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Stone Girl

Stone Girl

Titel: Stone Girl
Autoren: Alyssa B. Sheinmel
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überall dabei war, wird sie dennoch im Impressum als eine der Chefredakteurinnen aufgeführt werden und sie wird die Tätigkeit auch in ihren Collegebewerbungen erwähnen können. Dementsprechend sieht sie nicht ein, warum sie sich das weiter antun soll.
    »Oh«, sagt Dana.
    Sethie zuckt die Achseln und wickelt ihren Bagel in eine Serviette, um ihn in die Bibliothek mitzunehmen. Dana, denkt Sethie, kann das einfach nicht verstehen. Dana ist groß und dünn. Dana kann einen ganzen Rosinen-Zimt-Bagel mit heißer, zerlassener Butter essen, ohne ein Gramm zuzunehmen. Und Dana kann zweimal pro Woche zu den Jahrbuchtreffen gehen, die direkt nach der Schule beginnen, wenn alle vor Hunger sterben und darum betteln, Pizza und etwas vom Chinesen zu bestellen. Treffen, nach denen man gerade noch rechtzeitig zum Abendessen nach Hause kommt, das man natürlich nicht ausfallen lässt, schließlich waren die Pizza und das chinesische Essen nur ein kleiner Snack nach dem Unterricht. Sethies Schule ist voll mit Danas, Mädchen, die von Haus aus zum Dünnsein veranlagt sind, Mädchen, die nicht verstehen können, dass Sethie hart dafür arbeiten muss und deswegen dieses Jahr schlicht nicht zu den Jahrbuchtreffen gehen kann.

3
    Jane lebt an der Ecke 72ste und Park Avenue, in einem dieser Apartments, in denen sich der Aufzug direkt in die Wohnung öffnet. Die Böden im Eingangsbereich sind aus Marmor. Die Küche befindet sich hinter einer Schwingtür und dort führt Jane sie direkt hin. Sethie denkt, dass sie die Küche auch so gefunden hätte, denn im ganzen Haus riecht es durchdringend nach Essen.
    Außer ihnen ist niemand da. Jane ist ein Einzelkind und ihre Eltern reisen viel. Auch die Haushälterin ist für heute schon gegangen. Die Küchentheken blitzen. Die Klimaanlage ist so stark aufgedreht, dass sie den Raum noch sauberer wirken lässt. Es ist für alle genug zum Abendessen da, dafür hat die Haushälterin gesorgt. Jane muss ihr gesagt haben, dass sie ein paar Freunde zu sich eingeladen hat. Sethie, Jane und Shaw versammeln sich um die Kücheninsel in der Mitte des Raums. Sethie beäugt eine Schale mit Nüssen. Sie wartet, bis einer der anderen – Jane oder Shaw, ganz egal, wer – mit dem Essen anfängt, damit sie auch zugreifen kann. Wenn sie nicht auf die beiden wartet, wird sie wie ein hungriger Wolf erscheinen, wie jemand, der nur zum Essen hergekommen ist.
    Jane, denkt Sethie nüchtern, ist wirklich alles andere als unscheinbar. Sie hat dünnes, blondes Haar, das ihr bis zu den Schultern reicht, trägt große Creolen und knappe Shorts, aus denen zwei schlanke Beine heraussprießen. Ihre Augen sind dunkel mit Kajal umrandet und ihre Lippen glänzen vaseline-hell. Und trotzdem sieht sie immer noch aus, als sei sie gerade erst aus dem Bett gekommen, aber auf eine sexy Art und Weise, wie um einen beiläufig daran zu erinnern, dass sich ihr Bett ganz in der Nähe befindet.
    »Ihr habt mich aufgeweckt«, sagt Jane. Dankbar sieht Sethie, wie sie den Arm ausstreckt und nach einer Handvoll Nüssen greift.
    »Ach ja?«, fragt Shaw.
    »Jup. Bin bei ein paar Wiederholungen von Taxi eingeschlafen.«
    Ruckartig dreht Sethie den Kopf von den Nüssen weg, hin zu Jane. »Ich liebe diese Sendung«, sagt sie ernst.
    Jane grinst. »Ich auch! Als sie noch regulär im Fernsehen lief, hat mein Dad jede einzelne Folge aufgezeichnet, und ich habe sie mir dann auf seinem Schoß angeschaut.«
    Sethie lächelt zurück. »Das hat mein Dad auch gemacht. Sogar jetzt muss ich noch an ihn denken, wenn ich den Eröffnungsjingle höre.«
    »Ich auch«, sagt Jane lächelnd. Sethie wird klar, dass Janes Vater wohl auch nicht allzu oft da ist, aber wahrscheinlich aus interessanteren Gründen als dem einer Scheidung. Jane summt die Taxi -Titelmelodie und Sethie stimmt ein. Shaw schaut sie an, als würde er sie für verrückt halten, also hört erst Sethie und schließlich auch Jane zu singen auf, doch Jane lacht dabei.
    Bevor sie hergekommen sind, waren Sethie und Shaw in Shaws Wohnung. Er wollte ihr seine neue Bong zeigen. Sethie hat noch nie zuvor Bong geraucht und Shaw musste ihr beibringen, wie das geht.
    »Leg deine Hand dorthin. Okay, ich halte das Feuerzeug und du atmest ein, kapiert? Dann nimmst du den Mund vom Zylinder und ziehst den Rauch hoch … Genau so, braves Mädchen.« Shaw war so zärtlich. Er rubbelte ihr über den Arm. Auch als Sethie mehrere Anläufe benötigte, blieb er total nett. Und plötzlich schien irgendetwas zu funktionieren.
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