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Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich

Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich

Titel: Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich
Autoren: Manfred Weinland
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Chamäleon-Substanz gekommen war, nur als vager Umriss zu erkennen – und auch nur dann, wenn das Sonnenlicht in einem bestimmten Winkel darauf fiel.
    Taro konzentrierte sich – und glaubte die »unsichtbare« Faust diesmal zu sehen, wie sie auf ihn zuschoss. Er duckte sich – und wurde gegen das Ohr getroffen, was einen so heftigen Schmerz nach sich zog, dass er aufstöhnte und für eine Weile außer Gefecht gesetzt war.
    Mit aller Kraft bekämpfte er die Schwärze vor seinen Augen und ließ seine Fäuste zum längst überfälligen Gegenschlag ausholen.
    Doch in dem Moment zischte einer der Mitanwärter: »Achtung – Priester!«
    Taro konnte sich gerade noch bremsen. Statt zuzuschlagen, stemmte er sich vom Boden hoch, schüttelte sich wie ein nasses Wogun und schob sich hinter einen der größeren Mitschüler, während er mit der Hand über sein Gesicht tastete.
    Das linke Auge war geschwollen, die Trübung hielt an.
    Als er hinter sich blickte, sah er Nier, wie er sich ebenfalls zu anderen Kandidaten gesellte und in die Richtung blickte, aus der sich Eloy und Forg näherten, die beiden Prana-Priester, die sie in allen Belangen unterrichtet hatten, die sich als hilfreich erweisen konnten, wenn es zur eigentlichen Eponen-Jagd kam.
    Wobei weder Eloy noch Forg das Wort »Jagd« je in den Mund genommen hatten. Sie hatten stets betont, dass ein Epone, so man seine Gunst errang, niemals wie ein Besitz oder eine Beute betrachtet werden durfte, sondern stets als gleichwertiger Partner. Es hatte schon Fälle gegeben, in denen sich ein Epone von seinem Reiter wieder losgesagt hatte. Falls dies in großer Höhe passierte, hatte Forg mahnend zu bedenken gegeben, konnte dies den sofortigen Tod des Reiters nach sich ziehen.
    Als Taro dies gehört hatte, war er über die Maßen erschrocken, weil er unwillkürlich eine Verbindung zum ungeklärten Schicksal seines Vadas hergestellt hatte, die da lautete: Konnte es sein, dass auch Rano einst von seinem Eponen im Stich gelassen worden war und deshalb sein Leben verloren hatte?
    Taro verdrängte die bitteren Gedanken. Wie alle anderen lauschte er den beiden Priestern, die wenige Schritte von ihnen entfernt stehen blieben und ihnen noch einmal den Grund erklärten, warum der Wettstreit um die Eponen hatte verschoben werden müssen.
    Den Kampf zwischen Taro und Nier schienen sie nicht bemerkt zu haben, und zu Taros Erstaunen erklärten sie, dass sich der Termin für die Initiierung nur unwesentlich geändert hatte.
    Der Ritus würde in zwei Tagen stattfinden.
    Die Nachricht sorgte für unterschiedliche Reaktionen. Die Mehrzahl der Anwärter war erfreut, aber von mancher Miene ließ sich auch Anspannung und Sorge ablesen. Taro gehörte zur Fraktion der Zauderer, was er tags zuvor noch nicht für möglich gehalten hätte. Da hatte er dem Ritus noch entgegengefiebert, um sich zu beweisen. Um Jinu zu gewinnen – über alle Konventionen hinweg.
    Taro spürte, wie sich sein Magen bei dem Gedanken an Jinu zu einem kalten Knoten zusammenzog.
    Nachdem Eloy und Forg ihre Schützlinge auf ihren großen Tag eingeschworen und ihnen noch einmal vor Augen geführt hatten, worauf es ankam, um eine zeitlebens dauernde Symbiose mit einem Eponen einzugehen, zogen sie sich wieder in das Schulgebäude zurück.
     
    *
     
    Taro erwartete nach dem Abgang der Prana-Priester eine Fortsetzung seiner Auseinandersetzung mit Nier. Doch dann tauchten die Jugendlichen auf, mit denen er sich am Vortag in der Nähe von Jinus Heim herumgetrieben hatte, und Taro sah, wie er sich zu ihnen begab und mit ihnen von dannen zog. Sein zeitweise unsichtbar gewordener Arm war inzwischen wieder zum Vorschein gekommen.
    Taro kehrte zu der Stelle zurück, wo Nier die Schleiche gequält hatte, der es aus unerfindlichen Gründen offenbar nicht gelungen war, sich rechtzeitig unter den Schutz ihrer Chamäleon-Fähigkeit zurückzuziehen. Vielleicht war sie schon vorher angeschlagen gewesen und hatte ihre Fähigkeit nicht so selbstverständlich einsetzen können wie sonst.
    Taro suchte eine Weile nach Spuren des Tieres, wurde aber nicht fündig. Schließlich machte er sich auf den Heimweg.
    Unterwegs schnappte er hier und da Äußerungen von Erwachsenen auf, die sich selten um das verschobene Initiierungsfest drehten, dafür umso häufiger um den Tod des Prinzipals.
    Offenbar wurde Ventor als Nachfolger gehandelt, was Taro nicht weiter überraschte. Allerdings ließ es ihn auch nicht kalt. Dachte er an Ventor, dachte er zwangsläufig
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