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Sternenfaust - 197 - Gefangen im Nullum

Sternenfaust - 197 - Gefangen im Nullum

Titel: Sternenfaust - 197 - Gefangen im Nullum
Autoren: Thomas Höhl
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erklärte Taro. »Weil Sie es selbst nie hatten.«
    »Wir können es in der Tat nicht verstehen«, erklärte Dana Frost und legte ihm die Hand auf die Schulter, eine Geste, die – wie Taro inzwischen wusste – in diesem Fall aufrichtiges Mitgefühl symbolisieren sollte. »Doch wir sehen, dass Sie leiden, und Sie können sich sicher sein, dass uns dies nicht gleichgültig ist.«
    Taro nickte.
    »Ich habe keine Worte des Trostes«, fuhr Dana Frost fort.
    »Worte des Trostes?«, fragte Taro nach.
    Taro wusste, dass es unter den Menschen keine Geistsprache gab, mit der die Karolaner ihre Emotionen vermittelten. Daher hatte das gesprochene Wort bei den Menschen einen vollkommen anderen Stellenwert. Es diente nicht nur dem Übertragen von Fakten, es ersetzte zum Teil auch das, was sich die Karolaner an Gefühlen und Stimmungen per Geistsprache mitteilten. All das war unendlich kompliziert, ein wirres Geflecht aus Riten und symbolhaften Formulierungen, die er wohl nie verstehen würde, denn für Taro war und blieb es nur ein Sammelsurium von kalten Worten. Daher konnte er mit dem Begriff »Worte des Trostes« nichts anfangen. Wie sollten gesprochene Worte dazu in der Lage sein?
    Dana Frost holte tief Luft. »Manchmal wünschte ich mir die Fähigkeit der Karolaner, Trost mit Hilfe von Mentalimpulsen zu spenden. Worte sind dafür in der Tat nur eine wenig hilfreiche Krücke.«
    »Dieses Konzept ist jenem der Wanagi nicht unähnlich«, erklärte Romana Hel’gara. »Es funktioniert allerdings nur im Rahmen des Wanagi-Kollektivs. Und wenn Dana Frost nach Worten des Trostes sucht, bemühe ich mich um Worte des Bedauerns.«
    Zwar konnte Taro damit genauso wenig anfangen, doch da er im Grunde am liebsten allein sein wollte, um seinen Gedanken nachzuhängen, imitierte er die menschliche Geste der Zustimmung und nickte.
    »Uns fehlt nur noch ein letztes Akoluthorum«, erklärte Dana Frost, und Taro erkannte, dass sie damit nicht nur eine bekannte Information wiederholen wollte. Sie wollte seinen Blickwinkel auf etwas Hoffnungsvolles richten. Wahrscheinlich war es das, was Dana Frost als »Worte des Trostes« bezeichnet hatte. »Und der Akoluthoren-Scanner scheint auf ein System reagiert zu haben, das im Umkreis von zwei Lichtjahren ist«, fuhr sie fort. »Wir versuchen im Moment, die Richtung zu bestimmen. Und dann können wir hoffentlich unsere Mission abschließen. Sie kehren nach Hause zurück, und wir brechen hoffentlich wieder in unsere wiederhergestellte Heimat auf.«
    »Wie auch immer das alles vonstattengehen soll«, fügte Ashley Briggs hinzu, wofür er erneut einen strengen Blick von Dana Frost erntete.
    »Ich werde Ihnen auf den letzten Schritten kaum eine Hilfe sein können«, sagte Taro.
    »Sie sind der Einzige an Bord, der die Fähigkeit besitzt, sich mittels Geistsprache zu verständigen«, sagte Dana Frost. Auch hier erkannte Taro, dass sie ihm damit nicht eine natürlich bekannte Information mitteilen wollte. Sie wollte ihn von seiner Aussage abbringen, nutzlos zu sein.
    In diesem Moment sprang Taro in die Höhe.
    Durch die Kabinenwand schossen zwei Heros-Eponen auf ihn zu.
    Für einen winzigen Moment hoffte Taro tatsächlich, es handle sich um Cyx. Doch dann erkannte er sofort, dass die beiden Eponen nichts mit Cyx gemein hatten.
    Die Menschen konnten Eponen nicht sehen. Sie konnten sie nicht nur nicht sehen, sie konnten sie überhaupt nicht wahrnehmen. Weder die Eponen noch ihre Reiter.
    »Verräter!« , tönte es in Taros Geist.
    Taro hatte sich erhoben und unwillkürlich eine Kampfhaltung eingenommen.
    »Was ist los, Taro?«, wollte Dana Frost wissen.
    »Er hat den Mantel!«, rief einer der beiden Männer, der in diesem Moment seinen Eponen verließ und dadurch auch für Dana Frost und die anderen sichtbar wurde.
    »Colonel Yefimov!«, sprach Dana Frost umgehend in ihr Armband-Kom. »Schicken Sie sofort einen Trupp zu Taros Quartier! Eindringlingsalarm.«
    Die Fremden hatten die Sprache von Dana Frost nicht verstanden. Doch sie schienen unbeeindruckt.
    »Ein Karolaner!«, sagte der eine der beiden. Erneut aktivierte sich der Translator der Raum-KI automatisch und wiederholte das Gesprochene auf Solar, sodass Dana Frost und die anderen es verstehen konnten.
    Nun erinnerte sich Taro, wo er eine solche Gestalt schon einmal gesehen hatte. Die Fremden sahen aus wie Manak, der Prinzipal, aus dessen Schrank Taro damals den Umhang entwendet hatte. Sie hatten den gleichen schmächtigen Körper, auf dem ein dünner,
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