Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stevens, Chevy

Stevens, Chevy

Titel: Stevens, Chevy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Still Missing
Vom Netzwerk:
deprimierenden Leuten, die kein Problem damit haben, einem
haarklein zu erzählen, wie tief sie in der Scheiße sitzen. Und das alles in
einem Ton, der klarmacht, dass sie absolut nichts dafür können und dass man
selbst ihnen den Platz weggenommen hat, der ihnen eigentlich zusteht. Zum
Teufel, wahrscheinlich habe ich jetzt auch wieder genau diesen Ton drauf. Ich
wollte sagen, wie hübsch all die Läden mit den ganzen Lichtern aussehen und wie
freundlich alle zu dieser Zeit des Jahres sind, und das sind sie wirklich, aber
ich kann anscheinend nicht aufhören, nur verbittert rumzupöbeln.
    Letzte
Nacht habe ich wieder im Schrank geschlafen, obwohl meine innere Einstellung
oder die dunklen Ringe unter den Augen davon vermutlich nicht besser werden. Zuerst
habe ich im Bett gelegen - habe mich rumgewälzt und rumgezappelt, bis es wie
ein Schlachtfeld aussah -, aber ich habe mich einfach nicht sicher gefühlt.
Also bin ich in den Schrank gekrochen und habe mich auf dem Boden zusammengerollt,
mit Emma direkt vor der Tür. Der arme Hund, sie denkt, sie würde auf mich
aufpassen.
    Als der
Psycho aus dem Badezimmer kam, hob er drohend den Finger, lächelte und sagte:
»Die Zeit vergesse ich nicht so leicht.«
    Er summte
eine Melodie - ich könnte nicht sagen, was es war, aber wenn ich sie noch
einmal höre, muss ich kotzen - und zog mich vom Bett hoch. Dann wirbelte er
mich herum und warf mich über sein Knie. In einem Moment versuchte er, mir den
Kiefer zu brechen, und in der nächsten Minute war er wie der bescheuerte Fred
Astaire. Lachend zog er mich wieder hoch und führte mich ins Badezimmer.
    Teelichter
flackerten auf der Ablage, und die Luft war erfüllt vom Geruch nach brennendem
Wachs und Blumen. Das Wasser in der Badewanne dampfte, und darauf schwammen
Rosenblätter.
    »Zeit,
sich auszuziehen.«
    »Ich will
nicht.« Es war nicht mehr als ein Flüstern. »Es ist Zeit.« Ohne zu
blinzeln, starrte er mich an. Ich zog meine Kleider aus.
    Er legte
sie ordentlich zusammen und brachte sie aus dem Raum. Mein Gesicht brannte.
Einen Arm hielt ich vor meine Brüste, den anderen vor meinen Schritt. Als er
zurückkam, nahm er meine Hände fort und führte mich zur Badewanne. Als ich
zögerte, bekam er ein rotes Gesicht und trat näher.
    Ich stieg
in die Wanne.
    Mit diesem
Riesenschlüsselbund öffnete er einen der Schränke und holte ein Rasiermesser
raus - ein altmodisches, megascharfes Rasiermesser.
    Er hob
mein rechtes Bein und legte es auf den Badewannenrand, dann strich er langsam
mit der Hand über meine Wade und den Schenkel. Es war das erste Mal, dass mir
seine Hände auffielen. Sie hatten kein einziges Haar, und die Fingerkuppen
waren weich, als wären sie verbrannt.
    Ich spürte
mein Entsetzen mit jeder Faser meines Körpers. Was ist das für ein Mensch, der
sich die Fingerkuppen verbrennt?
    Ich konnte
nicht aufhören, das Messer anzustarren und zuzusehen, wie es sich meinem Bein
näherte. Nicht einmal weinen konnte ich.
    »Deine
Beine sind so kräftig - wie bei einer Tänzerin. Meine Mutter war eine
Tänzerin.« Er sah mich an, aber ich starrte wie gebannt auf die Klinge. »Annie,
ich rede mit...« Er hockte sich auf die Fersen. »Fürchtest du dich vor dem
Rasiermesser?« Ich nickte.
    Er hob es
in die Höhe, so dass es das Licht reflektierte. »Die neumodischen Rasierer
schneiden nicht halb so gut.« Achselzuckend lächelte er mich an. Dann beugte er
sich wieder vor und begann, meine Wade zu rasieren. »Wenn du dich dieser
Erfahrung öffnest, wirst du eine Menge über dich erfahren. Jemandem
ausgeliefert zu sein, der die Macht hat, dich zu töten, kann die erotischste
Erfahrung deines Lebens sein.« Er starrte mich an. »Aber du weißt bereits, wie
befreiend der Tod sein kann, nicht wahr, Annie?« Als ich nicht antwortete,
schaute er zwischen dem Rasiermesser und mir hin und her.
    »Ich ...
ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Du hast
doch bestimmt die Geschichte mit Daisy noch nicht vergessen.«
    Ich
starrte ihn an.
    »Wie alt
warst du noch gleich? Zwölf, oder? Und sie war sechzehn? So früh jemanden zu
verlieren, den man liebt...« Er schüttelte den Kopf. »So etwas kann einen
Menschen wirklich verändern.«
    »Woher
wissen Sie von Daisy?«
    »Dein
Vater starb auf dem Weg ins Krankenhaus, war es nicht so? Und Daisy, wie ist
sie noch gestorben?« Er wusste es. Der Bastard wusste es.
    Auf ihrer
Beerdigung fand ich heraus, wie sie gestorben war, als ich eine Tante
belauschte, die jemandem erklärte, warum Mom

Weitere Kostenlose Bücher