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Sternenflut

Sternenflut

Titel: Sternenflut
Autoren: David Brin
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waren die Delphine der Gattung Amicus recht mühelos aus dem einen ehrenvollen Status in den anderen hinübergewechselt. Wir haben unsere eigenen Probleme, erinnerte er sich. Es verlangte ihn danach, sich an seiner Verstärkerbuchse zu kratzen, aber ohne sein Geschirr hatte er keine Möglichkeit, sie zu erreichen.
    Er schwamm an der Oberfläche in der Dunkelheit und wartete auf den Schlaf. Es war in der Tat irgendwie geruhsam, wie winzige Wellen über die glatte Haut bei seinen Augen leckten. Und richtige Luft konnte man auf jeden Fall entspannter atmen als Oxywasser.
    Aber ein vages Unbehagen bei dem Gedanken, zu sinken, wollte ihn einfach nicht verlassen... als ob es irgend etwas ausmachen könnte, in Oxywasser zu versinken... als ob nicht schon Millionen von anderen Delphinen ihr ganzes Leben lang so geschlafen hätten.
    Lästig war auch seine Raumfahrergewohnheit, ständig hoch zu schauen. Die Deckenluke war nur wenige Zoll von der Spitze seiner Rückenflosse entfernt. Selbst wenn er die Augen schloß, gemahnte ihn der Sonarsinn an die Enge des Raumes. Er konnte ebensowenig schlafen, ohne Echolokationsklicks auszusenden, wie ein Schimp schlafen konnte, ohne sich zu kratzen. Creideiki schnaubte. Er wollte sich auf den Strand werfen, wenn er es zuließe, daß Bordvorschriften ihm Schlaflosigkeit einbrachten! Er blies nachdrücklich und begann dann, die Sonarklicks zu zählen. Er begann mit einem Grundrhythmus und baute darauf allmählich eine Fuge auf, indem er dem Schlaflied immer tiefere Elemente hinzufügte.
    Echos entsprangen seiner Stirn, verbreiteten sich und brachen sich überall in der Kabine. Die Töne wehten übereinander, überlappten sich in sanftem Singen und Baßgrollen. Sie schufen ein Schallgebäude, eine Struktur, die anders war. Mit den richtigen Kombinationen, das wußte er, würde es sein, als verschwänden die Wände der Kabine selbst. Mit Bedacht entledigte er sich der Dienstpflichtstarre des Keneenk und hieß einen kleinen, wohlvertrauten Teil des Wal-Traumes willkommen.

    Wenn die Muster –
    der Zykloiden
    Wispernd rufen –
    sanft erinnernd
    Murmelnd singen –
    Morgenlieder 
    Und vom Mond –
    Gezeitenliebling 
    Rufen wispernd –
    sanft erinnernd 
    Uns die Muster
    der Zykloiden...
    Der Schreibtisch, die Schränke, die Wände verschwanden unter falschen Schallschatten. Sein Gesang erblühte aus eigener Kraft – eine üppige, sehr körperliche Poesie aus ziselierten Reflexionen. Schwebende Formen schienen vorbeizutreiben, Schwärme von Traumgeschöpfen huschten mit winzigen Schwanzschlägen vorüber. Echos eröffneten den Raum ringsumher, als reiche das Wasser in endlose Weiten.

    Und die Traum-See – 
    immerwährend 
    Ruft uns wispernd – 
    sanft erinnernd...
    Bald spürte er, daß etwas anwesend war. Langsam verdichtete es sich aus den Reflexionen der Töne. Langsam nahm sie neben ihm Gestalt an, während sein Ingenieursbewußtsein sich treiben ließ... der Schatten einer Göttin. Und dann schwebte Nukapai neben ihm... ein Geist aus feinen Wellen, von Klängen gekräuselt. Das schlanke Schwarz ihres Körpers wich zurück ins Dunkel, ungehindert durch Schotten, die nicht mehr da zu sein schienen.
    Die Sicht schwand. Das Wasser rings um Creideiki verdunkelte sich, und Nukapai war mehr als nur ein Schatten, das passive Gefäß seines Liedes. Ihre Nadelzähne blitzten, und sie sang seine eigenen Lieder zu ihm zurück.

    Dicht umhüllt –
von weiten Wassern Grenzenlose – Schicht aus Träumen Buckelwal – der alte Vetter Singt sein Lied – den ernsten Fischen Findest hier mich – wandernder Bruder Selbst in diesem – Menschenrhythmus Wo die Menschen – und anderen Füßler Freude bringen – den Sternen selbst...

    Eine Art von Glückseligkeit senkte sich über ihn, und sein Herzschlag verlangsamte sich. Creideiki schlief an der Seite der sanften TraumGöttin. Scherzhaft nur schalt sie ihn einen Ingenieur, weil er sie in starren, konzentrierten Trinärversen träumte und nicht im chaotischen Primal seiner Vorfahren. Sie hieß ihn willkommen im Schwellenmeer, wo Trinär genügte und er das Tosen des Wal-Traumes und der alten Götter, die dort hausten, nur schwach vernehmen konnte. Es war so viel Ozean, wie sein Ingenieursverstand hinzunehmen vermochte.
    Wie starr die Trinärverse manchmal erschienen! Das Muster der einander überlappenden Töne und Symbole war beinahe menschlich präzise... beinahe menschlich eng. Er war so erzogen, daß er dergleichen Bezeichnungen als
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