Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stevens, Chevy

Stevens, Chevy

Titel: Stevens, Chevy
Autoren: Still Missing
Vom Netzwerk:
gab nur zwei weiche Matratzen
aus einer Art Schaumstoff, die in einem stabilen Holzrahmen lagen. Ein riesiger
Holzschrank stand rechts neben dem Bett. Er hatte ein Schlüsselloch, aber als
ich versuchte, die Türen aufzuziehen, rührten sie sich kein Stück. Der
Holzofen und die steinerne Feuerstelle befanden sich hinter einem mit einem
Vorhängeschloss gesicherten Schirm. Die Schubladen und alle Schränke waren aus
einer Art Metall, das jedoch so beschichtet war, dass es wie Holz aussah. Ich
hätte die Türen nicht einmal eintreten können.
    Es gab
weder einen Keller noch einen Dachboden, und die Hüttentür war aus Stahl. Ich
rüttelte am Türgriff, aber sie war von außen abgeschlossen. Ich tastete die Tür
nach irgendwelchen Leisten oder Scharnieren ab, nach irgendetwas, das ich
ablösen könnte, doch da war nichts. Ich presste meinen Kopf flach auf den
Boden, doch nicht der kleinste Lichtschimmer drang unter der Tür hindurch. Als
ich mit dem Finger am unteren Rand der Tür entlangfuhr, spürte ich keinen
Luftzug. Das Ding musste verdammt gut isoliert sein.
    Als ich
gegen die Fensterläden klopfte, klang es wie Metall. Ich konnte keine Schlösser
oder Angeln entdecken. Ich tastete die hölzernen Fensterrahmen nach Spuren von
Fäulnis ab, aber die Balken waren alle in gutem Zustand. Unter der Fensterbank
im Badezimmer spürte ich an einer Stelle einen kühlen Luftzug. Ich schaffte es,
ein paar Krümel von der Isolierung abzupulen, dann presste ich mein Auge an das
bleistiftgroße Loch. Ich sah einen verschwommenen Fleck dunstigen Grüns und
schloss daraus, dass es früher Abend war. Ich stopfte die Isolierung zurück und
vergewisserte mich, dass keine Krümel auf dem Boden herumlagen.
    Zuerst
wirkte das Badezimmer mit der älteren weißen Badewanne und der Toilette völlig
normal, bis mir auffiel, dass es keinen Spiegel gab. Als ich versuchte, den Deckel
auf dem Spülkasten der Toilette anzuheben, bewegte er sich nicht. Ich schaute
hinter den Kasten und entdeckte ein Stahlband, das um den Deckel herumreichte
und fest mit der Wand verschraubt war. An einer Metallstange hing ein Duschvorhang,
der über und über mit kleinen Rosen bedruckt war. Ich zerrte kräftig an der
Stange, aber sie war ebenfalls fest verschraubt. Das Badezimmer hatte zwar eine
Tür, aber kein Schloss.
    An einem
Tresen in der Mitte des Küchenbereichs waren auf jeder Seite je zwei Barhocker
fest am Boden verschraubt. Die Haushaltsgeräte waren aus Edelstahl - nicht
gerade billig - und sahen brandneu aus. Die weiße Emaille der Doppelspüle und
die Arbeitsflächen glänzten, und die Luft roch nach Bleichmittel.
    Als ich
versuchte, eine der Flammen des Gasherds - vermutlich arbeitete er mit
Propangas - anzumachen, hörte ich nur ein Klicken. Er musste das Gas abgestellt
haben. Ich überlegte, ob ich den Herd nicht irgendwie zerlegen könnte, aber
ich bekam die Brenner nicht ab, und als ich den Backofen öffnete, stellte ich
fest, dass die Roste und Bleche fehlten. Die Schublade unter dem Herd war mit
einem Vorhängeschloss gesichert.
    Ich hatte
keine Möglichkeit, mich zu schützen, und ich konnte nicht fliehen. Ich musste
auf das Schlimmste vorbereitet sein, aber ich wusste nicht einmal, was das
Schlimmste sein mochte.
     
    Ich
zitterte schon wieder. Ich holte tief Luft und versuchte, mich auf die anderen
Fakten zu konzentrieren. Er war nicht hier, und ich lebte immer noch.
Irgendjemand musste mich bald finden. Ich ging zur Spüle und hielt meinen Kopf
unter den Wasserhahn, um etwas zu trinken. Doch bevor ich einen Schluck nehmen
konnte, hörte ich den Schlüssel im Schloss - zumindest hielt ich das Geräusch
dafür. Als sich die Tür langsam öffnete, setzte mein Herzschlag aus.
    Er hatte
die Baseballkappe abgesetzt. Sein Haar war wellig und blond, die Miene
vollkommen unbewegt. Ich musterte seine Gesichtszüge. Wie hatte er es
geschafft, mir sympathisch zu sein? Die untere Lippe war voller als die obere,
was ihm einen leichten Schmollmund verlieh, aber davon abgesehen sah ich nur
ausdruckslose blaue Augen und ein nettes Gesicht. Aber es war die Art von
Gesicht, die man zuerst gar nicht richtig wahrnimmt, geschweige denn
wiedererkennt.
    Als sein
Blick auf mich fiel, blieb er stehen, und sein ganzes Gesicht begann zu
lächeln. Ich sah einen vollkommen anderen Mann vor mir. Da kapierte ich, dass
er zu den Leuten gehörte, die sich aussuchen können, ob sie bemerkt werden oder
nicht.
    »Wie
schön, du bist aufgestanden! Ich hatte mir schon Sorgen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher