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Still und starr ruht der Tod

Still und starr ruht der Tod

Titel: Still und starr ruht der Tod
Autoren: Friederike Schmoee
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im Observieren ist sie erste Sahne. Artur kriegte nichts davon mit, dass seine Frau an seinem Auspuff klebte. Sie tappte ihm sogar nach zur Forsthütte und beobachtete, wie Artur Rita einen Stoß versetzte, und sie auf die Tischkante krachte.«
    »Dort fing sie sich diese Erkältung ein!« Katinka griff nach einem Cracker. Das passte wie die Faust aufs Auge. »Sie hatte die Kaltschnäuzigkeit, mich am Mittwoch anzurufen und rumzuheulen, dass ihr Göttergatte abgängig ist!«
    »Auf Susanne war ich schon die ganze Zeit aus«, gab Dante zu. »Ich hielt sie für die schwächste Figur in dem ganzen Karussell. Deshalb wollte ich mit ihr anfangen. Ich dachte, sie hätte es bestimmt mitgekriegt, falls was Schräges in dem Leseklub lief. Gleichzeitig hat ihr als schwächstem Glied keiner was gesagt, was sie vermutlich frustrierte. Eine ideale Mischung. Solche Leute kotzen sich gern aus.«
    »In dem Fall hatten Sie die schlechten Karten!« Katinka schüttelte sich bei dem Gedanken daran, dass Dante in solcher Gefahr geschwebt hatte. »Denn Susanne kann man wohl kaum als das schwächste Glied bezeichnen.«
    »Meine super duper Winterkleidung hat mich gerettet«, erklärte der Reporter würdevoll.
    Hardo warf ihm einen zweifelnden Blick zu. Er kann einfach nicht anerkennen, dass Dante ein Crack ist, ging es Katinka durch den Kopf. Der Gedanke betrübte sie. Wird man bitter, wenn man älter wird? Missgönnt man den Jüngeren ihre Genialität, obwohl man selbst Cream of the Crop ist? Geschieht das automatisch mit uns? Muss man es hinnehmen? Oder neidet man ihnen, dass für sie noch mehr offen steht, als für einen selbst?
    »Ein bisschen blöd haben Sie sich aber angestellt«, kritisierte Petronella Kallweit. »Saublöd sogar. Warten in Bayreuth vor der Wohnung der Schweigaus, ohne irgendjemanden zu informieren, wo sie sich aufhalten. Lassen sich von Susanne zu ihrem Auto lotsen, steigen ein. Fahren mit ihr in die Botanik.«
    »Sie sagte, sie würde mich zu Rita bringen.«
    »Das hatte sie logischerweise nicht vor; sie musste ja ahnen, dass Ritas Leiche früher oder später gefunden wird. So eine Forsthütte liegt zwar fernab aller Zivilisation, aber so menschenleer wie Kanada ist das Fichtelgebirge bei aller Wildheit nicht.« Die Kommissarin schenkte sich Wein nach. »Also mussten die Hütte und ihre Umgebung irgendwann vor Polizei wimmeln.«
    »Deshalb wählte sie einen anderen einsamen Ort.« Dante sah betrübt auf seine Hände. »Ich habe ihr nicht zugetraut, dass sie mir eins über die Rübe geben und mich in den Kofferraum ihres komischen Polo stopfen würde. Von diesen Faltschachteln aus Blech habe ich ein für alle Mal genug. Und dass sie mein Handy irgendwo in die Pampa geworfen hat …«
    Hardo murmelte etwas von Menschenkenntnis. Katinka warf ihm einen strengen Blick zu. Er verzog die Mundwinkel zu einem entschuldigenden Lächeln. Dante hatte zwei volle Tage und Nächte verschnürt in dem Kofferraum gelegen. Ein Wunder, dass er ohne größere Blessuren davongekommen war.
    »Damit war der Mann mit den lästigen Fragen ausgeschaltet. Susanne ließ den Wagen, wo er war. Sie trampte zurück nach Hause.« Die Kallweit sah in die Runde. »Ihre ›Ich-bin-ja-so-dumm-bitte-helfen-Sie-mir-über-die-Straße‹-Rolle spielte sie professionell weiter. Susanne Schweigau hat eine komplexe Persönlichkeitsstruktur. Sogar Rita hat sie völlig falsch eingeschätzt, während sie bei den anderen Literaturfreunden mit ihren Charakterstudien ja recht hatte. Wir werden, wie gesagt, mit einer Vernehmung warten müssen, bis es ihr besser geht. Mit dem Gesundwerden hat sie es nicht eilig. Tja. Wie es aussieht, können wir ihr keine unterlassene Hilfeleistung in Sachen Rita Weiß anhängen. Was vielleicht fahrlässige Tötung werden könnte. Der Winter hat alle Spuren bei der Hütte beseitigt. Zwischen dem 19. und dem 21. morgens kam genug Schnee runter, um das ganze Fichtelgebirge von der Außenwelt abzuschneiden.«
    »Warum hat sie nicht abgestritten, ihrem Mann zu der Forsthütte gefolgt zu sein?« Simones Stimme klang dünn und müde.
    »Das hat sie bestimmt nur mir gestanden. Als sie mich in ihrem Auto versenkte«, seufzte Dante. »Sie musste wohl einfach alles loswerden. Der Polizei wird sie diese Tatsache hübsch verschweigen, sobald sie ihre fünf Sinne wieder beisammenhat.«
    »In der Hütte haben Sie keine Spuren von Susanne gefunden?« Hardo blickte seine Kollegin fragend an.
    »Nein. Nur diese eine Fluse von Artur Schweigaus
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