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Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus

Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus

Titel: Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus
Autoren: Hans-Lothar Merten
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Im Zeitraum 2009 bis Mai 2012 waren es 75 Milliarden Euro. Insgesamt kamen so in den letzten Jahren über 200 Milliarden Euro zusammen, ein Großteil davon ging auf Schweizer und zypriotische Bankkonten. 2011 sind nach Schätzungen der Immobiliengesellschaft Knight Frank allein 295 Millionen Euro aus Griechenland in den Londoner Immobilienmarkt geflossen.
    Nur 63 Griechen geben ein Jahreseinkommen von mehr als 900.000 Euro an. 380.000 Unternehmer weisen weniger als den Grundfreibetrag von 10.000 Euro Gewinn aus. Sie zahlen keinen Cent Steuern. Mithilfe von Satellitenbildern entdeckten die Steuerfahnder 2011 über 1.700 steuerpflichtige Swimmingpools. Nur 121 waren bei den Behörden registriert. Doch statt künftig die Steuern dafür zu zahlen, werden die Pools mit grasgrünen Planen getarnt oder als Zisterne ausgewiesen. 60 Milliarden Euro Steuern sind offen.
    Die Steuerflucht in Griechenland erreicht zwölf bis 15 Prozent des Bruttosozialprodukts, das sind 40 bis 45 Milliarden Euro im Jahr. Wenn davon auch nur die Hälfte eingetrieben werden könnte, wäre Griechenlands Schuldenproblem nach Meinung von Nikos Lekkas , dem Leiter der griechischen Steuerfahndungsbehörde, gelöst. „Griechenland kann seine wirtschaftlichen Probleme selber lösen, indem die Bürger ihre Steuern zahlen“ („Süddeutsche Zeitung“, 9.6.2012).
    Im Kampf gegen Steuerhinterziehung hat Griechenland Anfang 2012 unter der Ägide der OECD ein internationales Informationsaustauschabkommen mit 14 EU -Staaten sowie Japan, Russland und den USA unterzeichnet.
    In Großbritannien neigen die Menschen zur Denunziation. Zu den Behörden, die diese Vorliebe fürs Petzen nutzen, gehört das Finanzamt. Ob Hotline oder online – die Steuerbehörden bieten den Untertanen Ihrer Majestät zahlreiche Möglichkeiten, Nachbarn oder Kollegen, die sich verdächtig machen, dem Staat Steuern verweigern, anzuzeigen. „Keine Information, wie trivial sie auch erscheinen mag, ist zu klein“, wirbt Her Majesty’s Revenue and Customs in Rundfunk und Fernsehen um die Mithilfe der Bürger. Auch anonymen Hinweisen gehe man gern nach. 70 bis 100 Millionen Pfund an hinterzogenen Steuern werden so eingetrieben. Nicht eben viel, wenn man bedenkt, dass britische Investoren schätzungsweise zehn Milliarden Pfund auf ausländischen Konten in Sicherheit gebracht haben.
    Die Bereitschaft der Briten zum Steuerbetrug ist nach Ansicht von Experten im selben Maß gewachsen, wie sich die Steuerbelastung erhöht hat. Was redliche britische Steuerzahler jedoch mehr aufbringt, ist die Tatsache, dass ihr Land ein Steuerparadies für reiche Ausländer geworden ist. Ausländer sind nur verpflichtet, ihr eingeführtes Vermögen zu versteuern. Milliarden, die im Ausland lagern, interessieren den britischen Fiskus nicht (siehe Seite 138). Hinzu kommt, dass das Offshore-Finanzzentrum Großbritannien mit den Channel Islands oder der Isle of Man weitere Paradiese für undurchsichtige Finanzmanöver im Angebot hat.
    In Italien ist es Volkssport Nummer eins, den Fiskus zu prellen. Dem Staat gehen dadurch jährlich etwa 100 Milliarden Euro durch die Lappen, vor allem aufgrund der Schwarzarbeit. Handwerker, Juweliere und Freiberufler rechnen sich arm. Restaurantbesitzer deklarieren im Schnitt ein Jahreseinkommen von nur 15.000 bis 20.000 Euro. Hausbesitzer haben die Wahl: Entweder sie zahlen Reparaturen schwarz mit Bargeld – oder es regnet weiter rein. Mit Schwarzgeld hochgezogen wurden in der Vergangenheit auch über eine Million Immobilien, wie die italienischen Finanzbehörden bei ihrer Suche nach Schwarzgeld 2011 herausgefunden haben.
    In Italien finden sich immer mehr Inhaber von Luxusjachten als Spitzenverdiener. Immer öfter filzen daher Steuerfahnder in Nobel-Urlaubsorten die Halter von Jachten und Luxusautos. Deren Lebensstil passt in den meisten Fällen kaum zur Steuererklärung. In vielen Fällen stoßen die Steuerfahnder dabei auf Gesellschaften, mit denen wie so oft in Italien nur die tatsächlichen Eigentümer der Luxuskarossen und Jachten verschleiert werden. Dazu wird etwa eine italienische Leasing- oder Vermietungsgesellschaft gegründet, als deren Besitzer wiederum eine Gesellschaft in einem Steuerparadies fungiert, ohne dass die Hintermänner festgestellt werden können. Aber auch Geschäftsinhaber sehen sich in den Nobelorten Kontrollen ausgesetzt.
    Wie beispielsweise Ende Dezember 2011 im Skiort Cortina d’Ampezzo: Zwar wurden hier nur 35 der 1.000 Betriebe gefilzt, doch
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