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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten
Autoren: P. G. Wodehouse
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vermutlich morgen einen Brief bekommen, in dem Sie dir die Situation erklärt und die Vereinbarungen für einen nächsten Termin trifft.«
    »Ja, so wird es wohl sein«, sagte Bill und strahlte ein wenig. »Obwohl sie ja eigentlich ein Telegramm hätte schicken können«, fügte er hinzu und versank sofort wieder in seine Grübeleien.
    Lord Ickenham klopfte ihm väterlich auf seine breite Schulter.
    »Mein lieber Junge! Wie hätte sie das tun können? Das Postamt von Market Blandings ist zwei Meilen vom Schloß entfernt, und, wie Pongo richtig sagt, wird sie auf Schritt und Tritt bewacht. Sie kann von Glück reden, wenn es ihr gelingt, einen Brief hinauszuschmuggeln, ohne daß er über Dampf geöffnet und zensiert wird. Ich an Ihrer Stelle würde mich keine Sekunde lang beunruhigen.«
    »Das will ich versuchen«, sagte Bill, wobei ein tiefer Seufzer den ganzen Raum erschütterte. »Auf jeden Fall hat es keinen Sinn, hier noch länger herumzulungern. Dieses Zimmer macht mich wahnsinnig. Vielen Dank, daß du gekommen bist, Pongo. Vielen Dank, Lord Ickenham. Es tut mir leid, Ihre Zeit so vergeudet zu haben.«
    »Mein lieber Junge, man vergeudet nie seine Zeit, wenn man sie in angenehmer Gesellschaft verbringt.«
    »Nein, nein. Das ist zuviel. Also, ich verschwinde.«
    Als sich die Tür hinter ihm schloß, entrang sich Lord Ickenhams Brust ein Seufzer, der zwar nicht so mächtig war wie jener von Bill, aber der immerhin ziemliches Mitgefühl ausdrückte. Er betrauerte im Geiste den armen Pfaffen.
    »Sehr schade«, sagte er. »Es ist für einen Bräutigam immer sehr schwierig, sich dieser Hochzeitszeremonie zu unterziehen, ein Fest, das den stärksten Mann umwirft; wenn er das aber schon auf sich nimmt – und die Braut nicht einmal erscheint –, dann trifft ihn das Schicksal besonders hart; noch dazu, wenn er nicht einmal weiß, ob die Wachsamkeit der Behörden jemals nachläßt. Ausbrüche aus dem Gefängnis sind sehr schwierig, wenn Connie die Schlüssel zur Tür der Gefangenen besitzt.«
    Pongo nickte. Auch er betrauerte im Geiste seinen geschlagenen Freund.
    »Nein«, sagte er. »Ich fürchte, Bill sitzt in der Falle. Und was die Lage noch erschwert, ist, daß Archie Gilpins in Blandings ist.«
    »Wer?«
    »Der Neffe des Duke of Dunstable.«
    »Ricky Gilpins Bruder?«
    »Richtig. Hast du ihn je kennengelernt?«
    »Niemals. Ich kenne natürlich Dunstable und Ricky, aber dieser Archibald ist für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Woher weißt du, daß er auf Blandings ist?«
    »Er selbst hat es mir gesagt. Ich habe ihn zufällig gestern gesehen, und da erzählte er mir, daß er mit dem Nachmittagszug dorthin fährt. Das Ganze kam mir ziemlich merkwürdig vor.«
    »Und warum?«
    »Na ja. Jetzt sitzt er dort, mit diesem Mädchen zusammen; und wer weiß, ob sie sich nicht anstatt für Bill für ihn entscheidet? Er sieht fabelhaft aus, was man von Bill ja nicht gerade behaupten kann.«
    »Nein. Ich würde sagen, Bill hat eher ein interessantes als ein schönes Geschicht. Er erinnert mich ein wenig an einen meiner Kollegen auf der Wyoming Ranch, wo ich in meiner Jugend als Kuhmelker mein Geld verdiente und von dem ein anderer meiner Kollegen, ein sehr begabter Spaßmacher, sagte, er habe ein Gesicht, das jede Uhr zum Stillstand brächte. Bill ist das bestimmt schon bei fünfzig Uhren gelungen. Aber diese kleine Myra, die ich in Badetücher wickelte und auf den Knien schaukelte, ist bestimmt nicht ein Mädchen, das nur an Äußerlichkeit hängt.«
    »Das kann man nie wissen. Mädchen lieben gut aussehende Männer. Abgesehen von seinem Äußeren ist er ein Künstler; und Künstler wirken auf das andere Geschlecht wie Kittekat auf Katzen. Außerdem weiß ich zufällig von einem Bekannten, der sie wiederum kennt, daß Archies Freundin gerade ihre Verlobung mit ihm gebrochen hat.«
    »Tatsächlich!«
    »Ein Mädchen namens Millicent Rigby. Archie arbeitet für eine der Zeitungen, die Lord Tilbury in der Mammoth Publishing Verlagsgesellschaft herausbringt; und sie ist Tilburys Sekretärin. Dieser Bekannte hat mir erzählt, daß dessen Freund ihm erzählt hatte, daß das Rigby-Mädchen ihm persönlich erzählt hatte, daß sie Archie vor die Tür gesetzt hätte. Weißt du, was das bedeutet?«
    »Ganz und gar nicht.«
    »So denk’ doch ein wenig, Onkel Fred. Was macht man, wenn einem ein Mädchen die Tür weist? Man zieht los und versucht es bei einer anderen, nur um der ersten zu zeigen, daß andere Eltern auch schöne Kinder
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