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Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition)

Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition)

Titel: Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition)
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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tönte es ihm entgegen, doch er ließ sich nicht beirren und trällerte munter weiter.
    Fast fünf Minuten lang.
    »Ich hole die Polizei«, kreischte eine Dame aus dem vierten Obergeschoss.
    Augen zu und durch, sagte sich Hubertus.
    Mit geschlossenen Augen sang er weiter und verlor dabei – vermutlich auch alkoholbedingt – etwas das Gleichgewicht.
    Plötzlich packte ihn jemand von hinten an der Schulter.
    »Hubertus! Was ist los? Hast du den Verstand verloren?«
    Elke stand im Morgenmantel hinter ihm im Schnee.
    Hubertus hielt inne und öffnete wieder die Augen.
    Ihm fehlten plötzlich die Worte. Selbst verschlafen sah sie zauberhaft aus.
    »Was soll das? Du weckst ja die ganze Nachbarschaft auf!«, meinte seine Nochehefrau. Sie nahm ihn an der Hand und zog ihn Richtung Haus. In der anderen Hand hielt Hummel immer noch die Gitarre, die er jetzt wie in Trance hinter sich her schleifte.
    Nachdem Elke die Wohnungstür von innen abgeschlossen hatte, drehte sie sich um und fauchte: »Hubertus Hummel! Was sollte das denn bitte gerade eben?«
    »Ich wollte mal etwas ganz Besonderes für dich machen. Etwas Überraschendes. Etwas Romantisches. Das hast du dir doch in unserer Beziehung immer gewünscht.«
    »Hör mal, Huby.« Elkes Tonfall wurde etwas sanfter. »Du weißt doch, dass ich im Moment keine leichte Phase durchmache. Ich brauche etwas Zeit für mich. Und du singst mir Lieder zu nachtschlafender Stunde …«
    »Die letzten Monate waren für mich gefühlsmäßig eine einzige Achterbahnfahrt, Elke. Ich muss unbedingt mit dir reden.« Hummel rechnete mit allem: mit Vorwürfen, dass er sie ständig blamieren würde, und damit, dass sie ihn augenblicklich vor die Tür setzte.
    »Also gut«, sagte Elke. »Schieß los.«
    »Mit trockener Kehle lässt es sich schlecht reden«, wandte Hubertus ein.
    Elke ging wortlos in die Küche und kam mit einer Flasche Rotwein zurück.
    »Ein Pinot Noir aus der Bourgogne«, bemerkte Hubertus nach dem ersten Schluck.
    Er blickte Elke an und wurde noch verlegener. Die nippte ebenfalls an ihrem Weinglas und nickte.
    Im französischen Burgund hatten sie immer ihre Weine gekauft, ja, sie hatten sogar mal von einem Ferienhäuschen zwischen den Weinbergen geträumt.
    Er überlegte, ob es ein gutes Zeichen war, dass ihm seine Angebetete nun einen Wein ausgerechnet aus dieser Gegend kredenzte.
    Er fühlte sich mehr denn je zu ihr hingezogen, aber über seine Gefühle konnte er jetzt nicht sprechen. Und nun auch nicht mehr singen. Deshalb beschloss er, den Umweg über ihre gemeinsame Vergangenheit zu wählen.
    »Weißt du noch, wie wir uns zum ersten Mal am Villinger Aussichtsturm geküsst haben? Eine laue Sommernacht …«
    Elke lächelte. Zum ersten Mal lächelte sie! »Ja. Das war wirklich schön damals, Hubertus.«
    Hummel bekam eine Gänsehaut. »Ja, das war traumhaft«, bestätigte er. Das Gespräch entwickelte sich gut.
    War das der richtige Moment, um loszuschlagen?
    »Aber das war eine andere Zeit«, sagte Elke wehmütig. »Das ist lange vorbei.«
    Was für ein Dämpfer. Hummel war entsetzt. Was nun?
    Er überlegte nur kurz, dann erhob er sich von seinem Stuhl und ging auf Elke zu.

17. HEISSE SPUR IM SCHNEE
    Klaus schaltete in den fünften Gang und drückte aufs Gaspedal. Er konnte diesmal getrost mit hundert Sachen die Landstraße von Villingen in Richtung Unterkirnach nehmen. Schließlich war es ein herrlicher Tag – Schnee und Eis der vergangenen Nacht waren durch die kräftigen Sonnenstrahlen zusammengeschmolzen. Der Asphalt war endlich mal wieder griffig, so wie es sich der Hobbyrennfahrer immer wünschte.
    Als links die verträumte, sonnenüberflutete Lichtung bei der Romäusquelle auftauchte, blickte er nach rechts auf den Beifahrersitz, wo sein Freund Hubertus Hummel saß. Riesles Grinsen wurde breiter und breiter. Schließlich prustete er laut los.
    »Tut mir echt leid, Huby. Aber mit deinem engen knallroten Langlaufanzug siehst du einfach zu ulkig aus.«
    Hummel ersparte sich eine Retourkutsche, denn er war völlig übermüdet. Stattdessen gähnte er und überlegte, ob er in seinem Zustand überhaupt auf die Loipe gehen sollte.
    »Huby, lass uns noch mal den Fall rekapitulieren«, schlug Klaus vor. »Welches Interesse könnte Edelmann an Dolds Tod gehabt haben?«
    Hummel öffnete den Reißverschluss seines Langlaufanzugs. Kleine Schweißperlen liefen ihm die Schläfen herunter. Die Wintersonne heizte den Innenraum von Klaus’ Kadett mächtig auf.
    »Möglicherweise war Dold
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