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Sternstunde der Liebe (German Edition)

Sternstunde der Liebe (German Edition)

Titel: Sternstunde der Liebe (German Edition)
Autoren: Luanne Rice
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zu achten, vergaßen die Welt ringsum, dachten nur noch an den weiten Weg, den sie zurückgelegt hatten, um an diesen Ort, ans Ziel ihrer Wünsche zu gelangen.
    Als sie sich voneinander lösten, betrachtete sie ihn verstohlen im Sternenlicht. Ihr Herz klopfte, als wäre sie eine Meile geschwommen. Zebs blonde Haare waren zerzaust und seine blauen Augen aufmerksam, als wäre er bereit, sie im nächsten Moment auf seine Arme zu nehmen und vor den Mücken oder gleich welchen anderen Fährnissen in Sicherheit zu bringen. Aber es war sein T-Shirt, das bewirkte, dass ihm ihr Herz zuflog.
    »Camp Courant« las sie, als sie den Strahl ihrer Taschenlampe darauf richtete. Der Hartford Courant hatte beiden in einem Jahr ein T-Shirt geschickt, als Dank für ihre Dienste als Zeitungsausträger. Dunkelgrün mit dem Aufdruck des bekannten Schriftzugs der Zeitung und einem Bild, das begeisterte Kinder und Jugendliche in einem Ferienlager zeigte, war das T-Shirt inzwischen verwaschen und verschlissen.
    »Du hast es bis heute behalten?«, fragte sie.
    »Ich habe es in einem Schrankkoffer aufbewahrt. Und in Winnies Garage deponiert. Lauter Dinge aus Hubbard’s Point, die ich nicht wegwerfen, aber auch nicht nach Kalifornien mitnehmen wollte, weil sie nicht dorthin gepasst hätten.«
    »Weil du immer wusstest, dass du eines Tages zurückkommen würdest«, sagte sie und strich über den ausgefransten, durchlöcherten Stoff, der sich über seinem Brustkorb spannte.
    »Wahrscheinlich.«
    »Ich hätte nie gedacht, dass ich das T-Shirt jemals wieder sehen würde –, begann sie; dann hielt sie kurz inne, um zu verhindern, dass ihre Stimme brach. »Eigentlich hätte ich auch nicht geglaubt, dich jemals wieder zu sehen. Als Winnie mir erzählte, dass du ihr Cottage gemietet hast, war ich bestürzt, lag Nacht für Nacht wach und fragte mich, worüber ich mit dir reden sollte, wenn wir uns begegneten.«
    »Du wolltest mich nicht wieder sehen.«
    »So ist es.«
    »Deshalb brauchten wir unverfängliche Themen. Michael, deinen Vater …«
    »Die Sterne.« Rumer sah zum Himmel empor. »Ich dachte, wir könnten uns über die Milchstraße unterhalten, und wie es für dich war, dort oben zu sein und auf die Erde herabzublicken.«
    »Um dich nicht ganz aus den Augen zu verlieren, Rumer. Wenn ich durch den Weltraum flog, hatte ich dich immer im Blick. Ich überlegte, womit du gerade beschäftigt sein mochtest, ob es einen anderen Mann in deinem Leben gab. Ich stellte mir deine Ausritte auf dem Pferd vor, das du gekauft hattest, wie ich von Michael wusste, Blue, und das bewog mich, mir ein neues Sternbild auszudenken.«
    »Welches?«
    »Die Frau auf dem geflügelten Pferd.«
    »Wie Pegasus …«
    »Ja. Aber dieses Pferd fliegt sehr tief. Es bleibt der Erde nahe, bewegt sich gerade eben über die Steinmauern und Ligusterhecken. Die Kaninchen spüren den Wind in ihren Ohren, wenn es über sie hinwegstreift. Die Frau liebt das Pferd. Es begleitet sie überall hin, sie erlebt mit ihm atemberaubende Abenteuer – über dem Meer, quer durch das klippenreiche Gewässer von Wickland Shoal, bis hin zum Indian Grave – und jede Nacht lenkt sie es nach Hause zurück.«
    »Wo ist ihr Zuhause?«
    »Auf Hubbard’s Point natürlich.«
    Rumer schluckte – natürlich. Das einzige Zuhause, das sie je gekannt hatte …
    »Es verändert sich.« Sie spürte, wie sich ihre Kehle zusammenschnürte.
    »Wegen Franklin?«
    Sie schwieg, traute ihrer Stimme nicht.
    Sie nahm Zebs Hand, als wäre sie die Frau, die dem Pferdegestirn den Weg ins nächtliche Abenteuer wies, und führte ihn über den schmalen Fluss. Das Spartgras kitzelte ihre Beine. Rumer war barfuß, und ihre Zehen versanken im weichen, warmen Schlamm. Dann wurde der Boden hart und felsig. Sie gingen bergauf, Hand in Hand.
    Das Indian Grave befand sich an der höchsten Stelle des Hügels. Als Rumer und Zeb auf dem Gipfel angekommen waren, blickten sie auf die Grabstätte hinab. Der Legende zufolge war hier ein Indianer vom Stamm der Nehantic bestattet. Seine Familie zählte zu den Ureinwohnern dieser idyllischen Gegend; seine Ahnen hatten hier gejagt, gefischt und in Tipi-Zelten auf dem Kap gelebt.
    Nach der Zwangsumsiedlung in die Reservate im Hinterland hatten die Ureinwohner weniger Zeit am Meer verbracht. Dieser Mann – Onkel Lote, wie es auf dem Grabstein hieß – hatte für eine der begüterten Familie in Tomahawk Point gearbeitet. Rumer erinnerte sich, dass sie einmal mit Zebs Mutter einen
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