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Sternenfaust - 182 - Handlanger der Gemini (1 of 2)

Sternenfaust - 182 - Handlanger der Gemini (1 of 2)

Titel: Sternenfaust - 182 - Handlanger der Gemini (1 of 2)
Autoren: Guido Seifert
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– sollen wir es riskieren?«, wollte Ash wissen.
    »Die Regierung der Solaren Welten sollte in jedem Fall informiert werden.«
    »Eine zweite Chance wird es nicht geben. Wenn wir auffliegen …«
    »Keine Sorge, ich kenne den Transceiver ganz gut. Es handelt sich um das Far-Horizon -Modell BST-811-D. Ich denke, ich kriege das hin, ohne dass es jemand bemerkt«, entgegnete Walter.
    »Also schön«, sagte Ash. »Wir machen’s.«
    »Na wunderbar«, meinte von Schlichten und knackte mit dem Dessertlöffel die Zucker-Patina seiner Crème brülée.
     
    *
     
    Far-Horizon-Forschungsanlagen
    An der Marsoberfläche
    Amazonis Planitia
    23. Juli 2258, 16:49 MST
     
    Ash konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen – angesichts des Unsinns, den Walter in das rezeptive Akustikfeld des Bergstrom-Transceivers sprach.
    »Nein, dieser Auffassung sind wir nicht. Wir tendieren eher dazu, die Mortalität der Shisheni-Klone in einen Zusammenhang mit der besonderen Mental-Struktur dieser Spezies zu bringen.«
    Walter sprach mit Nummer 201, dem wissenschaftlichen Leiter der Klon-Forschungsgruppe Reptiloide auf der Erde. Mit einem Seitenblick sah Ash, wie Walter in bewundernswerter Abgebrühtheit den Touchscreen des Transceivers traktierte, während er Nummer 201 einen Quatsch nach dem anderen servierte. Walter hatte es als sicherer empfunden, die Manipulation der Bergstrom-Funkanlage während ihres Betriebs vorzunehmen, da nicht klar war, inwieweit sie hier im Labor beobachtet wurden.
    »Nein, nein – ich meine etwas anderes«, sagte Walter, während sein Blick auf den Touchscreen gerichtet war, über den er den BST-811-D manipulierte. Walter hatte Ash erklärt, dass das Gerät automatisch einen täglichen Funktionstest durchführte, der nicht länger als eine halbe Sekunde dauerte. Bei Bedarf folgte eine Kalibrierung, die nochmals eine halbe Sekunde in Anspruch nahm. Genau diese halbe Sekunde galt es zu nutzen.
    »Ich will darauf hinaus«, salbaderte Walter jetzt, »dass die elfjährige Phase eines Shisheni als Physischer Helfer ein Licht auf ihre besondere Mentalstruktur wirft. In dieser Zeit streben sie nach umfassendem Wissen und durchlaufen sämtliche Künste und Wissenschaften. Ich glaube, dass dieses Streben genetisch in ihnen verankert ist. Der Shisheni- Klon aber wird dieser wichtigen Phase beraubt. Zwar wird sein genetisch verankertes Streben nach Perfektion durch die perfekte Gemini-Gesellschaft teilweise aufgefangen« – Ash musste all seine Beherrschung aufbringen, ein ausdrucksloses Gesicht zu bewahren – »aber er wird sogleich als bloßer Spezialist integriert, ohne dass er die Möglichkeit erhält, seinem Drang nach umfassenden Kenntnissen nachzukommen.«
    Ash versuchte, nicht mehr hinzuhören und sich wieder seiner eigenen Programmierung zuzuwenden. Walter hatte Ashs Arbeitsstation – ebenfalls ein Produkt von Far Horizon – so manipuliert, dass das Log den Aufruf verschiedener Datenbank-Seiten und das Abfassen einiger nichtssagender Notizen verzeichnete. In Wahrheit war Ash damit beschäftigt, ein Programm zu schreiben, welches die freigewordenen Tarn-Naniten zu den neu generierten Basen leitete und deren Struktur so veränderte, dass sie von den DNA-Ligasen nicht mehr erkannt wurden. Wenn es so lief, wie Ash sich das dachte, würde die Funktionalität des HIVE-Implantats sogar wesentlich schneller einbrechen als bei den Shisheni-Klonen.
    »Wieso absurd?«, fragte Walter jetzt scheinheilig. »Ich finde es durchaus nicht abwegig, dass der möglicherweise unbewusst erlebte mentale Konflikt ernsthafte physische Folgen nach sich zieht. Wir sollten uns hüten, von der direkten und unverblümten Art eines Shisheni auf eine unempfindliche, sozusagen zementierte Psyche zu schließen. Ich denke immer, dass wir die Sensibilität eines Shisheni – und damit auch eines Shisheni-Klons – nicht unterschätzen dürfen.«
    »Wir« ist gut , dachte Ash. Er sah, wie Walters Finger ein paar letzte, fast spielerische Hüpfer über den Touchscreen vollführten und dann zum Stillstand kamen. Walter sah ihn an und hob seinen Daumen in die Luft. Er hatte es also geschafft. Sobald der Bergstrom-Funktransceiver seinen nächsten automatischen Funktionstest durchführen würde, würde das Geräte-Log nicht nur diesen, sondern auch eine halbsekündige Kalibrierung verzeichnen. In Wahrheit würde genau zu diesem Zeitpunkt ein geraffter und codierter Funkspruch abgesetzt worden sein, der sowohl von Schlichtens Anfrage an die Exilregierung als
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