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Sternenfaust - 179 - Zwei Schicksale für Shesha'a

Sternenfaust - 179 - Zwei Schicksale für Shesha'a

Titel: Sternenfaust - 179 - Zwei Schicksale für Shesha'a
Autoren: Andreas Suchanek
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sarkastisch.
    Michael blickte sie nachdenklich an. »Dana, wir sind hier unter uns. Ganz privat. Lassen Sie uns offen miteinander sein.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »Ich dachte, das wären wir sowieso immer gewesen.«
    »Sie werfen mir noch immer vor, dass ich meine Befehle ausgeführt habe.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
    »Es mag unsinnig klingen«, gab Dana zu. »Aber ja, genau das tue ich. Wie oft waren wir gemeinsam in ähnlichen Situationen, an Bord der STERNENFAUST I. Und stets haben wir den Ermessenspielraum, den uns die Befehle ließen, zu nutzen gewusst, wenn wir glaubten, dadurch Leben zu retten.«
    Der Blick von Michael schweifte ab. Gedankenverloren schlug er die Beine übereinander. »Sie verstehen es noch immer nicht, Dana.«
    »Was verstehe ich nicht?«
    »Ich habe nicht blind Befehle befolgt. Ich habe sie befolgt in der Überzeugung, das Richtige zu tun.«
    »Dann haben wir unterschiedliche Sichtweisen von richtig und falsch.«
    Captain Tong nickte. »Wie Sie selbst schon eingeräumt haben: Alles wird anders, sobald man ein eigenes Kommando hat. Als Beobachter kann man leicht kritisieren und hinterfragen.«
    »Ich bin nicht nur ein Beobachter, und das wissen Sie. Ich war bereits selbst Captain eines Schiffes.«
    »Doch jetzt sind Sie es nicht mehr.« Captain Tong beugte sich auf seinem Schreibtisch nach vorne und blickte Dana scharf an. »Und vielleicht ist genau das in Wahrheit das Problem.«
    »Ich verstehe nicht ganz.«
    »Der STERNENFAUST-Zwischenfall hat Sie verändert«, stellte er fest. »Sie haben gute Offiziere verloren, Menschen, die Ihnen nahe standen.« Bevor Dana darauf etwas erwidern konnte, fuhr Michael fort. »Deshalb haben Sie kein eigenes Kommando mehr und verbringen ihre Zeit mit Lehrgängen auf Ganymed. Das ist Ihr gutes Recht. Aber ich denke nicht, dass es Ihnen aus dieser Position heraus zusteht, mein Handeln infrage zu stellen.«
    Dana spürte, wie sie im Gesicht rot anlief. »Ich war lange vor Ihnen Kommandant. Wäre ich mit der STERNENFAUST in der gleichen Situation gewesen, hätte ich nicht geschossen. Ich kenne mich gut genug, um das zu wissen.«
    »Und ich kenne Sie gut genug, um zu wissen, dass Ihr Platz nicht hinter einem Rednerpult in einem Hörsaal ist.«
    Dana seufzte tief. Natürlich wusste sie längst, dass Michael recht hatte. Genau deshalb hatte sie sofort ihren Lehrauftrag unterbrochen, um Michael auf der AMSTERDAM zu begleiten. Seit sie den aktiven Dienst verlassen hatte, fehlte ihr etwas, empfand sie eine tiefe Leere, die bisher nichts zu füllen vermocht hatte.
    Ihr fehlte ein Schiff, mit dem sie hinausfliegen und die Arbeit tun konnte, die ihr ein tiefes Bedürfnis war. Nach einer Weile räusperte sie sich und schenkte ihm ein schiefes Grinsen.
    »Ich denke, es ist an der Zeit, mich mit Admiral Takato in Verbindung zu setzen.«
    »Soll es wieder ein Sondereinsatzkreuzer werden?«, wollte Captain Tong wissen.
    »Ich weiß nicht recht«, sagte Dana nachdenklich. »Ich denke, diesmal sollte es etwas Größeres sein.«
    »Auf eine solche Chance warten manche Offiziere ein Leben lang erfolglos.«
    »Wussten Sie das nicht? Ich plane, eines Tages unsterblich zu werden, ich habe also Zeit.« Dana nickte ihrem ehemaligen Ersten Offizier zu, dann erhob sie sich, um den Bereitschaftsraum zu verlassen.
    »Dana«, sagte Michael Tong schließlich. »Halten Sie mich nicht für einen blinden Befehlsempfänger. Es ist nur wenige Wochen her, da habe ich gegen den ausdrücklichen Befehl des Star Corps einigen genetischen Flüchtlingen geholfen, den Drei Systemen zu entkommen und dabei sogar Schiff und Crew riskiert. Dadurch habe ich mir einen Eintrag in die Personalakte eingehandelt, der wahrscheinlich dazu führen wird, dass ich die nächsten zwanzig Jahre die AMSTERDAM kommandieren darf.«
    Dana lächelte leicht. »Vielleicht hätte ich in genau diesem Fall völlig anders gehandelt.«
    »Das bezweifle ich«, erwiderte Michael.
    Langsam schritt Dana durch den Konferenzraum, der sich direkt an den Bereitschaftsraum anschloss und trat durch das Schott auf die Brücke. Die anwesenden Offiziere blickten beim Zischen des Schotts kurz auf, wandten sich dann jedoch wieder ihrer Arbeit zu. Dana ließ den Blick über das geordnete Chaos schweifen und lächelte. Ja, sie hatte es in der Tat vermisst.
    In einer seltsamen Stimmung aus Trauer, Verbitterung und neuem Elan machte sie sich auf den Weg in ihr Quartier. Dort rief sie die Sternenkarten auf und suchte nach einem
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