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Stone Girl

Stone Girl

Titel: Stone Girl
Autoren: Alyssa B. Sheinmel
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Gabeln und Messer und legt sie auf die Kücheninsel, um die mehrere Barhocker gruppiert sind. Bald schon ist die Insel über und über mit Speisen bedeckt. Und bald schon essen sie. Sethie lacht über die Bratensoße, die Shaws Kinn hinunterläuft, und über die seltsam gezackten Stücke, in die er den Truthahn zerteilt hat.
    Dann gibt es Pekannusskuchen mit Vanilleeis. Sethie sieht Jane beim Essen zu und wie sie sich nach ein paar Bissen Kuchen im Stuhl zurücklehnt.
    »Ich bin so satt.« Sie legt die Gabel zur Seite und hört zu essen auf.
    Sethie legt ihre Gabel ebenfalls zur Seite. Wahrscheinlich ist sie auch satt, aber ganz sicher kann sie sich nicht sein. Es schmeckt alles so gut.
    »Sollen wir schnell aufräumen?«, fragt Shaw.
    »Nein, das ist schon in Ordnung. Elsa kommt immer recht früh. Ich tue bloß die Reste in den Kühlschrank, damit sie nicht schlecht werden.«
    Natürlich weiß Sethie, dass Jane ungefähr so alt ist wie sie und dass die Wohnung ihren Eltern gehört. Trotzdem wirkt sie wie eine Erwachsene in ihrem eigenen Apartment.
    Shaw schaut auf die Uhr. »Darf ich mal kurz euer Telefon benutzen?«, fragt er, ohne zu erklären, weshalb.
    »Na klar«, sagt Jane. Sie macht eine Handbewegung in Sethies Richtung. »Komm, lass uns fernsehen.«
    In einem anderen Zimmer – Sethie beschließt, es den »Hobbyraum« zu nennen – macht Jane einen riesigen Fernseher an und sinkt auf die Couch.
    »Ich bin so satt.«
    »Wem sagst du das?«, stimmt Sethie zu. »Ich kann nicht glauben, dass ich so viel gegessen habe.« Wenn ich das alles aufschreibe, denkt sie, wird mir die Hand wehtun.
    »Ich weiß. Sogar als ich schon total satt war, konnte ich kaum aufhören.«
    »Was heißt kaum, ich konnte gar nicht aufhören.«
    Jane lacht. Sie glaubt, Sethie habe einen Witz gemacht.
    Sethie sagt: »Manchmal wünschte ich, ich könnte einfach eine Woche lang zu essen aufhören. Mir eine Woche freinehmen.«
    »Ich weiß, was du meinst«, sagt Jane. »Ich habe diese einwöchige Entgiftungskur auch mal ausprobiert, aber nur eineinhalb Tage durchgehalten.«
    Von einer Entgiftung hatte Sethie eigentlich nicht gesprochen, sondern davon, wie gerne sie mit dem Essen aufhören würde. Sie glaubt, es würde sich besser anfühlen als das hier. Denn wozu ist dieses Gefühl, satt zu sein, denn gut, wenn es sich nicht rechtzeitig bemerkbar macht, um einen davon abzuhalten, sich derart zu mästen? »Ich bin so voll, dass mir der Bauch wehtut«, sagt Sethie.
    »Wenn dir wirklich schlecht ist: Das Bad ist gleich hier. Du könntest dich übergeben.«
    Sethie schüttelt den Kopf. »Ich muss fast nie brechen. Egal wie schlecht mir ist, nichts passiert. Nicht mal, wenn ich es versuche.«
    Jane zuckt die Achseln. »Wenn du es wirklich willst, kann ich dir zeigen, wie es geht.«
    »Was?« Sethie setzt sich auf und merkt, wie es ihren Bauch nach außen drückt. Er wölbt sich unter ihrem Tanktop nicht so schön nach innen wie der von Jane. Aber so hat Sethie das mit dem Versuchen nicht gemeint. Sie dachte eher daran, wie sie manchmal neben der Toilette kauert und darauf wartet, dass etwas passiert. Wie man das halt so macht, wenn man sich nicht gut fühlt. Nicht, dass sie die andere Methode nicht schon ausprobiert hätte. Sie hat sich den Finger, so tief es ging, in den Hals gesteckt, aber es hat nie funktioniert. Das Äußerste, was je dabei herausgekommen ist, war ein trockenes Würgen.
    Aber Jane wusste offenbar, wie sie es schaffen konnte, sich zu übergeben.
    »Es ist ganz einfach.« Vorsichtig blickt Jane Sethie an. »Willst du?«
    Sethie versucht, ruhig zu bleiben. Sie kann Jane nicht merken lassen, wie aufgeregt sie ist. Eine Lösung für all die Nächte, in denen sie zu viel in sich hineinstopft, in denen sie sich nicht zurückhalten kann!
    »Ja«, sagt sie leichthin. So als wäre sie neugierig.
    »Dann komm.«
    Jane führt Sethie einen Gang hinunter in ein riesiges Schlafzimmer.
    »Das ist das Zimmer meiner Eltern«, erklärt sie. »Ihr Badezimmer eignet sich perfekt.«
    Sethie fragt sich, was ein Badezimmer wohl so perfekt für Übungsstunden im Kotzen macht. Doch dann sieht sie es: Das Bad ist gigantisch groß und hat zwei Toilettenkabinen, jede mit einer eigenen Tür, jede ganz für sich. Ein Badezimmer, in dem zwei Leute zur gleichen Zeit aufs Klo gehen können.
    »Okay, dann zur Sache. Was ist früher passiert, wenn du es probiert hast?«
    »Nichts. Ich habe gewürgt, aber es kam nichts hoch.«
    »Okay, genau da liegt der Fehler.
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