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Sternenfaust - 197 - Gefangen im Nullum

Sternenfaust - 197 - Gefangen im Nullum

Titel: Sternenfaust - 197 - Gefangen im Nullum
Autoren: Thomas Höhl
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angewurzelt stehen und drehte sich zu ihr um. »Was sagtest du?«, fragte er verwirrt.
    »Ich kann das, was ich angerichtet habe, nicht ungeschehen machen«, sagte Romana Hel’gara. »Aber ich weiß, dass die Menschen an das Prinzip von Reue, Sühne und Wiedergutmachung glauben. Was also kann ich tun?«
    Romana Hel’gara konnte an den Augen von Ashley Briggs ablesen, dass er nachdachte. Zugleich drehte er mit seinem rechten Zeigefinger die Haare einer blonden Locke seines Haarschopfs. Es war eine auf neuraler Ebene angeeignete unbewusste Verhaltensweise, wie sie bei Menschen häufig zu beobachten war.
    »Im Grunde ist ja für die meisten kein Schaden entstanden«, sagte er. »Die Akoluthoren konnten unversehrt geborgen werden.«
    »Dann bliebe eine praktizierte Sühne«, erklärte Romana Hel’gara. »Ich müsste mich selbst bestrafen.«
    »Wenn ich dich so ansehe, dann glaube ich, du bist bestraft genug«, seufzte Ashley Briggs. »Nur sehen das die meisten wohl nicht so. Und wie gesagt, es ist kein Schaden geblieben.«
    »Das stimmt nicht ganz«, widersprach Romana Hel’gara. »Einem habe ich nachhaltig geschadet.«
    Ashley Briggs nickte. »Taro«, sagte er. »Du hast ihn vergiftet. Und nun hat er auch noch seinen Heros-Eponen verloren.«
    »Eine Wiedergutmachung scheidet hier leider aus«, stellte Romana Hel’gara nüchtern fest. »Auch ich bin nicht in der Lage, einen Eponen zu sehen oder aufzuspüren.«
    »Das ist wohl wahr«, sagte Ashley Briggs. »Wir kennen das Prinzip der Teleportation. Aber das Reiten auf einem unsichtbaren Drachen?«
    »Dann gibt es keine Lösung«, stellte Romana Hel’gara fest. Sie formulierte dabei nur eine Tatsache. Ein Fakt, wie er schon bestanden hatte, bevor sie ihn laut ausgesprochen hatte. Dennoch – und sie konnte sich dieses unlogische Verhalten selbst nicht erklären – versetzte ihr das laute Ausformulieren einer zuvor schon bekannten Tatsache einen unangenehmen Stich in der Magengegend.
    »Hast du mit Taro gesprochen?«
    Romana Hel’gara verneinte. »Es gibt nichts zu besprechen«, sagte sie nur.
    »Bedauerst du, was du ihm angetan hast?«, wollte Ashley Briggs wissen.
    »Ich wünschte, ich hätte es nicht getan«, sagte Romana Hel’gara. »Erfüllt dies die Kriterien des Bedauerns?«
    »Weshalb wünschst du, du hättest es nicht getan?«
    »Weil ich unglücklich bin, Taro dieses Elend zugefügt zu haben«, antwortete Romana Hel’gara nach einer kurzen Überlegung.
    Ashley Briggs nickte. »Vielleicht solltest du ihm das sagen?«
    »Würde ihm das helfen?«, wollte Romana Hel’gara wissen.
    »Vielleicht.«
    »Warum?«, fragte Romana Hel’gara. »Er wird dadurch nicht besser gestellt. Die Ursache und das Ausmaß seines Leids besteht unverändert fort.«
    Ashley Briggs hob die Augenbrauen. »Vielleicht hilft es ihm wirklich nicht. Vielleicht ist es ihm auch gleichgültig. Vielleicht aber hilft es ihm, zu wissen, dass dir deine Tat nicht gleichgültig ist.«
    Romana Hel’gara fand das sehr seltsam. »Würde dir so etwas helfen?«, wollte sie wissen.
    »Vielleicht«, erwiderte Ashley Briggs. »Vielleicht auch nicht. Es kommt wohl darauf an, wie groß seine Trauer ist. Rechne nicht damit, auf zu viel Verständnis zu stoßen. Vielleicht beschimpft er dich auch.«
    Romana Hel’gara nickte.
    »Wollen wir ihn gemeinsam aufsuchen?«, fragte Ashley Briggs ohne Umschweife.
    »Taro?«, vergewisserte sich Romana Hel’gara.
    »Natürlich«, erwiderte Ashley Briggs. »Wobei es natürlich ihm überlassen bleibt, ob er dich überhaupt sehen will.«
    Romana Hel’gara konnte es sich nicht erklären, aber sie sträubte sich dagegen, Taro unter die Augen zu treten. »Ich kann nicht einfach zu ihm gehen«, stellte sie fest, und für einen Moment war sie froh, das Quartier nicht verlassen zu dürfen.
    »Soweit ich informiert bin«, sagte Ashley Briggs, »darfst du nicht ohne Begleitung dein Quartier verlassen. Doch ich werde dich begleiten. Und ich werde ihn zuerst fragen, ob er dich überhaupt sehen will.«
    Erneut suchte Romana Hel’gara nach logischen Gründen, den Vorschlag von Ashley Briggs abzulehnen. Und erneut vermisste sie das Talent der Menschen, mit bedeutungslosen Worthülsen die Dinge hinauszuzögern.
    »Du hast doch nicht wieder etwas vor, von dem du mir nichts sagst, oder?«, fragte Ashley Briggs besorgt nach.
    »Natürlich nicht«, erwiderte Romana Hel’gara, und sie spürte ein seltsames Gefühl der emotionalen Beunruhigung, dass Ashley Briggs so eine Vermutung
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