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Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus

Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus

Titel: Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus
Autoren: Hans-Lothar Merten
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die Fahndungsaktion, die sich sofort herumsprach, führte zu überraschenden Verhaltensänderungen: Niemand traute sich am 30. Dezember, Kunden ohne offizielle Rechnung oder Kassenzettel ziehen zu lassen. Der Umsatz der Restaurants stieg an jenem Tag im Vergleich zum Vorjahr um 300 Prozent, der von Juwelieren sogar um 400 Prozent. Solche Fangzüge wurden und werden 2012 auch in anderen Ferienorten durchgeführt.
    Die Suche nach Steuerflüchtlingen in Italien und Griechenland wirkt sich im Frühjahr 2012 europaweit aus. Da Vermögende in beiden Länder ihre Luxusautos abstoßen, um von den Fahndern bei Razzien nicht enttarnt zu werden, ist der Gebrauchtwagenmarkt für Edelkarossen wie etwa Porsche um 15 bis 20 Prozent eingebrochen.
    Auch in Japan betreiben viele Steuerpflichtige Steuerhinterziehung als Volkssport. Und in einer Wirtschaft, in der noch vorwiegend bar bezahlt wird, bleiben viele Einkünfte ganz ohne Papierspur. Das Geld wird im Kopfkissen aufgehoben statt auf der Bank. Irgendwann macht man dann einen Ausflug nach Hongkong. Mit einer prallen Geldbörse. Die Konten bei den Hongkonger Finanzinstituten nutzen die Japaner als sicheren Hafen. Die Steuerbehörden sichern jährlich zwar rund 200 Millionen Euro unbezahlter Steuern, hinterzogen wird aber ein Vielfaches. Allein die vielen Hausfrauen und Rentner, die übers Internet mit Währungen spekulieren, verbergen Milliarden. Für einfache Angestellte führt der Arbeitgeber die Einkommensteuer ab, alle anderen Bürger schätzen sich gegenüber dem Finanzamt selbst ein. Nur einige Tausend Fälle nehmen die Ämter genauer unter die Lupe. Noch ist Japan für steuerpflichtige Japaner eine Oase.
    In Österreich sind die Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen vergleichsweise brave Steuerzahler. Die Umsätze der Schattenwirtschaft werden auf etwa zehn Prozent des BIP geschätzt, das ist im europäischen Vergleich wenig. Die Profiteure des österreichischen Steuersystems sind die Reichen. Vor allem, weil es für sie eine Reihe legaler Tricks gibt, um Steuern zu sparen. Das Vermögen in Privatstiftungen etwa unterliegt nicht der Erbschaftsteuer. Wenn größere Stiftungen den Besitzer wechseln, kommen die Erben also in der Regel steuerfrei davon, während das Sparbuch der verstorbenen Tante vom Normalverdiener voll versteuert werden muss. Auch dass es in der Alpenrepublik eine 25-prozentige Quellensteuer auf Kapitalerträge gibt, ist ein Zugeständnis an die Reichen: Im Gegenzug verteidigte Österreich auch nach dem Beitritt zur EU weite Teile seines strengen Bankgeheimnisses.
    In Russland schaffen Unternehmen Jahr für Jahr kleinere Vermögen außer Landes und auch für Nicht-Oligarchen war Steuerhinterziehung lange Jahre eine lässliche Sünde. Der einheitliche Einkommensteuersatz von 13 Prozent für natürliche und 20 Prozent für juristische Personen, der 2001 eingeführt wurde, hat zwar ein kleines Wunder bewirkt, denn seitdem sind die Steuereinnahmen geradezu explodiert. Aber Russland ist damit nicht zum Steuerstreber geworden. Wer kann, versucht Vermögenswerte außer Landes zu schaffen.
    Allein 2008 und 2009 wurden jeweils rund 100 Milliarden Euro in Steueroasen verlagert. Die Russen in Kitzbühel, London, Monaco oder in der Schweiz sind Beispiel dafür. Im Kampf gegen Steuerhinterziehung schloss Russland rund 60 neue Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) mit einer Vereinbarung zum Informationsaustausch in Steuerangelegenheiten gemäß OECD -Standards ab, darunter mit Luxemburg, Österreich, der Schweiz und Zypern.
    In Schweden , aber auch in Dänemark und Norwegen hat das Streben nach Gleichheit bei der Besteuerung positive Auswirkungen, etwa auf die Steuermoral. Die ist trotz hoher Steuersätze, im Vergleich zu vielen anderen Ländern, sehr gut. Sich aus der Gemeinschaft der Steuerzahler zu verabschieden ist nur schwer möglich, weil das Steuerrecht kaum Schlupflöcher bietet. Bei Steuervergehen wird daher nicht lange gefackelt. Wer als Steuerhinterzieher erwischt wird, muss mit schlimmen Konsequenzen rechnen. Nicht nur vonseiten der Behörden, der Ruf eines Steuersünders ist nachhaltig zerstört.
    Wer in der Schweiz dem Fiskus etwas verschweigt, der ist zwar kein Krimineller, er wird von den Mitbürgern aber verachtet.
    In Spanien will die Regierung im Kampf gegen Steuerflucht über acht Milliarden Euro versteckter Gelder aufspüren.
    Tunesien hat ein ähnlich funktionstüchtiges Steuersystem wie europäische Länder. Die Steuerfahnder greifen dort hart
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