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Sternenfaust - 140 - Chimären-Tanz

Sternenfaust - 140 - Chimären-Tanz

Titel: Sternenfaust - 140 - Chimären-Tanz
Autoren: Anonymous
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witterte in die noch recht kühle Morgenluft.
    Ein Palpek hielt sich ganz in der Nähe auf. Zweifellos; er war sicher, dass er sich nicht täuschte. Das Raubtier verhielt sich jedoch völlig still. Das Palpek lauerte, war wohl selbst erschrocken über das Knacken und hielt sich bereit, binnen eines Sekundenbruchteils zur Flucht anzusetzen.
    Also musste sich noch mehr in der Umgebung abspielen. Die Palpeks waren bis vor Kurzem die uneingeschränkten Herren der Fauna dieses Planeten gewesen. Das jedoch hatte sich in den letzten Monaten und Jahren grundlegend geändert.
    Scott I. Caldwell öffnete den Mund, ganz vorsichtig und langsam, als könnte sein Gegner selbst diese Bewegung wahrnehmen. Ganz unwahrscheinlich war dies tatsächlich nicht; schon der Temperaturunterschied durch seine innere Erregung konnte ein verräterisches Signal sein.
    Er schob die Zunge über die Lippe, bis die Spitze die Kühle des Windes fühlte. Dabei schälten die Schneidezähne einen gelblichen Belag von der Zunge.
    Die feinen Rezeptoren der Zungenspitze nahmen ein süßliches Aroma auf. Dabei handelte es sich um Blut – das Blut eines wilden, jungen Raubtieres. Ein Ekim vielleicht. Möglicherweise auch ein L’ehomas.
    Das verhieß gar nichts Gutes. Etwas war unterwegs in dieser Region des Urwalds – viel zu nahe. Etwas, vor dem sich eines der gefährlichsten Tiere dieser nicht gerade gastlichen Welt fürchtete … und das darüber hinaus eines der mutierten Monstren getötet und als letzte Mahlzeit verspeist hatte.
    Caldwell spannte jeden Muskel an. Drehte sich langsam um. Und sah genau das, was er erwartet hatte.
    Ein riesiger Körper löste sich aus dem Dickicht, ein gewaltiger, dunkler Schatten, in dem Augen wie die Herzen von glühenden Kohlestücken funkelten.
    Das Ding kam näher und würde ihn in weniger als zwei Sekunden zerfleischen. Caldwell stieß sich ab, schlug einen rückwärtigen Salto und klatschte in den See.
    Er hörte ein Knurren und Brüllen. Das Geräusch, mit dem unterarmlange Klauen durch die Luft zischten, ging ihm durch Mark und Bein. Dann schlug das Wasser über ihm zusammen, und er tauchte in eine eigene Welt ein. Gespenstische Stille umgab ihn in den trägen und dickflüssigen Fluten.
    Es war unangenehm heiß. Seine Haut prickelte, und es brannte in seinen Augen.
    Einen Vorteil allerdings hatte diese Radikalkur: Sein neues Organ wurde freigespült. Nun würde sich zeigen, ob es etwas taugte. Denn es konnte nicht mehr lange dauern, bis …
    Gewaltige Wasserstrudel zerrissen sein Sichtfeld. Der monströse Leib des Angreifers tauchte in das Wasser des Sees. Luftblasen perlten aus dem gewaltigen Maul.
    Caldwell blieb innerlich eiskalt und tauchte tiefer. Gegen das Monstrum besaß er im direkten Kampf keine Chance. Eine Möglichkeit gab es dennoch: Er musste den einzigen Vorteil ausnutzen, der sein Überleben sichern konnte – seinen Verstand.
    Also trieb er sich mit kräftigen Schwimmzügen dem Grund des Sees entgegen. Mit einem Willensakt entfaltete er die transparenten Schwimmhäute zwischen seinen Fingern.
    Schneller!
    Es musste schneller gehen!
    Er schloss alle Augen bis auf das Neue und drehte den Kopf ein wenig. Seinen Gegner erkannte er nur als schwarze, lichtlose Silhouette im milchig-trüben Wasser.
    Das Monstrum war nahe.
    Viel zu nahe!
    Etwas schoss auf ihn zu, etwas Langes, Dünnes … und wickelte sich blitzschnell um seinen rechten Oberarm.
    Das tentakelartige Ding schnitt in seine Haut, der Schmerzimpuls jagte bis in seine Fingerspitzen.
    Doch der Schmerz war nicht so schlimm für Caldwell wie das Bewusstsein, dass er gefangen war. In den Klauen einer mörderischen, mutierten Chimäre. Und noch dazu unter Wasser, wo selbst ihm früher oder später die Luft ausgehen würde …
     
    *
     
    Eine kleine Puppe grinste Harry Chang entgegen.
    Sie war aus einfachem Jutestoff gefertigt. Als Augen dienten zwei schwarze, kreisrunde, viel zu große Knöpfe, deren Ränder leicht wellig geformt waren. Das kleine Loch in der Mitte konnte man sogar als Pupille interpretieren.
    Rote Punkte markierten rosige Wangen, und der Mund war ein breit grinsendes Etwas; in seiner Mitte waren zwei überlange Schneidezähne aufgemalt. Eine Nase besaß das Puppengesicht nicht. Die Haare bildeten strähnige, an den Spitzen zerfranste Wollfäden.
    Fassungslos schaute Harry auf dieses Standbild, das per Funk von den fremden Schiffen in die Zentrale übertragen wurde. Außer diesem in dieser Situation durchaus grotesk zu nennenden
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