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Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Titel: Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)
Autoren: Jane Austen
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und ein gewisser Mr. Bingley wird sich gewiß ebenso für dich freuen. Wir haben sogar schon einmal davon gesprochen, aber wir hielten es für ausgeschlossen. Liebst du ihn wirklich genug? Tu alles, was du willst, nur heirate nicht ohne wirkliche Liebe! Bist du sicher, daß dein Gefühl dich nicht trügt? Berichte mir bitte alles, was ich wissen muß. Seit wann liebst du ihn? Liebst du ihn wirklich?«
    »Wirklich und wahrhaftig, Jane! Von ganzem Herzen.«
    »Jetzt bin ich erst richtig glücklich, denn jetzt wirst du auch so glücklich sein wie ich. Ich habe immer etwas für ihn übrig gehabt, seitdem ich wußte, daß er dich liebt. Aber, Lizzy, du bist mir gegenüber sehr verschwiegen gewesen. Du hast mir nie erzählt, was sich alles auf Pemberley und in Lambton zugetragen hat. Was ich davon weiß, verdanke ich dem Bericht eines anderen, nicht dir.«
    Elisabeth gab ihr die Gründe ihrer Verschwiegenheit zu verstehen: sie hatte nicht von Bingley reden wollen, und bei ihrer eigenen inneren Unruhe und Ungewißheit hatte sie ebensowenig von seinem Freund sprechen mögen. Aber jetzt wollte sie ihr auch erzählen, was er damals bei Lydias Hochzeit zu schaffen gehabt hatte. Keine Einzelheit wurde vergessen, und die Unterhaltung der beiden Schwestern endete erst lange nach Mitternacht.
    »Du lieber Himmel«, rief Mrs. Bennet am nächsten Morgen von ihrem Fensterplatz aus, »da kommt doch schon wieder dieser unangenehme Darcy mit unserem lieben Bingley! Was denkt er sich bloß, uns immer zu belästigen! Ich meine, er sollte lieber auf die Jagd gehen oder sonst etwas tun, als uns mit seiner Gesellschaft zu behelligen! Was sollen wir nur mit ihm anfangen? Lizzy, du mußt schon so lieb sein und wieder mit ihm spazierengehen, damit er Jane und Bingley nicht im Wege ist.«
    Elisabeth hätte beinahe laut herausgelacht, als ihre Mutter sie um diese Gefälligkeit bat; aber sie ärgerte sich auch ein wenig, weil ihre Mutter noch immer so abfällig von ihm sprach.
    Als die beiden eintraten, sah Bingley Elisabeth so eindringlich an und drückte ihr mit solcher Wärme die Hand, daß sie in ihm sogleich einen Mitwisser ihres Geheimnisses erkannte. Und bald darauf sagte er vernehmlich: »Mrs. Bennet, gibt es nicht noch irgendeinen schönen Weg, auf dem Lizzy sich heute wieder verlaufen kann?«
    »Ich würde Mr. Darcy und Lizzy und Kitty raten«, sagte Mrs. Bennet, »den Spaziergang nach Oakham Mount zu machen. Das ist ein schöner, weiter Weg, und Mr. Darcy wird gewiß die Aussicht noch nicht kennen.«
    »Für die beiden großen Spaziergänger wird das gerade das Richtige sein«, meinte Bingley, »aber wie ist es, Kitty, dir wird das wohl ein wenig zu viel werden, nicht wahr?«
    Kitty gab zu, daß sie lieber zu Hause bleiben würde. Darcy gestand, daß er diese Aussicht schon lange habe genießen wollen, und Elisabeth stimmte dem Vorschlag ihrer Mutter durch ihr Schweigen zu.
    Als sie nach oben ging, um sich fertig zu machen, folgte Mrs. Bennet ihr und sagte: »Du tust mir wirklich leid, Lizzy, daß du dich den ganzen Morgen mit diesem unfreundlichen Menschen abgeben mußt. Aber es macht dir hoffentlich nicht zu viel aus; es geschieht ja alles nur für Jane. Und hörst du, du brauchst ja nicht viel mit ihm zu sprechen, nur hin und wieder, um nicht gar zu unhöflich zu erscheinen. Also streng’ dich nicht weiter an.«
    Während ihres Spazierganges kamen sie überein, Darcy solle noch am selben Abend die Einwilligung ihres Vaters einholen; sie selbst wollte es übernehmen, ihrer Mutter die Mitteilung zu machen. Sie konnte sich immer noch nicht vorstellen, wie ihre Mutter die Neuigkeit aufnehmen werde; sie war sich durchaus nicht sicher, ob selbst das große Vermögen und die Vornehmheit dieses Schwiegersohnes in ihren Augen ausreichen würden, um ihre Abneigung gegen ihn zu überwinden. Aber ob sie nun todunglücklich oder überglücklich sein würde, eins stand fest: sie würde dem einen wie dem anderen Gefühl auf eine völlig unbeherrschte Weise Ausdruck geben. Und Elisabeth mochte es ihrem Verlobten ebensowenig zumuten, Zeuge ihrer ersten Begeisterungsstürme wie ihrer Wutausbrüche zu sein.
    Kurz nachdem sich Mr. Bennet nach dem Essen in sein Zimmer zurückgezogen hatte, sah Elisabeth, wie Darcy sich erhob und ihm folgte. Ihre Aufregung war unbeschreiblich. Sie fürchtete nicht, daß ihr Vater seine Einwilligung versagen könne, aber sie wußte, daß sie, seine Lieblingstochter, ihm mit ihrer Wahl Kummer bereiten und daß er sich wegen
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