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Stoerfall in Reaktor 1

Stoerfall in Reaktor 1

Titel: Stoerfall in Reaktor 1
Autoren: Wolfram Hänel
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Buchstaben in dem grauen Feld ausmachen – der verwischte Schriftzug einer Firma, ein Datum, eine Kundennummer – und das Wort »Kostenvoranschlag«. Der Rest des Blatts ist weiß.
    »Verdammt, ich komme nicht weiter!«, flucht Hannah am PC vor sich hin. »Was ist das denn hier? Es muss doch irgendein System geben, nach dem man das zuordnen kann …«
    »Ich glaube, ich hab hier was«, unterbricht Lukas sie. Ohne auf eine Antwort zu warten, öffnet er das Faxgerät, zieht die Kopierfolie heraus und hält sie gegen das Licht. Gleich der letzte Abdruck auf der Folie ist das Fax, das er sucht: »Kostenvoranschlag. Reparaturarbeiten an korrosionsbedingt defekten Kühlleitungen«.
    »Was ist das?«, fragt Hannah.
    »Dein Vater hat hier genau die Kostenvoranschläge gefaxt gekriegt, die du neulich auch gefunden hast«, sagt Lukas irritiert, während er die Folie weiter abwickelt. »Alles, was bei meinem Vater abgespeichert war!«
    »Kapier ich nicht. Wieso? Das macht doch nun gar keinen Sinn mehr, so was schickt man als Anlage, aber doch nicht als Fax!«
    »Es sei denn, irgendjemand wollte vermeiden, dass das übers interne Computernetz geht«, stößt Lukas atemlos hervor. »Wenn sie hier echt in Panik sind, dann haben sie auch inzwischen jede Netzverbindung überprüft, wetten? Aber kein Mensch kommt heute mehr auf die Idee, ein Fax zu benutzen, genau wie du sagst. Deshalb ist das absolut sicher, da sucht keiner!«
    »Moment mal, wenn dein Vater meinem Vater irgendwas … warum hat er dann das Ganze nicht einfach kopiert und ihm rübergebracht?«
    »Was weiß ich? Vielleicht hatte er Angst, dass irgendeine Sekretärin dazukommt. Oder es sollte schneller gehen …«
    »Das ist Quatsch, Lukas!«
    »Aber das hier ist kein Quatsch!« Lukas hält die Folie aus dem Faxgerät hoch.
    Als es an der Tür klopft, zucken sie zusammen. Hannah hält sich den Zeigefinger vor die Lippen und geht mit der anderen Hand geistesgegenwärtig auf »exit«. Der Monitor flimmert kurz auf und wird dann schwarz.
    »Mist«, flüstert sie, »wenn jemand im Raum ist, bleibt das grüne Licht draußen an, damit ist klar, dass …«
    Im selben Moment kommt das leise Klicken von der Türsicherung, Lukas kann gerade noch die Folie im Papierkorb verschwinden lassen, bevor die Tür aufschwingt.
    »Na, das nenne ich ja mal interessant«, sagt einer der beiden Wachmänner aus dem Foyer, von denen sie vorhin nur die Rücken gesehen haben. Er bleibt breitbeinig in der Tür stehen und mustert Lukas und Hannah mit hochgezogenen Augenbrauen. »Da werden zwei Leute vom Catering vermisst und wo finde ich sie? Auf jeden Fall da, wo sie nicht hingehören! Als hätte ich es geahnt.« Er tippt sich an die Nase und greift nach seinem Walkie-Talkie.

Sechszehn
    »Warten Sie, ich kann alles erklären«, sagt Hannah schnell.
    »Das möchte ich bezweifeln.«
    »Ich bin die Tochter des leitenden Ingenieurs. Hier, gucken Sie auf mein Schild.«
    Hannah zeigt auf das Namensschild an ihrer Schürze. Für einen Moment scheint der Wachmann verunsichert.
    »Aber … ich dachte, Sie sind vom Catering. Und Sie haben ja auch diese Sachen da an!«
    »Ein Aushilfsjob, mehr nicht.«
    »Genau«, setzt Lukas rasch nach. »Und wir wollten nur mal schnell ihrem Vater Hallo sagen und haben uns irgendwie verquatscht. Ich meine, was glauben Sie denn, wie wir sonst hier reingekommen sein sollen, ist doch alles abgesichert hier!« Das geht schief, denkt er gleichzeitig, damit kommen wir nie durch. »Aber Sie haben recht«, redet er weiter, »wir sollten jetzt wieder runter. Die suchen uns sogar schon, haben Sie gesagt?«
    Als er einen Schritt nach vorne macht, zuckt die Hand des Wachmanns sofort zu der Waffe an seinem Gürtelhalfter.
    »Halt! Sie bleiben da schön stehen, sonst …«
    »Was?« fragt Hannah ganz cool. »Ich glaube, Sie haben uns nicht richtig verstanden. Ich bin die Tochter des leitenden Ingenieurs hier im Werk.«
    »Dr. Wellner?«
    »Ja, sage ich doch die ganze Zeit.«
    »Und, wo ist er? Ich sehe keinen Dr. Wellner hier. Aber das haben wir gleich.« Er nimmt wieder sein Walkie-Talkie hoch.
    »Stimmt«, sagt Lukas zu Hannah. »Wo ist dein Vater eigentlich hin? Eben war er doch noch hier.«
    »Zum Klo, glaube ich.« Sie dreht sich zu dem Wachmann. »Vielleicht gehen Sie einfach mal die paar Meter bis zu den Toiletten und fragen ihn selbst«, sagt sie in einem Tonfall, der zeigen soll, wie genervt sie inzwischen ist. »Das würde Ihnen eine Menge Ärger ersparen, glauben Sie
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