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Sternenfaust - 140 - Chimären-Tanz

Sternenfaust - 140 - Chimären-Tanz

Titel: Sternenfaust - 140 - Chimären-Tanz
Autoren: Anonymous
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Anblick gab es bislang keine Nachricht von den Belagerern, die die MERCHANT II umzingelten.
    Savanna trommelte ungeduldig mit den Fingern auf der Lehne ihres Stuhls. »Soll das ein Witz sein oder was? Die schicken uns das Bild einer … Puppe?«
    Toler gab ein spöttisches Lachen von sich. »Und sonst üben sie sich im Schweigen.«
    Sonda tat es ihren Feinden gleich und sagte kein Wort. Harry entging nicht, dass ihr Gesicht verkniffen und ihre Lippen zu einem dünnen Strich zusammengepresst waren.
    Konnte man das als ein Zeichen ihrer allgemeinen Nervosität werten? Oder wusste die J’ebeem am Ende, was dieses Puppen-Abbild bedeutete? War sie einem Bild wie diesem schon einmal begegnet?
    Aus seinem Gedächtnis kramte Harry blasse Erinnerungen an einen alten heidnischen Kult auf der Erde, der mit solchen Puppen arbeitete. Wie hieß dieser Brauch doch gleich? Woohu? Pfudoo? Und hatten diese Priester tatsächlich derartige Bilder an ihre Feinde gesandt, um ihnen böse Gedanken auf den Leib zu hetzen? Oder verwechselte er da etwas?
    Ein Lachen riss ihn aus seinen Grübeleien. Doch keiner aus seiner Mannschaft hatte es von sich gegeben. Tatsächlich handelte es sich um das erste akustische Lebenszeichen ihrer Belagerer – und es klang höhnisch, herablassend und triumphierend zugleich.
    »Hallo Mister Chang.«
    Die Stimme war tief und rau. Sie war eindeutig durch einen Rechner verändert und künstlich verzerrt worden. Es klang, als würden diese Worte aus dem blechernen Mund eines Roboters dringen.
    Was Harry wiederum dazu veranlasste, spontan zu demonstrieren, dass er sich durch solche Spielereien nicht einschüchtern ließ. »So eine schöne, weiche Stoffpuppe«, sagte der Kapitän der MERCHANT deshalb, »und doch so eine metallisch-krächzende Stimme? Sieht nach einer ganz miesen Animation aus. Einfallslos, meiner Meinung nach.«
    Wenn er jedoch geglaubt hatte, damit seinen unbekannten Gesprächspartner aus der Reserve locken und vor den Kopf stoßen zu können, sah er sich getäuscht. »Das Amüsement wird Ihnen noch vergehen, Mister Chang. Dennoch freut es mich, dass Sie so guter Laune sind. Das wird sich bald ändern. Sie haben keine Chance.«
    Womit diese elende Puppe wohl recht haben dürfte , dachte Harry, schwieg aber verbissen. Das würde er nicht einmal in der Sekunde vor einem tödlichen Feuerstoß zugeben.
    »Eins meiner Schiffe wird an die MERCHANT andocken«, erfuhr er über Funk.
    J. T. Toler ergriff das Wort. »Ich werde keine Enterung zulassen!«
    Das Bild der Puppe blieb nach wie vor starr und unbeweglich. »Sie hätten zwar keinerlei Möglichkeit, mich am Eindringen zu hindern – aber bitte, ich bin kein Unmensch und gönne Ihnen Ihren Trotz, Mister James Tiberius … wie war doch noch der Nachname?«
    Als ob du das nicht genau wüsstest , durchfuhr es Harry. Toler gab nur ein »Pah!« von sich.
    »Es kommt mir ohnehin zupass«, fuhr der Fremde fort. »Mister Chang, ich werde nicht auf die MERCHANT kommen – stattdessen erwarte ich Ihren Besuch bei mir. Ich freue mich schon. Alles ist vorbereitet.«
    Harry fühlte, wie ihm das Blut aus den Wangen wich. Das wollte ihm gar nicht gefallen. Dennoch versuchte er, ruhig zu bleiben und weiterhin den Patzigen zu spielen. »Ich trinke meinen Tee am liebsten heiß. Und ohne Süßungsmittel, bitte. Vor allem keine Chemischen.«
    Diesmal dauerte es einige Sekunden bis zur Antwort. »Genug davon!« Der andere klang verärgert, was Harry und wohl auch alle anderen an Bord grimmig erfreute. »Sie kommen mit erhobenen Händen an Bord meines Schiffes, Chang, und befolgen dort alle Anweisungen! Dann geschieht Ihnen nichts.«
    »Klingt nach einem fairen Deal«, meinte Harry. Was blieb ihm auch anderes übrig?
    »Ich erwarte Sie«, kündigte die künstlich verzerrte Stimme an. Selbst diese drei Worte klangen wie ein schneidend vorgetragener Befehl. Offenbar war es der Unbekannte gewohnt, dass alle sprangen, wenn er pfiff.
    Im selben Moment kollabierte das Bild der Puppe auf dem Display. Für einen Augenblick flimmerte noch ein Farbenwirbel darüber, dann herrschte dort tiefe Schwärze.
    Sonda Katar ergriff das Wort. »Um Missverständnissen vorzubeugen – ich war es, die die Verbindung soeben gekappt hat. Nun sind wir ungestört. Ich habe den Stecker gezogen, sozusagen.
    Wer auch immer dort drüben sitzt, er wird uns nicht länger zuhören können.«
    »Was gibt es noch groß zu bereden?«, fragte Harry. »Zunächst mal müssen wir abwarten, was in dem anderen
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