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Sternenfaust - 182 - Handlanger der Gemini (1 of 2)

Sternenfaust - 182 - Handlanger der Gemini (1 of 2)

Titel: Sternenfaust - 182 - Handlanger der Gemini (1 of 2)
Autoren: Guido Seifert
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Wohnraum zurück und legte frische Unterwäsche an. Dann nahm er seinen graublauen Overall vom Haken und stieg hinein. Die Besatzer gaben ihm nichts anderes als dieses Kleidungsstück, das ihn als Angehörigen des Gemini-Personals kennzeichnete. Auf der Brust prangte ein Kreisemblem mit dem Buchstaben H, der für das HIVE stand – für das alle Gemini steuernde und beherrschende Bewusstsein, das sogar ihn – Ash – für kurze Zeit auf dem Planeten Gemini Prime kontrolliert hatte. Doch das Gemini-Implantat in seinem Kopf war zerfallen, und seine Peiniger hatten glücklicherweise darauf verzichtet, die Operation zu wiederholen.
    Im unteren Bereich des Abzeichens befand sich die Ziffer 9, und kein Gemini hatte Ash je anders als mit den Worten »Nummer Neun« angesprochen. Nein, das war nicht ganz richtig – der Klon von Dana Frost hatte ihn einmal Ash genannt … Er schüttelte den Kopf, um den Gedanken abzuschütteln, und zog sich Socken und Stiefel an.
    Ash erhob sich und stand eine Weile unschlüssig in der Mitte des Raums. Schließlich entschied er sich dann doch für das, was er bislang fast jeden Tag getan hatte, seit er auf den Mars verschleppt worden war: Mars Town zu durchstreifen, in der Hoffnung, auf bekannte Gesichter zu stoßen und an neue Informationen zu gelangen.
    Ash berührte den Türsensor und verließ sein Appartement.
    Er stiefelte den drei Meter breiten Gang hinunter, der in regelmäßigen Abständen beiderseits Appartementtüren aufwies. Zwei Minuten später erreichte Ash einen der zehn Meter breiten Zentralgänge.
    Es waren schon einige Menschen auf den Beinen – Zivilisten, Einwohner von Mars Town, die ihre gewöhnliche Straßenkleidung trugen. Es handelte sich bei ihnen nicht um Klone, wie Ash sicher annehmen durfte, denn jeden, den die Gemini replizierten, steckten sie in jenen graublauen Standard-Overall, den auch Ash tragen musste. Doch Ash war kein Klon – er war ein Original. Höchstbegabte wie Ash funktionierten einfach besser im Original.
    Wie schon so oft zuvor nahm Ash die angstvollen Blicke war, mit denen er für Sekundenbruchteile bedacht wurde, ehe die Passanten ihren Kopf rasch abwandten und in möglichst weitem Abstand an ihm vorübergingen. In den ersten Wochen seines Aufenthalts in Mars Town hatte Ash noch versucht, mit den Zivilisten ins Gespräch zu kommen, hatte immer wieder versichert, dass er kein Gemini und kein Klon sei, doch das Misstrauen und die Angst der unterjochten Bevölkerung hatten jeden vertraulichen Kontakt unmöglich gemacht.
    Mittlerweile marschierte Ash nur noch eckig wie ein Roboter die Gänge entlang und nahm die Passanten kaum mehr wahr.
    Sie hatten ja recht damit, ihm, den sie für einen Gemini halten mussten, aufs Tiefste zu misstrauen. Sie fragten sich, was mit jenen Menschen, die über Nacht verschwanden und schon bald darauf als graublau gewandete Gemini-Klone wieder auftauchten, geschehen war. Das Schreckliche, das sie vermuten mussten, vermutete auch Ash. Denn er hatte auf Gemini Prime erlebt, wie Nummer Eins erklärt hatte, einen instabilen Van-Deyk-Klon schlicht »entsorgen« zu wollen { * } . Alle »lebensunwerten Individuen«, wie Nummer Eins sich ausgedrückt hatte, hatten in der Gemeinschaft der Gemini keinen Platz.
    Was sie tatsächlich mit den Menschen im Solsystem anstellten, war allerdings nicht bekannt, da sämtliche Medien von den Gemini gleichgeschaltet worden waren. Die Solare Exilregierung, die GalAb und das Star Corps hatten sicherlich verlässlichere Informationen, doch Ash hatte hier in Mars Town keinen Zugang zu solchen Erkenntnissen.
    Immerhin war klar, dass die Originale der Klon-Wesen für die Gemini unbrauchbar waren, da sie über kein HIVE-Implantat verfügten, das bei der Replizierung automatisch im Kortex des Klons generiert wurde. Und eine nachträgliche Implementierung im Schädel eines Originals hatte sich aus verschiedenen Gründen als nicht praktikabel erwiesen. Ash selbst hatte diese Erfahrung gemacht – seine Abwehrkräfte hatten das biologische Implantat schließlich zersetzt.
    Ash erreichte die Pynchon-Avenue, einen weiteren zehn Meter breiten Zentralgang. Hier gab es zwei Laufbänder in der Gangmitte, welche die Passanten in beide Richtungen transportierten. Ash bestieg das Band Richtung Tycho-Brahe-Plaza und erlebte nicht zum ersten Mal, wie ein Passant vor ihm ein paar Mal nervös über die Schulter schaute, um nur wenige Sekunden später vom Band zu steigen, als ob der abzweigende Nebengang schon immer
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