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Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition)

Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition)

Titel: Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition)
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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ganz vergessen«, sagte der Hausmeister wenig später am Telefon und versprach, auf der entsprechenden Liste nachzusehen.
    Kurz darauf klingelte Riesles Handy.
    Didi Bäuerle war am Apparat.
    »Ihr hattet recht«, sprudelte es aus ihm heraus. »Auf der Spenderliste für Firmen und Körperschaften sind die Edelmänner vertreten. Es gibt zwei Spendenquittungen von denen, und beide haben eine Nummer, die mit einer Vier beginnt.«
    »Danke, Didi«, sagte Klaus, beendete das Gespräch und wandte sich Hubertus zu. »Wir haben einen neuen Verdächtigen. Wir haben sogar ganz viele Verdächtige – der Mörder muss einer der Edelmänner sein!«
    Edelbert, den sie telefonisch in Kenntnis setzten, schien in einer Mischung aus Depression und Hysterie gefangen. »Ich soll die Stadt nicht verlassen, hat die Polizei zu mir gesagt. Die Stadt nicht verlassen! Ich!«
    Immerhin war er wieder zu Hause. »Mein Anwalt hat gesagt, die Verdachtsmomente reichten keinesfalls für einen Haftbefehl aus. Und er hat die Polizei überzeugt, dass bei mir keine Fluchtgefahr bestünde. Fluchtgefahr! Ha! Sollen Sie mich doch gleich einsperren! Oder am besten auf dem elektrischen Stuhl grillen – weil ich eine Orgelpfeife gespendet habe!«
    »Eddi«, versuchte Klaus vergeblich einzuhaken.
    »Als Henkersmahlzeit möchte ich einen Wurstsalat aus dem Bistro«, dröhnte Edelbert weiter.
    »Jetzt hör doch mal zu, Edelbert«, sagte Riesle laut. »Mach dir keine Sorgen. Wir haben Hinweise, dass die Edelmänner mit dem Fall zu tun haben könnten. Wenn du ein Alibi für den Mord in der Benediktinerkirche hast, dann mach doch bitte eine Aussage.«
    »Nein, das geht niemanden etwas an«, gab sich Edelbert stur. »Lieber lasse ich mich von denen umbringen!«
    »Wir sind im 21. Jahrhundert und nicht in einem deiner Theaterstücke«, sagte Klaus ungehalten. »Verdächtigt dich die Polizei eigentlich auch wegen des ersten Mordes?«
    »Nun ja, sie meinten, da sei ich nachweislich in der Nähe gewesen. Wahrscheinlich werden sie euch noch mal als Zeugen vernehmen. Ihr hättet nicht sagen sollen, dass wir alle geschlafen haben, während Schlenker umgebracht wurde.«
    »Das stimmt aber, Eddi«, wandte Klaus ein. »Und damals wussten wir ja noch nicht, dass sich der Verdacht auch gegen dich richten könnte. Aber du warst doch die ganze Zeit mit uns im Abteil!«
    »Die meinten aber, ich hätte mich theoretisch für den Mord entfernen können«, sagte Edelbert.

16. ROMEO IN MARBACH
    Edelbert strich sich über seinen Rauschebart, dann über seine frisch rasierte Glatze. Er holte mit einer theatralischen Armbewegung zum Vortrag aus und hätte dabei fast das Rotweinglas umgeworfen, das vor seinem rundlichen Bauch stand.
    Es schwappte über, und etwas von Burgbachers Lieblingswein – einem Lemberger-Trollinger – lief über die raue Granitplatte des Tisches. Er war manchmal widersprüchlich: Einerseits liebte er das Mediterrane über alles, andererseits auch das Bodenständige wie den Württemberger Rotwein.
    Hubertus starrte ihn erwartungsvoll an. Er hatte aufgehört, die 0,5-Liter-Gläser zu zählen, die Gisela ihm hingestellt hatte.
    Da Hummel und Burgbacher die letzten Gäste waren, widmete sie sich am Tresen nun einem regionalen Kriminalroman.
    Hubertus war der Gerstensaft gehörig zu Kopf gestiegen.
    »Mich, mich verdächtigt man«, hob Edelbert voller Pathos an. »Ich inseriere … äh … inszeniere Krimis. Ich habe es nicht nötig, mich als Mörder zu betätigen. Was glauben diese Kretins eigentlich?«
    Die Verdächtigungen der Kripo hatten ihm gehörig zugesetzt. Aus der Brusttasche seines karierten Hemdes zückte er eine Schachtel Reval ohne Filter und zündete sich eine Zigarette an.
    »Ich dachte, du wolltest aufhören zu rauchen?«, meldete sich nun Hummel endlich zu Wort. Auch seine Aussprache hatte etwas unter dem Alkoholkonsum gelitten.
    »Wollte ich auch, aber wie soll man dieses … dieses Affentheater ohne Glimmstängel aushalten?«, gab Burgbacher zu bedenken. Er nahm einen kräftigen Zug und blies dann mit stierem Blick einen Schwall von Qualm in die ohnehin schon verrauchte Luft des Lokals.
    Hummel räusperte sich. Dann schwiegen sie sich eine Weile lang an, bis Gisela an ihren Tisch kam und abkassierte.
    Burgbachers Einwand, doch noch etwas bestellen zu wollen, weil er ein treuer Stammgast sei, zog ebenso wenig wie sein Vorschlag, eine Lokalrunde auszugeben. Da Hummel und er die letzten Gäste waren, musste Gisela angesichts seines großzügigen
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