als Claudia Mielke wie vom Donner gerührt dastand. Riesle hatte eingeplant, dass sie nun mit dem kaufmännischen oder dem ärztlichen Direktor des Klinikums verbunden werden wollte, dass sie ihn beschimpfen oder zumindest misstrauisch werden würde.
    Doch sie schwieg – und deshalb redete Riesle weiter.
    »Zwei Männer aus Ihrem unmittelbaren Umfeld, Frau Mielke. Wer steckt dahinter? Sie? Oder hat ein Freund Ihres ermordeten Mannes ihn gerächt? An Gerber, weil er wusste, dass der Mielkes Mörder war? Sagen Sie …«
    Nun endlich reagierte Claudia Mielke.
    Riesle merkte es daran, dass die Verbindung unterbrochen wurde.
    »Wie, wir fahren jetzt nicht zu Frau Mielke? Das hatten wir doch gestern vereinbart!« Klaus war sofort in Rage, als er Hubertus wenige Minuten später vor dessen Haustür abholte.
    Der Freund unterbrach ihn: »Klaus, wir haben eine neue heiße Spur. Dieser Typ, der sich bei uns respektive bei Martina eingenistet hat, hat Verbindungen zu den ›Blue Heroes‹, zu diesen Rockern.«
    »Aber deswegen lassen wir uns doch jetzt nicht die Mielke entgehen! Ich habe bei der eben schon angerufen, weil ich wusste, dass du es im Ernstfall vergeigen würdest – so wie bei Frau Willy. Die Mielke ist jetzt bereits weich gekocht. Wir nehmen die gleich noch mal in die Mangel. Die quetschen wir aus wie …«
    »Klaus!« Nun wurde auch Hummel lauter. »Dieser Junge, mit dem Martina sich blöderweise eingelassen hat, hat wohl massive Probleme mit den Rockern. Zumindest vermute ich das. Er hatte einen Sticker von den ›Blue Heroes‹ auf seiner Lederjacke.«
    »Sticker?«
    »Ja, er trägt nicht so eine Kutte wie die anderen Mitglieder, aber einen kleinen Sticker. Ich weiß noch nicht, was genau dahintersteckt. Ein reines Souvenir wird’s ja nicht sein. Und er hat Martina gesagt, er habe heute Nachmittag ein gefährliches Treffen. Ich nehme mal an, mit diesen schweren Jungs. Wir sollten der Sache nachgehen. Es ist doch durchaus möglich, dass die Geschichte etwas mit dem Mord an Mielke und auch mit diesem Gerber zu tun haben könnte. Auf geht’s – wir fahren jetzt zu der Adresse dieses Jungen. Hier, Am Schwalbenhaag. Keine Widerrede.«
    Er hielt Klaus einen handgeschriebenen Zettel unter die Nase und redete einfach weiter, denn in solchen Fällen durfte man Riesle nicht zu Wort kommen lassen. Man musste ihm immer erst die gesamten Argumente an den Kopf knallen – dann bestand die Chance, dass sich in seinen Gehirnwindungen etwas tat.
    »Es könnte natürlich auch sein«, fuhr Hubertus fort, »dass er als Sympathisant dieser ›Heroes‹ Probleme mit den ›Silver Bulls‹ hat. Auf jeden Fall riecht die Entwicklung des Falles derzeit mehr nach Rocker als nach Frau Mielke.«
    Riesle hatte sich mit beiden Händen am Lenkrad festgekrallt, starrte schweigend zunächst Hummel und dann den Zettel an.
    »Komm schon, Klaus! Frau Mielke läuft uns doch nicht weg, die können wir noch anschließend befragen. Und denk noch mal an deinen Öffentlichkeitsmenschen von der Polizei. Der hat es dir doch selbst gesagt: Die Kripo ermittelt jetzt auch im Rockermilieu. Jetzt haben wir einen, der sich mit denen offenbar eingelassen hat und in massiven Schwierigkeiten steckt. Vielleicht hat er ein ähnliches Problem wie Mielke. Du bist doch sonst nicht so träge mit dem Gaspedal …«
    Das war letztlich der entscheidende Satz. Ein Klaus Riesle ließ sich so etwas nicht zweimal sagen. Unter Missachtung sämtlicher Verkehrszeichen und Geschwindigkeitsbeschränkungen war er in nicht einmal fünf Minuten in der
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