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Stille Sehnsucht

Stille Sehnsucht

Titel: Stille Sehnsucht
Autoren: Mathilda Grace
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Eingangstür war noch nicht hinter seinem Bullen zugefallen, da wusste Niko bereits, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Er hielt inne, die zu kleinen Schiffen gefalteten Servietten auf die sieben Teller von Tisch drei zu verteilen. Den würde später eine Gruppe Studenten belegen, um ihren Abschluss zu feiern, bevor sie morgen zu einer Forschungsreise nach Alaska aufbrachen.
    „Was ist los?“, fragte Niko, doch Tyler antwortete ihm nicht sofort, sondern blickte sich ausgiebig um, während er zu ihm kam.
    „Es sieht toll aus.“
    „Lenk' nicht ab.“
    „Das tue ich nicht. Ich habe dir bloß ein Kompliment für deinen Laden gemacht.“
    „Laden?“ Niko ächzte theatralisch auf. „Mein eigenes Café, Bar und Restaurant in einem, mein Baby, und du nennst es Laden? Ich bin schockiert.“
    „Wohl eher verrückt, weil du die Bude hier nach mir benannt hast.“
    Niko grinste schulterzuckend. „Ich wollte Mik in Phily keine Konkurrenz machen und 'Delicious Johnson' passt zu dir. Du bist schließlich äußerst lecker, vor allem, wenn du splitterfasernackt bist.“ Tyler schmunzelte. „Und den Leuten gefällt es. Ich bin seit einer Stunde bis zum Ende des Jahres ausgebucht.“
    „Bei deinem Namen kein Wunder. Wer hätte gedacht, dass ich mir mal einen Superkoch angle.“
    „Jetzt werde ich schon zum Koch degradiert, das wird immer besser.“ Niko seufzte, als Tyler lachte, und stellte die nächste Serviette auf den Teller. „Was ist los? Du bist doch nicht hergekommen, um unsere Diskussion wegen des Weihnachtsbaums fortzusetzen, oder?“
    Tyler stöhnte. „Erinnere mich nicht daran. Wir hatten all die Jahre keinen, wieso ausgerechnet jetzt?“
    „Weil ich gerne einen hätte und Grace mischt sich bei der Sache nicht ein, hat sie gestern Abend zu mir gesagt“, antwortete Niko ehrlich und grinste innerlich, als Tyler die Augen verdrehte. Sie stritten seit einem Monat wegen eines Weihnachtsbaums und er stand kurz davor, seinen Bullen weich zu kochen, der sich aus Prinzip gegen alles sträubte, was mit Dekoration und mit der anstehenden Weihnachtszeit zu tun hatte.
    „Bounty wird ihn umwerfen.“
    Das Argument war alt. Tyler gab es seit zwei Wochen zum Besten und Niko winkte ab. „Das wird er nicht tun, wenn wir ihm von Anfang an klarmachen, dass der Baum nicht zum Spielen da ist.“
    „Niko...“
    „Es muss kein großer sein“, schlug er vor, was Mikael ihm letzte Woche am Telefon geraten hatte, als Niko bei seinem Bruder wegen des Weihnachtsstreits Rat gesucht hatte. Ihr müsst Kompromisse schließen, waren Mikaels Worte gewesen, und Niko war durchaus bereit dazu, so lange er damit zu seinem Weihnachtsbaum kam. „Es gibt auch kleine Bäume. Ein Meter hoch im Durchschnitt.“
    Tyler reagierte nicht und Niko stellte schweigend die übrigen Servietten auf. Als er den Tisch umrundet hatte und wieder bei Tyler ankam, strich der ihm liebevoll und gleichzeitig entschuldigend über den Rücken.
    „Ich besorge uns einen, okay?“
    „Danke“, erwiderte Niko lächelnd und sah Tyler dann streng an. „Also? Was ist los?“
    „Dale hat mich vorhin angerufen. Mik konnte dich auf dem Handy nicht erreichen, und da ich wusste, dass du heute Abend volles Haus hast, dachte ich, ich komme her und sage es dir persönlich.“
    Niko schloss kurz die Augen. „Liam?“
    „Ja.“
    Er hatte damit gerechnet. Seit Noah vor drei Monaten in die Reha verlegt worden war, verlor Liam Tag für Tag mehr den Halt. Auch wenn Niko in New York City lebte, um sein Geschäft zum Laufen zu bringen, hielt er sich so gut es ging auf dem Laufenden und flog regelmäßig nach Philadelphia, um seinem Bruder in ihren Restaurants zu helfen und Neuigkeiten auszutauschen. Daher wusste er, dass sich die ganze Familie mittlerweile große Sorgen um Liam und seine Väter machte.
    Der Grund war Noah, der seit einigen Wochen keinen von ihnen sehen wollte, womit Liam nicht zurechtkam. Von Nick und Tristan gar nicht zu reden. Es war eine furchtbare Situation für alle, dabei verstand Niko Noah sogar. Der Zwilling musste sich ein ganz neues Leben aufbauen und das war für Noah schwer genug. Er wollte dabei niemanden um sich haben. Auch nicht seine eigene Familie. Alles Menschen, die er nicht mehr kannte.
    „Wie schlimm ist es?“, fragte Niko leise und zuckte zusammen, als Tyler mit den Fingern seinen Unterarm entlang strich. So schlimm also, dachte Niko, denn wenn sein Bulle ihm nicht antwortete, musste es übel sein. Er legte die übrigen Servietten auf
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