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Sternenjagd

Sternenjagd

Titel: Sternenjagd
Autoren: David Gerrold
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könnten Sie mir einen Kaffee mitbringen. Aber es eilt nicht.«
    »Jawohl, Mister Korie. Ich werd’ mich drum kümmern.« Und weg ist er.
    Was zur Hölle sollte das heißen? Korie stützt das Kinn in die Hand, während er ins Leere blickt. Ich wette, er wollte mich aufmuntern. Ha! Primitive Psychonomie! Trotzdem, es ist ein gutes Zeichen. Ein Vorbote der Sympathie, und Sympathie ist der erste Schritt zur Empathie. Vielleicht… aber nur vielleicht…
    Korie beginnt auf der Tastatur vor sich zu tippen. Nach einer Weile lädt er beiläufig ein selbstkontrollierendes Analyseprogramm. Es überwacht ob jemand an der Konsole arbeitet Korie nickt zufrieden. Um ganz sicherzugehen, lädt er noch eine Reihe von Scheinsimulationen, die kontinuierlich im Hintergrund ablaufen. Nur für den Fall. Dann ruft er Beethovens Pathetique auf seinen Kopfhörer und lehnt sich zufrieden in seinem Sitz zurück, die Augen konzentriert auf den Schirm gerichtet. Das wird die beste Schauspielerei meines Lebens. Und dazu muß ich nichts weiter tun als hier zu sitzen und ein ernstes Gesicht machen. Und ich gebe gerne zu, daß es nicht einfach ist kein breites Grinsen zu zeigen…
    Hoch über ihnen sehen sich zwei Männer im Affenkäfig an. »Was meinst du, wie lange er hierbleiben wird?« fragt der eine.
    »Nach dem, was ich so gehört habe, bleibt er so lange, wie dieser Reflex auf den Ortungsschirmen zu sehen ist. Und das bedeutet bis wir zu Hause angekommen sind.«
    »Zwölf Tage!«
    »So lange dauert es.«
    »Uff! Was hat er nur gegen uns?«
    »Nichts. Er hat nie irgend etwas gegen uns gehabt. Es ist nichts Persönliches, überhaupt nicht Korie ist wie alle Offiziere. Ein Arschloch, weil es ihm Spaß macht Ignorier ihn einfach. Er wird nicht weggehen, aber was sonst willst du dagegen tun?«
    »Solange er uns in Ruhe läßt… Ich schätze, es ist in Ordnung. Es ist nur, daß ich es nicht mag, ihn in meiner Nähe zu haben.«
    »Wer mag das schon?«
    Der Gitterkäfig unter ihnen beginnt sich zu drehen, und sie hasten leise fluchend an ihre neue Position.
    Von der gegenüberliegenden Seite des Maschinenraums beobachtet Leen die beiden besorgt. Zwölf Tage? Er erschauert.

 
Kapitel 35
     
     
Vergiß nicht – heute könnte genausogut der letzte Tag vom Rest deines Lebens sein.
    SOLOMON SHORT
     
    Am zweiten Tag programmiert irgend jemand den Musikkanal um, und in eigenartigen Intervallen ertönt immer wieder - mit voller Orchesterbegleitung: »Am zweiten Weihnachtstag - gab meine treue Liebe mir – zwei Phasenadapter und ein Rebhuhn – in einem Birnbaum…«
    Das Lied freut Korie. Er hat Spannungen erwartet und er kann Spannungen nicht gebrauchen. Noch nicht. Und er ist erfreut daß verschiedene Besatzungsmitglieder Wege gefunden haben, ihre Spannungen abzulassen. Nicht sie abzubauen, sondern nur den Druck zu verringern. Und das befriedigt den Ersten Offizier. Es ist ein Anfang.
    Sein Hauptproblem mit der Mannschaft ist daß er ihren Zustand nicht objektiv beurteilen kann. Das bloße Wissen um seine Anwesenheit verändert unzweifelhaft ihr Verhalten. Korie fällt ein Satz ein, den er einmal in einer Zitatensammlung gelesen hat »Heisenberg hatte nicht nur recht er hatte absolut recht.« Der Ausspruch trifft nirgendwo so sehr zu wie in der Psychonomie.
    Korie ist wieder im Maschinenraum. Heute lauscht er Brells Phantasie über ein Thema von Mozart. Vielleicht ist das nicht ganz ungefährlich – ein so fröhliches Stück anzuhören –, aber zur Hölle! Es gibt Momente, in denen man mit dem Analysieren aufhören und mit dem Experimentieren anfangen muß. Oder es bleibt einem nichts anderes mehr zu analysieren als seine eigenen Analysen. In dieser Richtung lauert der Wahnsinn. Außerdem, so redet er sich ein, ist es hin und wieder nötig, daß man von seinen Problemen abschaltet.
    Doch er weiß auch, daß er das nicht kann, und wenn er sich noch so sehr anstrengt. Er kann nicht von seinem Problem abschalten. Ständig kommen die Gedanken aus seinem Unterbewußtsein wieder hoch.
    Zum Beispiel, daß der Feind sie vielleicht doch nicht den ganzen Weg über bis zur Heimatbasis verfolgen wird.
    Immerhin hat er zwölf Tage, um etwas zu unternehmen. Er wird nicht das Risiko eingehen, uns genügend Zeit zu lassen, daß wir uns alle Möglichkeiten ausrechnen können. Er muß uns auf dem falschen Fuß überraschen. Also wird er ein paar Tage abwarten – damit wir uns an den Reflex auf den Schirmen gewöhnen und nicht mehr an ein feindliches Schiff
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