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Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Titel: Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt
Autoren: Kerstin Pflieger
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müssen etwas besprechen.« Wie üblich trug sie ihr zimtfarbenes Haar streng nach hinten gebunden, und ihre feinen Augenbrauen waren kaum zu erkennen.
    »Ich habe gegen keine Ihrer Regeln verstoßen und niemandem etwas verraten«, sagte Lilly, während sie sich auf einen gepolsterten Stuhl fallen ließ. »Warum haben Sie mich also rufen lassen?«
    »Es sind Komplikationen aufgetreten.«
    »Die Stargazer.«
    Ihr Gegenüber nickte. »Ich sehe, Raphael hat Sie informiert.«
    »Dann gibt es also wieder eine Sternenbestie an der Schule?«
    Madame Favelkap goss sich eine Tasse Tee ein und bot ihr ebenfalls eine an. »Das weiß ich noch nicht, außerdem sollte es Sie auch nicht kümmern. Allerdings gibt es durch ihre Anwesenheit Schwierigkeiten.«
    »Wegen der vermehrten Aufmerksamkeit der Medien?«
    »Lassen Sie mich einfach ausreden«, fuhr die Rektorin sie an, und die erzwungene Freundlichkeit bröckelte von ihr ab. »Das habe ich im Griff, aber die Neuankömmlinge waren alles andere als erfreut darüber, dass ein gewöhnlicher Mensch in unsere Geheimnisse eingeweiht wurde.«
    »Aber ich habe niemanden verraten.«
    »Es verstößt trotzdem gegen die Regeln.«
    »Und jetzt?«, fragte Lilly. »Wollen Sie mich töten?«
    »Auch wenn ich manches Mal durchaus Lust dazu hätte, hatte ich eine andere Lösung vorgesehen.« Sie legte eine kurze Pause ein, um ihren Worten mehr Gewicht zu verleihen. »Ich werde Sie zur Sternenhüterin ausbilden.«
    Lilly nahm einen Schluck Tee, um sich ihre Überraschung nicht anmerken zu lassen. »Geht das so einfach?«
    »Eigentlich nicht, doch Ihre Einmischung hat uns keine Wahl gelassen.«
    »Worin liegt denn der Unterschied, ob ich mich von Ihnen ausbilden lasse oder nicht? Ich werde dadurch doch nicht zu einem anderen Menschen. Ich könnte Sie immer noch verraten.«
    »Ich bin dann durch meinen Eid gebunden, Sie zu töten, und sollte ich dies nicht tun, wird man mich töten.«
    »Nett«, murmelte Lilly.
    »Wir befinden uns in einem Krieg – da ist kein Platz für Nettigkeiten.«
    Diese Einstellung der Rektorin war nicht zu übersehen, dachte sie. Trotzdem gefiel ihr der Gedanke ausgesprochen gut. Sie würde endlich alles erfahren, und Raphael hätte keinen Grund mehr, irgendwelche Geheimnisse vor ihr zu verbergen. Sie wollte Madame Favelkap allerdings nicht ihre aufkommende Begeisterung spüren lassen, weshalb sie sich bemühte, möglichst gleichgültig zu klingen, als sie ihre nächsten Worte formulierte. »Und wie geht es jetzt weiter? Gibt es ein Arbeitsbuch für angehende Sternenhüter?«
    Zorn blitzte in den Augen der Rektorin auf. »Machen Sie sich nicht darüber lustig. Das ist eine ehrenvolle Aufgabe, die Ihre völlige Hingabe verlangt.«
    Lilly nickte stumm. Auf der einen Seite bewunderte sie die alte Sternenhüterin dafür, dass sie sich entschlossen hatte, ihr ganzes Leben dem Schutz der Sternenseelen zu widmen. Auf der anderen Seite jedoch erzürnten sie ihre herrische Art und ihr Bestreben, alles zu kontrollieren und keine menschlichen Gefühle zuzulassen.
    »Zuerst steht das körperliche Training auf dem Programm. Sie müssen kämpfen lernen.«
    »Kämpfen?« Die Idee erschien ihr im ersten Augenblick ganz und gar absurd. Sie war Balletttänzerin und keine Kämpferin! Dann erinnerte sie sich, wie machtlos sie sich gegenüber den Sternenbestien gefühlt hatte und wie schrecklich es war, wenn man Menschen, die man liebte, in Gefahr sah und nicht eingreifen konnte.
    »Mit einer guten Ausbildung können selbst Menschen gegen unerfahrene Sternenbestien bestehen, und es ist unsere Aufgabe, die Sternenseelen am Tag zu beschützen.«
    »Ich verstehe.« Noch vor einem halben Jahr war sie ein normales Mädchen gewesen, und nun sollte sie eine Kampfausbildung erhalten. Sie schüttelte den Kopf. Das war verrückt.
    Die Rektorin deutete ihre Reaktion falsch. »Ich habe Sie gewarnt. Doch Sie mussten sich in unsere Angelegenheiten einmischen.«
    »Ich muss mich nur an den Gedanken gewöhnen«, verteidigte sie sich. »Ich habe irgendwie nie darüber nachgedacht, dass ich selbst kämpfen könnte.«
    Madame Favelkap sah sie einen Moment schweigend an, während das Etwas sich unter ihrer Haut wand, dann stand sie auf und ging zu einer Vitrine, aus der sie eine Schatulle holte. Sie reichte sie Lilly, die sie öffnete und darin eine Kette mit einer Eule aus schwarzem Hämatit als Anhänger entdeckte.
    »Die Eule ist das Wappen der Sternenhüter. Da Sie nun eine von uns sind, lassen Sie uns von
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