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Stone Girl

Stone Girl

Titel: Stone Girl
Autoren: Alyssa B. Sheinmel
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bis sie wiederkommen, dauert es noch mal eine Woche. Und nach Thanksgiving bleiben immer so schön viele Reste übrig.«
    Sethie überlegt, was sie mit Resten von Truthahn, Füllung, Kartoffeln und Kuchen in ihrer Küche anstellen würde. Bestimmt hätte sie nicht genug Disziplin, um sie eine ganze Woche vorhalten zu lassen.
    Jane holt einige Tuppergefäße aus dem Kühlschrank.
    »Warte, bis du das probiert hast. Kräcker-Füllung. Das ist mein absoluter Favorit.«
    »Machst du Witze?«, ruft Shaw vom Ofen zu ihnen herüber, wo er bis zum Ellbogen im Truthahn steckt. Sethie merkt, dass die Soße im Bräter auf die Arbeitsplatte tropft, während Shaw versucht, den Truthahn zu zerteilen.
    »Ich weiß, ich weiß, das hört sich komisch an. Aber wartet ab.«
    Sethie findet nicht, dass sich das komisch anhört. Sie kann es kaum erwarten. Diesen Sommer haben sie und Shaw drei Wochen im Landhaus seiner Eltern verbracht. Außer ihr waren auch noch andere Jugendliche dort. Shaws Eltern hatten das Haus praktisch allen seinen Freunden zur Verfügung gestellt, doch nur Sethie ist die ganzen drei Wochen geblieben.
    Normalerweise verbringt Sethie diese Zeit im Jahr mit ihrem Vater. Als Sethie zehn war und ihre Eltern sich getrennt haben, ist er von New York nach Kalifornien gezogen. Doch dieses Jahr wollte sie sich nicht von Shaw trennen. Sethie sagte, sie würde den ganzen Sommer einen Vorbereitungskurs für den College-Eignungstest besuchen und könne nicht kommen. Ihr Vater fragte nicht weiter nach. Er sagte, er sei stolz, dass sie auf ihre Ferien verzichte, um so fleißig zu lernen, und Sethie hätte beinahe laut aufgelacht. Als ob auf der Couch sitzen und Fernsehschauen ihrer Vorstellung von Ferien entsprochen hätte.
    Aber drei Wochen mit Shaw, das waren Ferien. Sie musste im Gästezimmer neben einem anderen Mädchen im Doppelbett schlafen, damit seine Eltern nicht mitbekamen, dass sie mit ihm Sex hatte. Während er tagsüber aus dem Haus ging – den Sommer über arbeitete er als Landschaftsgärtner bei einer der ansässigen Firmen – und all seine Freunde am Strand oder am Pool lagen und shoppen gingen, wartete Sethie im Haus, bis Shaw wieder zurückkam. Wenn sie mit den anderen rausgegangen wäre, wäre sie zu seinem Feierabend vielleicht nicht da gewesen. Für gewöhnlich kam er so gegen drei. Fast immer duschte er kurz und fast immer hatten sie danach Sex, ehe sie loszogen, um seine Freunde zu treffen. Nach ein paar Tagen wusste Shaw, Sethie würde auf ihn warten, und das gefiel ihr. Sex war der einzige Moment, in dem Shaw ganz ihr gehörte. Shaws Freunde erwarteten ihn am Strand oder am Pool. Einen ganzen Abend oder Nachmittag hätte er nicht mit ihr allein verbringen können, das wäre unhöflich gewesen, und Sethie verstand das. Die anderen Mädchen am Strand saßen bei den Jungs auf dem Schoß, hielten sie an der Hand, während sie durchs Dorf schlenderten, oder legten ihnen unterm Tisch eine Hand aufs Bein. Shaw mochte diese öffentliche Zurschaustellung von Zuneigung nicht, das hatte er Sethie gesagt. Aber Sethie durfte am Strand in seiner Nähe sein und beim Abendessen neben ihm sitzen. Und Sethie wollte ihm einfach immer nah sein.
    Im Landhaus aß Sethie, während sie auf Shaws Rückkehr wartete, nur Kräcker. Shaws Eltern sorgten dafür, dass im Haus immer Essen vorrätig war. In der Speisekammer gab es eine riesige Schachtel Kräcker. Sethie genehmigte sich jeden Tag maximal sechs Stück. Sie teilte sich ihre Ration so ein, dass sie während Shaws Abwesenheit vorhielt. Er verließ das Haus in aller Frühe, um sieben Uhr dreißig. Sethie hörte ihn immer gehen, doch sie zwang sich, noch einmal einzuschlafen. Ein paar Stunden mehr Schlaf bedeuteten ein paar Stunden weniger Hunger. Wenn alle anderen weg waren, zog sie in Shaws Zimmer um und schaute von seinem Bett aus fern. Sie aß zwei Kräcker und gebot sich dann Einhalt. Shaw würde um drei zu Hause sein, und dann würden sie überlegen, was sie sich zum Essen machen würden. Und zwei Kräcker würden ihr doch wohl bis drei Uhr reichen. Aber dann aß sie doch noch zwei. Als sie bei sechs angekommen und noch immer hungrig war, setzte das Schuldgefühl ein. An einem Tag hatte sie sogar acht gegessen.
    Jetzt fragt sie sich gerade, wie viele Kräcker wohl in der Füllung drin sind. Sie ist froh, dass sie nur wenig zu Mittag gegessen hat.
    Jane erhitzt den Bratensaft, Shaw tranchiert den Truthahn und Sethie sitzt einfach nur so da und schaut zu. Jane holt Teller,
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