Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen
Autoren: LYNNE GRAHAM
Vom Netzwerk:
Tochter zu ruinieren.“
    Der unberechtigte Vorwurf ließ brennende Wuttränen in Mollys Augen steigen. Nur mit Mühe hielt sie die entsprechend scharfe Erwiderung zurück. Sie hatte nichts Falsches getan. Man hatte sie physisch und verbal beleidigt, aber das kümmerte bei einer Kellnerin wohl niemanden!
    Sie ging in die Küche, wo Brian sie anwies, dem Koch beim Aufräumen zu helfen. Die nächsten Stunden vergingen wie im Flug. Irgendwann wurde die Geräuschkulisse leiser, und die Gäste verließen nach und nach die Party.
    „Sammle schon mal die leeren Gläser ein“, trug Brian ihr auf.
    Molly ging mit dem Tablett in den Salon zurück. Den Ersten, den sie erblickte, war der spanische Bankier. Lässig lehnte er mit einer Schulter an der Wand und telefonierte auf seinem Handy. Er orderte ein Taxi. Sie vermied es, ihn anzusehen, selbst als sie an ihm vorbeiging, um eine ganze Sammlung von leeren Gläsern von einem Tisch aufzunehmen. Leandro dagegen verfolgte jede ihrer Bewegung mit Adleraugen.
    Sie hatte behauptet, er sei nicht ihr Typ, aber er war überzeugt, dass das gelogen war. Dabei war sie nicht der Typ Frau, der ihn normalerweise reizte. Große, schlanke Blondinen wie Aloise hatten bisher seine Aufmerksamkeit angezogen. Aber Molly regte etwas sehr viel Elementareres in ihm an. Das sinnliche Schwingen ihrer weiblichen Hüften wäre jedem Mann aufgefallen, der auch nur einen Tropfen Blut im Leib hatte. Diese wilden Locken, die riesengroßen grünen Augen und die vollen Lippen waren umwerfend sexy, noch bevor man den Blick überhaupt auf die Stellen unterhalb ihres Kinns richten musste. Allein sie anzusehen erregte ihn, wenn er auch noch daran dachte, wie sie ihn willig, ja eifrig zurückgeküsst hatte, dann half das seinem Körper nicht unbedingt, die Erregung im Zaum zu halten. Er brauchte eine kalte Dusche. Nein, er brauchte eine Frau, gestand er sich ein und presste die Lippen zusammen. Es ärgerte ihn maßlos, dass er seinen Körper nicht besser unter Kontrolle hatte!
    Molly half mit, Geschirr und Gläser der Catering-Firma wieder in den Transporter zu laden. Bis sie damit fertig war, hatte auch das Haus sich fast geleert. Sie schlüpfte in ihren Mantel und ging zu ihrem Wagen, den sie in einer Seitenstraße abgestellt hatte. Verblüfft sah sie den spanischen Bankier vor dem Haus auf dem Bürgersteig stehen. Noch war es Winter, die Nacht eisig kalt, und er trug keinen Mantel. In seinem Anzug musste er inzwischen bis ins Mark durchgefroren sein.
    „Ist Ihr Taxi noch immer nicht gekommen?“, fragte sie spontan.
    „Scheinbar ist heute viel los. In meinem ganzen Leben habe ich noch nicht so gefroren. Wie halten Sie es in diesem Klima überhaupt aus?“, fragte er mit klappernden Zähnen.
    „Es ist nicht so, als hätten wir eine Wahl.“ Sie musste daran denken, wie miserabel der Abend für ihn verlaufen war, und Mitgefühl regte sich in ihr. „Sehen Sie, ich würde Ihnen ja anbieten, Sie nach Hause zu fahren, aber ich möchte ungern den falschen Eindruck erwecken …“
    „Wieso sollte es?“ Es würde sicher lange dauern, bevor er das nächste Mal ohne Chauffeur ausging. Falls überhaupt je wieder. Nicht daran gewöhnt, war ihm zu spät bewusst geworden, dass er nicht mehr fahren konnte, wenn er bereits mehrere Drinks intus hatte.
    Molly legte den Kopf leicht schief und schaute ihn mit funkelnden grünen Augen an. „Ich betone – weder verfolge ich Sie absichtlich, noch habe ich ein persönliches Interesse an Ihnen“, meinte sie unbedingt klarstellen zu müssen.
    Leandro studierte sie amüsiert – denn das, was er sich vorstellte, war eher genau das Gegenteil. Wenn er sie jetzt gehen ließ, würde er sie nie wiedersehen. Das Problem war nur, dazu war er seltsamerweise nicht bereit. „Ich weiß, dass Sie mir nicht nachlaufen. Ich nehme Ihr Angebot gerne an“, murmelte er.
    „Ich hole mein Auto.“ Molly überquerte die Straße, bog in die kleine Gasse ein und kletterte in ihren uralten Mini Cooper. Schon fragte sie sich reuig, welcher Teufel sie geritten hatte. Sie hätte einfach an dem Bankier vorbeigehen und ihn in der Kälte stehen lassen sollen. Sie hatte nicht einmal gefragt, wohin er wollte. Wahrscheinlich war es ein Riesenumweg für sie.
    Als das knallrote Auto um die Ecke bog, stutzte Leandro. Das Auto war ebenso winzig und spritzig wie seine Besitzerin. Vermutlich also ein Auto mit Charakter. Er wollte einsteigen, musste jedoch zuerst den Sitz verstellen, um seine langen Beine überhaupt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher