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Stoerfall in Reaktor 1

Stoerfall in Reaktor 1

Titel: Stoerfall in Reaktor 1
Autoren: Wolfram Hänel
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anderen gemacht hat. Wer sie nicht kennt, denkt Lukas, käme nicht im Traum darauf, dass sie hier etwas anderes vorhat, als sich ein paar Kröten nebenbei zu verdienen.
    Als sie anfangen, die Platten mit dem Essen aufzubauen, kommt gerade auch das erste Fernsehteam an. Die Typen vom Fernsehen nehmen sich ziemlich wichtig, während sie ihre Scheinwerfer aufstellen und die Kabel quer durch den Raum verlegen. Als der Obermacker von ihnen verlangt, die Tische für das Buffet umzustellen, damit sie mehr Platz haben, gibt es Streit mit dem Caterer und irgendein Anzugträger vom Energiekonzern versucht zu vermitteln. Dann scheint es auch noch ein Problem mit der Deko zu geben, die der Caterer angeliefert hat: Ein präparierter Rehbock, der auf einer langen Silberplatte zusammen mit verschiedenen Salaten und Dips arrangiert wurde. Die toten Augen sind starr zur Decke gerichtet, im Maul hat der Rehbock ein Bündel frische Petersilie.
    »Was soll das?«, regt sich der Anzugträger auf. »Das können wir nicht machen, auf so was warten doch alle nur, dann haben wir sofort die negativen Schlagzeilen, die wir nicht wollen. Das passt nicht zum Corporate Design der Firma! Wir stehen für aktiven Umweltschutz, das ist kein Treffen des örtlichen Jägervereins hier!«
    »Mein Auftrag war, etwas Besonderes zu bieten«, verteidigt sich der Caterer. »Und das Gleiche habe ich letzte Woche bei der Jahreshauptversammlung eines Versicherungs–«
    »Kein totes Tier. Überhaupt nichts, was irgendwie an Tod erinnern würde, habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
    Schließlich wird der Rehbock entfernt und durch einen grellrot leuchtenden Hummer aus Plastik ersetzt.
    Der Caterer wendet sich an Lukas und Hannah.
    »Ihr übernehmt die Tische draußen auf dem Gang für das gemeine Volk, wenn nachher die Führungen sind. Aber ordentlich, das muss nach mehr aussehen, als es ist …«
    Das Essen für das gemeine Volk besteht aus Mettbrötchen mit Zwiebelringen, und Lukas und Hannah müssen noch auf jedes Brötchen eine kleine Fahne mit dem Sonnenblumen-Logo stecken.
    »So viel zum Thema totes Tier«, sagt Hannah angewidert, während sie sich einen Mettkrümel vom Finger wischt.
    »Sieht doch gut aus«, erklärt der Caterer zehn Minuten später. »Okay, Leute, wir sind so weit fertig, Zigarettenpause für alle!«, ruft er laut und klatscht in die Hände. »Danach bereiten wir die Tabletts mit den Getränken vor und dann geht es rund hier!«
    Lukas und Hannah drängen sich mit den anderen nach draußen. Lukas ist überrascht, wie viele Leute inzwischen schon auf dem Gelände vor dem Zaun sind, gerade scheint die Hüpfburg geöffnet worden zu sein und auf der Bühne stolpert bereits der Clown herum. Ein paar Kinder kreischen jedes Mal begeistert, wenn er so tut, als würde er gleich über die Kante fallen. Von der Band ist niemand zu sehen.
    Aber irgendetwas muss am Tor los sein, fast der gesamte Werkschutz ist versammelt und bemüht sich, die Einfahrt für den Phaeton des Direktors und eine Reihe anderer Wagen freizubekommen. Als Lukas und Hannah näher kommen, können sie auch die kleine Gruppe von Demonstranten erkennen, die das Tor blockieren. Vielleicht zehn Leute, mehr sicher nicht, und alle weiß geschminkt, mit schwarz umrandeten Augenhöhlen und schwarzen Overalls, auf die mit weißer Farbe ein Knochengerüst gemalt ist. Die ganze Gruppe ist mit einem Spruchband umwickelt. » SOFORT ABSCHALTEN «, liest Lukas die Aufschrift aus unsauber gesprayten Großbuchstaben, daneben ist das Strahlenzeichen. Lukas könnte wetten, dass die Schablone dieselbe war, mit der auch die Zeichen im Ort gesprayt worden sind.
    Einer der Demonstranten bückt sich unter dem Spruchband hindurch und springt auf die Kühlerhaube des Phaetons. Jannik! Wie aus dem Nichts tauchen im nächsten Moment Koschinski und Müller auf …
    »Jetzt!«, flüstert Hannah neben ihm. »Sie sind abgelenkt, einen besseren Zeitpunkt gibt es nicht.«
    Ohne dass sie irgendjemand beachtet, gelangen sie zurück zum Seiteneingang. Sie hasten an den Tischen mit den Mettbrötchen vorbei in die Empfangshalle, der Tresen mit den Kontrollmonitoren ist leer, zwei Männer vom Werkschutz stehen mit dem Rücken zu ihnen an der Scheibe und blicken nach draußen. Ihre Walkie-Talkies sind eingeschaltet, Lukas hört eine krächzende Stimme, die verlangt: »Schafft mir endlich diese Typen vom Tor weg, das gibt es doch nicht! Aber keine unnötige Gewalt, wir haben zu viel Publikum!«
    Lukas zeigt mit
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