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Sternstunde der Liebe (German Edition)

Sternstunde der Liebe (German Edition)

Titel: Sternstunde der Liebe (German Edition)
Autoren: Luanne Rice
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ließ sich von Michael aus seinem Sessel hochziehen.
    »Wo ist Tante Rumer?«, hörten sie Michael fragen, als er seinen Großvater den Berg hinuntergeleitete.
    »Mit deinem Vater unterwegs«, erwiderte Sixtus. Weitere Kerzen waren angezündet worden, und im Schein der orange-goldenen Flammen erkannte Rumer die Gesichter sämtlicher Dames de la Roche und ihrer Ehemänner, Söhne und Freunde: Annabelle, Marnie, Charlotte, Dana, Allie, Sam, Quinn, Michael, Sixtus, Hecate und sogar die alte Mrs. Lightfoot, die wie eine Einsiedlerin lebte. Irgendjemand hatte Mattie offenbar benachrichtigt, denn ihr alter Volvo rumpelte die Straße entlang, und sie stieg aus, um sich der Versammlung anzuschließen. Die Kerzen brannten hell, als sich die Menschenmenge langsam in der Cresthill Road ausbreitete, eine stille, düstere, jedoch hoffnungsvolle Prozession bildend.
    »Was geht da vor?«, flüsterte Zeb.
    »Ich schätze, so eine Art Mahnwache. Für dein Haus.«
    Sie hatten keine Kerzen, Streichhölzer oder Feuerzeuge, aber sie reichten sich die Hände, streckten die Arme zu den Sternen empor. Als Winnie in einem Kaftan vortrat – so hell und schneeweiß wie ihr hochgestecktes Haar – und zu singen begann, lauschten alle stumm.
    »Was für ein Sommer, um nach Hause zurückzukehren«, sagte Zeb.
    »Was für ein Sommer, um dich zu Hause willkommen zu heißen«, sagte Rumer.
    »Morgen wird dieses Haus für immer verschwunden sein.« Er umklammerte ihre Hand fester. »Aber du und ich und Michael und Blue –«
    »Wir werden bleiben«, fügte Rumer hinzu.
    Sie küssten sich, hielten sich eng umschlungen, damit sie nicht vom steilen Dach fielen. Die Frauen und Männer des Kaps sangen, und Rumer wusste, dass sie die ganze Nacht an Ort und Stelle verweilen würden, bis die Kerzen heruntergebrannt waren, bis die Abrissbirne auszuschwingen begann.
    »Ich bin zu Hause«, schrie Zeb aus voller Kehle; seine Stimme trug weit, hinauf zum Himmel und hinab zu den Menschen, die in ihrer heiß geliebten Straße Wache hielten.
    »Wer ist da oben?«, rief Annabelle.
    »Das weißt du doch genau«, wies Winnie sie zurecht. »Rumer und Zeb. Wer sonst?«
    »Seid ihr zwei das?«, rief Sixtus. Sein Gesicht glühte im Kerzenschein.
    »Ja, wir sind’s.« Rumers Stimme wurde mit der Meeresbrise davongetragen.
    Quinn und Michael riefen ihnen einen Gruß zu, und dann stieß Quinn einen Schrei aus, den Kampfschrei einer Ninja. Sobald das Echo verklang, das von den grauen Granitfelsbänken widerhallte, begannen die anderen wieder zu singen. Rumer Larkin, die immer noch auf der Erde herrschte, und Zebulon Mayhew, der den Himmel sein Eigen nannte, stimmten ein. Obwohl sie keine Kerzen hatten, streckten sie die Arme empor, als wollten sie nach den Sternen greifen. Und das Sternenlicht schien auf die Erde hinab, tauchte die Felsen, Dächer und die hässliche gelbe Planierraupe gleichermaßen in seinen sanften, himmlischen Schein.
    Der Leuchtturm war weiterhin ein Licht in der Finsternis, geleitete alle, die sich auf dem Meer befanden, in den sicheren Hafen. Sein Licht erhellte den Himmel, das Meer, die Marsch, das Indianergrab und das Foley’s. Er glitt über den Seeadler in seinem Nest, über die Clarissa an ihrem Anlegeplatz, über den alten Garten der Larkins und Blues neue Weide. Er beleuchtete die Gärten auf seinem Weg, warf magische Goldfäden über jeden Baum. Der Lichtstrahl fiel auf das alte grüne Haus der Larkins hoch droben auf dem Hügel, das seine letzte Nacht auf dieser Erde verbringen würde, und hüllte das Dach und zwei gute Freunde ein, die sich liebten.

EPILOG
    D er Brief traf am nächsten Tag ein, kurz nach Sonnenaufgang, von einem Boten überbracht. Auf edlem gelbem Pergament geschrieben, begleitete er einen Stapel Dokumente, versiegelt und notariell beglaubigt. Der Bote, der zuerst an der Küchentür der Larkins geklopft hatte, traf Rumer neben der Eiche an der Grenze zu Zebs ehemaligem Garten an.
    »Was ist denn das?«, fragte sie.
    »Bitte hier unterschreiben«, sagte der Bote. »Der Absender möchte den Empfang bis sieben Uhr morgens bestätigt haben, und es ist schon spät.«
    Rumer fühlte sich müde und erschlagen.
    Die Mahnwache hatte lange gedauert.
    Einige Nachbarn hatten die ganze Nacht ausgeharrt, andere waren nach Hause gegangen und in einen unruhigen Schlaf verfallen. Die Kerzen waren heruntergebrannt oder ausgeblasen. Michael und Quinn kauerten neben dem steinernen Engel, zum Schutz gegen die feuchte Meeresluft in eine
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