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Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich

Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich

Titel: Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich
Autoren: Manfred Weinland
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geht?« Cana seufzte schwer. »Es ist lange her, dass ich Derartiges sah – ein einziges Mal. Damals warst du noch nicht auf der Welt, Taro, und ich selbst war gerade einmal halb so alt wie du heute.«
    »Was war passiert?« , drängte Taro ungeduldig, während er atemlos zum Cluster blickte, in dessen Straßen sich die Bewohner bewegten, als würde die Gluthelle sie zwar in helle Aufregung versetzen, ihnen aber nicht schaden.
    »Damals war Arrak von uns gegangen.«
    »Arrak!« Taro musste nicht lange überlegen, um zu wissen, dass auch Arrak zu den legendären Weisen gehört hatte, die den Cluster-Bewohnern Wohlstand und Frieden geschenkt hatten.
    »Arrak lebte nicht in Kor’Aron«, murmelte Taro. Er sagte es mehr für sich selbst, dennoch schnappte seine Mater die Bemerkung auf.
    »Nein, Arrak war der Weise von El’Vun. Du weißt aber, dass ich ursprünglich von dort stamme. Erst dein Vada brachte mich nach Kor’Aron. Als Kind sah ich auch nicht diesen Cluster ›brennen‹, sondern den, in dem ich geboren wurde. Es war wie hier: Der Weise starb, und die Häuser und Straßen – alles, einfach alles – war in der Nacht nach seinem Sterben wie ein Fanal erleuchtet. Der Cluster lebt auf ganz eigene Art, das weißt du. Wenn man hinabschaut auf Kor’Aron, könnte man meinen, dass selbst die Häuser um Manak trauern. Hast du jemals den Begriff Prana-Energie gehört?«
    Taro verneinte tief bewegt. Natürlich kannte er die Prana-Priester, doch ihm war nie so wirklich klar gewesen, woher der Begriff Prana stammte. Vor allem hatte er keine Ahnung, dass es eine Energie mit diesem Namen gab.
    Allmählich fragte er sich, was er eigentlich über den Prinzipal wusste, außer dass er der Prinzipal gewesen war und jenem sagenumwobenen Geschlecht entstammte, das seit jeher und immer zu deren Wohle als »die Weisen« in die Geschicke der Karolaner eingegriffen hatte.
    Doch das war nun endgültig Vergangenheit. Wenn es stimmte, dass Manak der letzte seiner Art gewesen war, dann …
    Taro schob den Gedanken weit von sich. Die Welt war riesengroß. Es gab ferne Cluster, mit denen die Bewohner von Kor’Aron noch nie in Kontakt getreten waren, nicht einmal jene, die weit herumkamen, weil sie über einen Eponen geboten.
    Nein, es war Unsinn: Manak mochte der letzte Weise dieser Gegend gewesen sein, aber gewiss nicht der letzte der ganzen Welt!
    Sie setzten ihren unterbrochenen Weg fort und erreichten wenig später einen der vielen Zugänge zum Cluster.
    Das Leuchten nahm sie in sich auf. Es schmerzte nicht in den Augen, sondern schien die Sinne in einer Weise zu schärfen, wie Taro es noch nie erlebt hatte.
    »Mater?«
    Ohne innezuhalten sagte Cana mit ihrer Geiststimme: »Ja, ich spüre es auch. Der strahlende Schein bereichert unseren Geist. Aber er wird nicht andauern.«
    »Wie lange währte er beim Tod des Weisen von El’Vun?«
    »Nicht länger als eine Nacht.«
    Taro empfand Bedauern darüber. Das Licht stimulierte verborgene Kräfte. Nie hatte sich Taro beflügelter gefühlt.
    Vor ihnen tauchten die ersten Cluster-Bewohner auf. Für einen Moment glaubte Taro, Jinu in der Menge zu erspähen. Aber im Näherkommen erkannte er seinen Irrtum. Es war nur irgendein Mädchen, das vage Ähnlichkeit mit der Frau seines Herzens hatte.
    »Ist das Taro?«, hörte er eine ältere Frau fragen, die er vom Sehen her kannte. »Er ist seinem Vada wie aus dem Gesicht geschnitten. Beim verschwundenen Mond – wie groß er geworden ist! Das letzte Mal, als ich ihn sah, trug er noch eine Kennung am Hals, um nicht verloren zu gehen. Wie lange ist das her? Zehn Jahre? Zwölf?«
    Cana lächelte stolz. »Lange. Ziemlich lange, glaube ich. Morgen ist bereits sein großer Tag. Er ist so gut wie erwachsen. Bei der morgigen Initiierung wird er einen Eponen erwählen.«
    »Er gehört zu dem Jahrgang, der vorgesehen war?«
    »War?« Taro hatte sich bislang zurückgehalten, doch nun wurde er hellhörig. »Warum ›war‹?«
    Statt sich an Taro zu wenden, richtete die Frau ihre Antwort an Cana. »Habt ihr nicht Ventors Worte vernommen? Die rituelle Bewährung wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Wegen Manaks Ableben. Der Verkünder rief für morgen offiziell einen Gedenktag aus. Es wäre unverzeihlich, wenn so getan würde, als wäre nichts geschehen. Niemand weiß, wie es mit Kor’Aron weitergeht. Zunächst muss ein neuer Prinzipal ins Amt gehoben werden. Dein Sohn muss sich wohl noch ein wenig gedulden.
    Und die Eponen werden schon nicht
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