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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten
Autoren: P. G. Wodehouse
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prächtig. Für mich ist dieser Flecken Erde immer wie ein Paradies.«
    Lord Emsworth gelang es nicht, ein bitteres Lachen hervorzubringen, aber er stieß einen gurrenden Laut aus, der einem bitteren Lachen ähnlich war. Der Vergleich von Blandings Castle mit einem Paradies, in dem seine Schwester Constance, der Duke, Lavender Briggs und die Ministranten-Brigade sich herumtrieben, kam ihm äußerst ironisch vor. Er grübelte einen Augenblick lang schweigend vor sich hin.
    »Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll, Ickenham«, sagte er, wobei er mit seinen düsteren Gedanken am absoluten Ende angelangt war.
    »Jetzt, im Augenblick? Trinken Sie noch einen.«
    »Nein, nein, vielen Dank. Zu so früher Stunde genieße ich selten Alkohol. Ich meinte die Lebensumstände in Blandings.«
    »Nicht so gut?«
    »Sie sind schrecklich. Ich habe eine neue Sekretärin, die ärgste, die ich jemals gehabt habe. Ärger als Baxter.«
    »Das ist doch kaum möglich.«
    »Ich versichere es Ihnen. Ein Mädchen namens Briggs. Sie verfolgt mich.«
    »So schauen Sie, daß Sie sie loswerden.«
    »Wie kann ich denn? Connie hat sie eingestellt. Außerdem ist der Duke of Dunstable im Schloß.«
    »Was? Schon wieder?«
    »Und die Ministranten-Brigade campiert im Park und schreit und rast überall herum. Ich bin überzeugt, daß es einer von ihnen war, der mir mit einer Semmel den Zylinder vom Kopf geschossen hat.«
    »Ihren Zylinder? Wann haben Sie denn einen Zylinder getragen?«
    »Beim Schulfest. Connie will immer, daß ich beim Schulfest einen Zylinder trage. Zur Teezeit ging ich gerade ins Zelt, um nachzusehen, ob alles in Ordnung sei. Als ich den Gang zwischen den Tischen entlang ging, warf ein Junge eine Semmel auf meinen Hut und schoß ihn herunter. Und ich lasse mir von niemandem einreden, Ickenham, daß dieser Schurke nicht einer von den Ministranten war.«
    »Aber Beweis dafür könnten Sie keinen erbringen?«
    »Eh? Nein, keinen.«
    »Zu dumm. Diese ganze Bande scheint für Sie wirklich die wahre Hölle zu sein; und es erstaunt mich gar nicht, daß es Ihnen schwerfällt, den Kopf hoch zu behalten.« Lord Ickenhams Augen hatten plötzlich einen seltsamen Glanz angenommen. Sein Neffe Pongo hätte diesen sofort richtig erkannt. Es war nämlich derselbe Glanz, der immer in seine Augen trat, wenn er einen seiner angenehmen und lehrreichen Nachmittage vorschlug. »Alles, was Sie brauchen«, sagte er, »ist irgendein fester Verbündeter an Ihrer Seite, der Ihre Sekretärin dämpft, der Connie in die Augen blickt und sie zum Schmelzen bringt, der Sie von der Last des Duke befreit und der überall Heiterkeit und Licht verbreitet.«
    »Oh!« sagte Lord Emsworth und ließ seine Gedanken in dieser utopischen Vorstellung schwelgen.
    »Möchten Sie gerne, daß ich nach Blandings komme?«
    Lord Emsworth schreckte hoch. Sein Kneifer, der ihm stets bei Aufregungen von der Nase glitt, vollführte am Ende seiner Schnur einen Adagio-Tanz.
    »Würden Sie das tun?«
    »Nichts lieber als das. Wann fahren Sie denn zurück?«
    »Morgen. Das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen, Ickenham.«
    »Ganz und gar nicht. Wir Lords müssen doch zusammenhalten. Da ist nur noch eine Sache. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich einen Freund mitbringe? Ich würde Sie ja nicht darum bitten, aber er ist eben aus Brasilien zurückgekommen und würde sich in London ohne mich ziemlich verlassen vorkommen.«
    »Brasilien? Gibt es denn Leute, die in Brasilien leben?«
    »Häufig, sogar. Dieser Bursche war einige Jahre dort. Er hat irgend etwas mit der brasilianischen Nuß-Industrie zu tun. Mir ist nicht ganz klar, was sein eigentlicher Job ist, aber ich glaube, er ist derjenige, der die Nüsse in den Nußknacker gibt, damit sie diese besondere Form bekommen. Vielleicht irre ich mich aber auch. Darf ich ihn also mitbringen?«
    »Natürlich. Natürlich. Natürlich. Freut mich sehr. Freut mich sehr.«
    »Eine sehr kluge Entscheidung von Ihnen. Wer weiß, vielleicht kann er sogar von Nutzen sein. Er könnte sich zum Beispiel in die Sekretärin verlieben, sie heiraten und mit nach Brasilien nehmen.«
    »Stimmt.«
    »Oder den Duke mit irgendeinem wenig bekannten asiatischen Gift ermorden. Oder sich sonst irgendwie nützlich machen. Ich bin sicher, daß Sie froh sein werden, ihn dort zu haben. Er stellt keine Ansprüche und ißt dasselbe wie Sie. Mit welchem Zug fahren Sie morgen?«
    »11.45 ab Paddington.«
    »Dann erwarten Sie uns dort, mein lieber Emsworth«, sagte Lord
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